Schwurbeln als Kunstform

Die Medienmitteilung der Novartis zum Stellenabbau schneidet bei der Überprüfung durch den Blabla-Meter schlecht ab.

Heute im Bildrätsel: Die Novartis mit ihrer Medienmitteilung zu den 500 gestrichenen Stellen. (Bild: Nils Fisch)

Die Medienmitteilung der Novartis zu den 500 Stellen, die in Basel gestrichen werden sollen, schneidet bei der Überprüfung durch den Blabla-Meter schlecht ab. Das Verdikt: Bullshit-Verdacht.

PR ist die Kunst, Unangenehmes so zu sagen, dass das Publikum davon nichts mitbekommt. Zwei Strategien haben sich in der Praxis bewährt:

  1. Die Schuld von sich weisen und mit dem Finger auf den Bösen zeigen. Man spricht hier vom Typ «Opfer».
  2. Schlechte Neuigkeiten in viele Wörter einpacken, am besten in selbsterfundene. Das ist der Typ «Nebelgranate».

Ein beliebtes Tummelfeld für die Besten dieser Branche sind Massenkündigungen und ähnliche Veranstaltungen. Die Novartis hat vor wenigen Tagen erstaunliche PR-Fertigkeiten an den Tag gelegt. Mit der Medienmitteilung über die 500 Stellen, die in Basel gestrichen werden sollen, hat der Pharmariese gezeigt, mit wie viel Schwung in den Kommunikationsstuben auf dem Campus an der Schwurbelkurbel gedreht wird.

Ein Müsterchen? Bitte:

«In der Schweiz sollen 2014 etwa gleich viele Stellen auf- und abgebaut werden; neue Stellen sind in der Pharma- wie in anderen Divisionen vorgesehen; in der Division Pharma ist ein Abbau von bis zu 500 Stellen vor allem im Support geplant.»

Angesichts dieser rhetorischen Volten wird noch dem abgeklärtesten Wirtschaftsanalysten sturm im Kopf. Ein ungetrübtes Urteil kann hier nur noch eine kalt berechnende Maschine abgeben. Der Blabla-Meter untersucht Texte schonungslos auf heisse Luft, der Bullshit-Index ist unbestechlich. Sein Urteil, nachdem wir die Novartis-Mitteilung eingegeben haben:

«Ihr Text riecht schon deutlich nach heisser Luft. Sie wollen hier wohl offensichtlich etwas verkaufen oder jemanden tief beeindrucken.»

Endlich Klarheit!

Artikelgeschichte

Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 24.01.14

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