Schweizer, esst Cervelats gegen die Islamisierung des Lagerfeuers

Andreas Glarner kämpft für das Recht auf Schweinefleisch an einheimischen Grillstellen. Knackeboul eilt ihm zu Hilfe.

Chlöpfer und Würstchen: Andreas Glarner ruft die Wurstbürger zum Kulturkampf.

Lieber Andy

Es ist ein Skandal! Eine besorgte Mutter (oder war es die Tante eines Freundes, deren Mann das vom Dorfmetzger gehört hat?) hat dich angerufen, weil in ihrer kleinen Aargauer Gemeinde beim Abschlussabend einer Jugendorganisation die echten Schweizerkinder davon abgehalten würden, ihre Cervelats zu bräteln. Aus Rücksicht auf die Muslime.

Das hat dir den Nuggi aber komplett rausgehauen! Wo kämen wir denn da hin, wenn uns diese Moslems nun auch noch unseren geliebten Cervelat verderben würden. «Schweizer, erwache!», hast du dazu geschrieben. Das klang ein bisschen wie einst in Deutschland. Aber dein Kampf ist die National-Wurst. Mein Mampf!

Weisst du noch, als einmal die brasilianischen Därme, diese faulen fremden Fötzel, die unser gutes Schweizer «Fleisch» ummanteln dürfen, ausgingen und beinahe der nationale Chlöpfer-Notstand ausgerufen werden musste? Das war ein Martyrium für die Schweiz! Weil du da kurzweilig keinen Cervelat mampfen konntest, hattest du das Mundwerk frei, um einfach mal fremdenfeindlich und sexistisch drauflos zu assoziieren oder wie du es nennst: politisieren.

Ein Inhalt, dessen Herkunft sich kaum zurückverfolgen lässt und der durch einen Darm mitten ins Gesicht des wackeren Schweizer Bürgers findet – deine Politik und der Cervelat sind Seelenverwandte. Du machst dir halt Sorgen um dein Würstchen und weisst auch, wer schuld ist an dieser Bartholomäusnacht der Fleischwaren. Die Ausländer! Die da oben! Die Asylanten! Die Kuscheljustizler! Die Emanzen!

Die sind verantwortlich dafür, dass die armen Schweizerkinder mit Tränen in den Augen dieses abscheuliche Poulet fressen mussten, statt der geliebten Wurst. Wir erleben die Islamisierung des Lagerfeuers! Aber nicht mit dir, Andy. Einmal mehr hast du mit deinem Post den Nerv des echten Eidgenossen getroffen.

Tausende teilten wurstentbrannt dein Bild eines verkohlten Cervelats und hämmerten meist in Grossbuchstaben ihre Klagen über das Vor-die-Hunde-Gehen des Vaterlandes in die Tasten. Ein Musikerkollege aus einer kleinen Oberaargauer Stadt hat mich sogar angerufen und gemeldet, vor einer Asylunterkunft werde ein Grillfest abgehalten – nur mit Cervelats, teils mit Emmentaler gefüllt und mit echtem Schweizer Schweinespeck umgarnt. Was sagst du dazu, Andy?

Es ist wichtig, dass uns jemand mit einfachen Worten durchs Chaos führt. Andy, du verdienst einen Wurststrauss.

Du lässt einfach nichts anbrennen! Während es Europa immer wurster ist, dass Tausende Flüchtende im Mittelmeer ertrinken, bist du der Einzige, der seit Jahren die Lösung parat hat: «Man muss den Menschen vor Ort helfen!» Sonst kommen die hierher und islamisieren uns alles zu.

Das wollen wir nicht. Deshalb lieber vor Ort helfen. Gut, den einen oder anderen Ort gibts leider nicht mehr und du selbst warst dein Leben lang eher im Vorort als vor Ort, aber das macht den Braten jetzt auch nicht feiss.

Einmal hast du sogar ein Flüchtlingslager in Griechenland besucht und kein einziges Flüchtlingsbaby aufgefressen! Wenn man bedenkt, wie ähnlich so ein Säugling einem Cervelat sieht… Da waren wir alle ganz stolz auf dich und dachten uns: «Doch, er hat das Herz schon am rechten Fleck.»

Danke, Andy, dass du nicht müde wirst, alles immer so plastisch darzustellen wie letzthin im Parlament, als du dir den Mund zugeklebt hast. Oder deine tollen Posts voller eingängiger Metaphern. Es ist wichtig, dass uns in diesen verwirrenden Zeiten jemand mit einfachen Worten durch das Chaos führt. Du verdienst einen Wurststrauss, echt.

Denn wenn das so weitergeht, sehe ich schwarz für unser schönes Land. Erst neulich hat mir nämlich der Schwager meiner Cousine väterlicherseits erzählt, er kenne im Entlebuch einen muslimischen Wirt, der das Fondue mit Ziegenkäse vergifte, statt es moitié-moitié zu lassen, und in Mettmenstetten würden inzwischen schon die Hälfte aller Schüler verschleiert in die Schule kommen! Oder waren es Trachten? Egal!

Auf jeden Fall muss das nun ein Ende haben – oder zwei (wie die Wurst, haha. Ich versuch mich eben manchmal auch in Bildsprache und coolen Sprüchen).

Der angebrannte Cervelat ist ein perfektes Bild! Er ist die Wurst des kleinen Mannes! Die muss geschützt werden. All diese Ausländer mit ihren exotischen Riesenwürsten, das wollen wir hier nicht. Unser Cervelat hat eine schöne neutrale Farbe, niemand fragt, was drin ist, und alle stehen wir da, kauen den Darm und schweigen uns an. Das ist die Schweiz. Das ist die Heimat! Heil dir Helvetia! Geil ist der Cervelat.

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