913 Artikel haben die beiden regionalen Tageszeitungen «bz Basel» und «Basler Zeitung» seit dem 1. Januar publiziert, die als Autorenbezeichnung die drei Buchstaben SDA tragen. Fast tausend Texte also, die nicht aus der Feder eines hauseigenen Redaktors stammen, sondern bei der Schweizerischen Depeschenagentur eingekauft wurden.
Auch wenn es sich dabei um die jeweils gesamte Zeitung und nicht nur um den Regionalteil handelt, zeigt diese Zahl die Bedeutung der SDA. Sie ist eine Säule auf der auch ein beträchtlicher Teil der lokalen Berichterstattung lastet. Nicht nur bei den Zeitungen und Online-Medien. Praktisch alle Schweizer Radios und TV-Sender sind genauso dankbar für die Leistungen der Agentur.
Rasanter Abbau
Diese Säule ist in der letzten Woche arg ins Wanken geraten, als die SDA-Direktion einen massiven Stellenabbau ankündigte. Bis zu 40 von insgesamt 180 Vollzeitstellen sollen demnach gestrichen werden. Grund: Weil der SDA, die mehrheitlich den grössten Schweizer Verlagen gehört (die auch am meisten von den Leistungen der SDA profitieren), angeblich das nötige Geld fehle, die Umsätze wegbrechen, sei die «Reorganisation» dringend nötig.
Der Abbau geht dabei deutlich schneller voran, als zuvor angenommen. Erst hiess es, die Stellen würden über einen Zeitraum von zwei Jahren reduziert. Dann berichtete der «Tages-Anzeiger», 90 Prozent des Abbaus solle noch bis Ende dieses Monats erfolgen.
Inzwischen haben sich die Angestellten der SDA in einer Redaktionskommission organisiert und den massiven Abbau in einem offenen Brief scharf kritisiert. Insbesondere das hohe Tempo stösst auf Widerstand, die Redaktion bittet unter anderem um eine Fristerstreckung, damit sich die Angestellten mit eigenen Vorschlägen einbringen können. Gemäss «Tages-Anzeiger» wird redaktionsintern auch über einen Streik nachgedacht.
Streik mit Folgen
Womit sich die Frage stellt, welche Auswirkungen ein solcher Streik auf die hiesigen Blätter hätte.
David Sieber, Chefredaktor der «bz Basel» lässt keine Zweifel offen, wie wichtig die SDA für den Schweizer Journalismus seiner Ansicht nach ist:
«Die SDA sorgt für das mediale Grundrauschen in der Schweiz. Wenn dieses stottert, gehen relevante Informationen verloren. Und zwar jene, die nicht die grössten Schlagzeilen und die meisten Klicks generieren, sondern jene, die dem interessierten Bürger, der interessierten Bürgerin Puzzleteile für deren politische Teilhabe liefern.»
Auch im Lokalen stelle die Agentur eine wichtige Nachrichtenquelle dar.
«Den Regionaldienst der SDA nutzen wir häufig. Insbesondere für Online, aber auch für Nachrichten im Print sowie als Ergänzung beispielsweise bei der Berichterstattung über den Grossen Rat.»
Im Falle eines Streikes würde dieser Service wegfallen, was für die Redaktion eine entsprechende Mehrbelastung nach sich ziehen würde, sagt Sieber. Die «Basler Zeitung» liess eine entsprechende Anfrage unbeantwortet.
Erste Gespräche ab nächster Woche
Auch die elektronischen Medien verlassen sich gerne auf die Dienste der SDA, wie SRF-Sprecher Stefan Wyss sagt:
«Meldungen der SDA sind bei SRF geschätzte Informationsquellen, auch in den Regionalredaktionen. Die SDA berichtet sehr zeitnah über viele Ereignisse und Medienkonferenzen, welche die Redaktionen nicht mit eigenem Personal abdecken. Zudem dienen die Meldungen den Redaktionen als eine Art Rückversicherung, ob sie Inhalte richtig eingeordnet und gewichtet oder ob sie Wichtiges verpasst haben. Zudem sind sie häufig auch eine zweite wichtige Quelle für die Verifizierung einer Information.»
Diesen, in den Lokalredaktionen sehr gefragten, Service erbringt das Regionalbüro der SDA in Basel mit knapp 290 Stellenprozent, verteilt auf drei Personen. Zwar will die SDA-Direktion am regionalen Korrespondentennetz festhalten. Das bedeute aber nicht, dass an den einzelnen Standorten nicht doch ein Abbau droht, wie der Sprecher der SDA-Redaktionskommission, Stefan Gänger sagt:
«Uns wurde versprochen, dass die Regionalbüros zumindest im 2018 bestehen bleiben. Wir wissen aber nicht, mit wieviel Personal.»
Die ersten Gespräche über allfällige Entlassungen und Frühpensionierungen sollen gemäss Gänger bereits nächste Woche stattfinden.