Zum Schluss wurde es das sogenannte Wimpernschlagfinale für die Schweizer Nationalspieler am Homeless Worldcup (HWC) in Oslo. Drei Minuten vor Schluss lagen sie in der letzten Partie gegen Simbabwe mit 6:5 in Führung – doch es sollte nicht sein mit dem Podestplatz in der City of Oslo Bowl. Zimbabwe gewann nach zwei Toren im letzten Moment mit 7:6, für die Schweiz ist das Turnier damit vorbei.
Doch die sieben Fussballer treten ab mit erhobenem Haupt. Noch nie zuvor war die Schweiz an der Weltmeisterschaft derart weit in die Schlussränge vorgestossen und hatte sich gegen vergleichsweise starke Gegner wie Italien durchgesetzt. Der 23. Schlussrang markiert einen Meilenstein – für die Spieler wie auch für den Verein Surprise Strassenfussball.
Das Strassenmagazin fungiert als Vermittler und «Scoutingabteilung» für die Spieler. Denn eine feste Nationalmannschaft mit einem Kader gibt es nicht. Es gilt das Rotationsprinzip: Jeder Spieler, der es ins Team schafft, darf die Schweiz an einer WM repräsentieren, beim nächsten Turnier wird wieder ein neues Kollektiv gefordert.
Gespielt wird an den HWC im Strassenfussball-Modus, das heisst vier gegen vier Spieler während zweimal sieben Minuten.
Schneller Findungsprozess
Für Teamcoach David Möller aus Basel ist das nicht immer eine einfache Aufgabe. Er kann im Vorfeld nicht wissen, wie schnell die Mannschaft mit Mitgliedern aus der ganzen Schweiz zusammenfindet und menschlich wie sportlich zu einer Einheit zusammenwächst. Umso glücklicher zeigt er sich über den diesjährigen Teamspirit, der sich im Trainingslager in Huttwil herauskristallisierte: «Es dauerte nicht lange, bis die Jungs alle zusammen an einem Tisch sassen.»
Abdulahi Ali zieht für Surprise Strassenfussball Zwischenbilanz:
Nach starken Vorrundenspielen, unter denen vor allem der Auftaktsieg gegen Australien (7:0) und der Triumph über die USA (5:3) herausstachen, schafften es die Schweizer ins Tableau der besten 24 Teams – bei einem Gesamtpool von 45 Teams bereits ein beachtlicher Erfolg. Und erst sah es danach aus, als hielte die Erfolgsserie an: Italien konnte mit 2:1 noch besiegt werden. Dann schwanden die Kräfte und es folgten die Niederlagen gegen Dänemark und – eben – Zimbabwe.
Das Team lässt sich nach eigenem Bekunden davon nicht das Turnier vermiesen. Das Finalspiel zwischen Brasilien und Mexiko, beides Stammgäste in der Schlussrunde, werden sich die Spieler noch ansehen, bevor der Abschied ansteht. Das Abenteuer Oslo ist dann vorbei. Das Prädikat «Nationalspieler», das bleibt.
Die Fussballweltmeisterschaft der Obdachlosen wird seit 2003 ausgetragen mit dem Ziel, Obdachlose und Strassenzeitungsverkäufer bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu unterstützen.
Am 24. September finden auf dem Bundesplatz in Bern die Surprise Schweizermeisterschaften statt.