Ein geregelter Job, Spass bei der Arbeit, eine Ausbildung, die vor allem aus Spielen besteht, regelmässige Weiterbildung, Ferien mit dem Teamkollegen: Ein CITES-Spürhund hat es nicht schlecht getroffen – und leistet einen wichtigen Beitrag für den Artenschutz, zeigte das Grenzwachtkorps bei einer Demonstration am Montagmorgen.
Montagmorgen im Zolli. Fünf Hunde des Grenzwachtkorps samt Hundeführer warten am Eingang auf ihren Einsatz. Eine Ausnahme im Zoologischen Garten Basel, in dem mit Ausnahme von Blindenhunden sonst keine Hunde erlaubt sind. Sie wollen in einer Demonstration zeigen, wie ein Artenschutz-Spürhund ausgebildet wird und was er im Dienst tut.
Zunächst bemüht man sich um Contenance. Mit der ist es allerdings bald vorbei. Die Stimmung ist ausgelassen. Ungefähr so, wie wenn ein Hundeeigentümer an einem langweiligen Sonntagnachmittag endlich die Hundeleine zur Hand nimmt.
Begeistert bei der Arbeit
Ein paar Minuten später springt der Schäferhundrüde «Winner» begeistert in seine Arbeitskleidung – ein spezielles Halsband, das ihm anzeigt, das nun die Arbeit beginnt. Seine Aufgabe: Haut, Haare, Fell und andere Produkte bedrohter Tierarten im Reisegepäck von Touristen zu finden.
Lange braucht er dazu nicht. Nach wenigen Sekunden hat er das Gesuchte – eine Geruchsprobe – gefunden. Zur Belohnung darf er ausgiebig mit seinem Hundeführer spielen. Gesucht hat er dabei eigentlich nur sein Spielzeug, eine etwa 30 Zentimeter lange Rolle aus weissem Frotteestoff, das ihm vom Hundeführer hingehalten wird.
Die Szene ist gestellt, sieht aber in der Realität ähnlich aus. Beschäftigt sind Winner und seine Kollegen Yukon, Ejax, Gonzo und die Hündin Unique sonst eher auf Flughäfen. Als CITES-Spürhunde durchsuchen sie Gepäck und Personen nach allem möglichen: Kaviar, Nashornpulver, Elfenbein, seltene Orchideen, Pelzmäntel und lebende Tiere.
Die Spürhunde machen dabei einen wichtigen Job im Einsatz für den Artenschutz. Der Handel mit bedrohten Arten ist ein Milliardengeschäft. Schmuggel von wilden Tieren und Pflanzen sowie der Güter, die aus ihnen gewonnen werden, macht laut Schätzungen des UNO-Umweltprogramms (UNEP) einen Jahresumsatz von mindestens sieben, möglicherweise gar 23 Milliarden Dollar.
Auf der Suche nach Schmuggelware
Im CITES-Abkommen (Convention of International Trade in Endangered Species), besser bekannt als Washingtoner Artenschutzabkommen, sind mehr als 5000 Tier- und 29’000 Pflanzenarten gelistet, deren Produkte vom Handel ausgeschlossen sind oder nur mit Sondergenehmigung eingeführt werden dürfen. Gar nicht so selten finden Winner und seine Kollegen auch lebende Tiere wie Vögel und Schildkröten. Oft landen diese dann im Zolli, der auch die Geruchsproben für die Ausbildung von Spürhunden zur Verfügung stellt.
Die Demonstration wird wiederholt. Die Vierbeiner und ihre zweibeinigen Kollegen vom Grenzwachtkorps finden Schlangenhaut, ein Nashorn und einen Mantel aus Wolfspelz, mit dem das Testgepäck präpariert wurde. Der Hundeführer muss dabei aufmerksam bleiben. Hunde lernen zwar, dass sie Funde nicht aufgreifen dürfen, manchmal ist aber auch ein Hund nur ein Hund. «Schlangenhaut mögen sie manchmal gerne», sagt Anton Zumstein, technischer Leiter des Diensthundewesens in der Region Basel.
Dieser Wolfpelz wurde von den Berufssuchern in wenigen Sekunden erschnüffelt. (Bild: Daniela Gschweng)
Ein Suchhund hat eine ein- bis zweijährige Grundausbildung hinter sich, in der er vor allem eins tut: Spielen. Mehrere Stunden am Tag. Dabei lernt er Grundfertigkeiten wie Verteidigung, Fluchtverhinderung, Personensuche und die Suche nach Gegenständen. Für CITES-Hunde kommt eine Spezialausbildung dazu, in der ein Hund lernt, sein Spielzeug, die Frotteerolle, mit einem bestimmten Geruch zu verbinden und es wiederzufinden. Zehn «Grundschablonen» beherrscht er danach, etwa 70 Gerüche kann er unterscheiden. «Plus Kakteen», sagt Ausbilder Ladori.
Zweitkompetenzen sind gefragt
Zusätzlich lernen Suchhunde mindestens eine andere Kompetenz. Die Suche nach Drogen, Personen oder Sprengstoff etwa. CITES-Hunde sind meist auch für die Suche nach Drogen qualifiziert, weil beides im Reisegepäck öfter vorkommt.
Gerüchte, dass Drogensuchhunde vor der Suche abhängig gemacht werden, sind, sagt Ladori, «völliger Blödsinn. In einer Doku habe ich mal einen russischen Hundeführer gesehen, der das tatsächlich behauptet hat, glaube es aber nicht», sagt er. «Mit einem Junkie kann keiner arbeiten.» Zudem wäre es schwierig, einen süchtigen Hund davon abzuhalten, sein Suchobjekt zu fressen. Auch Rasse und Geschlecht spielen bei der Auswahl keine Rolle. Entscheidend ist ein ausgeprägter Spieltrieb.
Geregelter Beamtenjob
Als CITES-Spürhund hat man ein gutes Auskommen. Winner und seine vierbeinigen Kollegen haben einen geregelten Beamtenjob auf Lebenszeit. Acht Stunden täglich arbeiten sie, in Intervallen von 20 bis 30 Minuten, wobei das Spielen zum Inhalt gehört, sonst verlieren Suchhunde die Motivation.
Bequem sollte man nicht sein und natürlich Hunde mögen: Spielen mit dem Hundeführer ist ein wichtiger Teil von Arbeit und Ausbildung. (Bild: Daniela Gschweng)
Dazu gibt es Familienanschluss: Hundeführer und Suchhund sind ein eingespieltes Team, das auch in der Freizeit zusammen ist. Sie machen zusammen Ferien und einmal im Jahr Weiterbildung im Ausbildungszentrum Interlaken.
Wer eher bequem ist oder Hunde nicht mag, für den ist diese Art von Teamarbeit eher nichts. Da muss der Hundeführer schon einiges aushalten. Bei der Demonstration ihres Könnens im Zolli lassen sich die nicht eben leichten Hunde besonders gerne an ihrer Spielzeugrolle über den Rasen schleifen. Und am meisten Spass scheint es ihnen zu machen, nach Ende des Einsatzes ihre Frotteerolle zu zerfetzen.