Scientology will «aus dem Untergrund-Dasein raus»

Der oberste Basler Scientologe Patrick Schnidrig erklärt im Video was es mit dem Scientology-Gebäude an der Burgfelderstrasse auf sich hat.

(Bild: Livio Marc Stöckli)

Der oberste Basler Scientologe Patrick Schnidrig erklärt im Video was es mit dem Scientology-Gebäude an der Burgfelderstrasse auf sich hat.

«Man kann immer etwas tun», steht auf einem Plakat am Stand der Scientology auf dem Barfüsserplatz. Und die Basler Scientologen kamen offenbar zum Schluss, dass für sie das gleiche gilt und in Basel eine forcierte Öffentlichkeitsarbeit nötig ist.

Also findet auf dem Barfi die nächsten zwei Tage eine grosse Informationsveranstaltung statt, anlässlich des 40-jährigen Bestehens von Scientology Schweiz. Die Zelte touren durch verschiedene Schweizer Städte, darin präsentieren sich jeweils die Verantwortlichen vor Ort.

In Basel sind an der morgendlichen Medienkonferenz neben Jürg Stettler (Mediensprecher Schweiz), Patrick Schnidrig (Präsident «Scientology Kirche Basel») und Rolf Moll (Öffentlichkeitsbeauftragter Scientology Basel) anwesend. Ausserdem stellt sich das «einfache Mitglied» (Zitat Stettler) Manuela Bermeitinger vor, sie ist für die Nachbarschaftskontakte in den Quartieren zuständig.

500 Scientologen im Raum Basel

Man habe in Umfragen herausgefunden, dass ein grosses Bedürfnis nach Transparenz und Information über die Scientology Kirche bestehe, erklärt Stettler. «Deshalb organisieren wir diese Veranstaltungen und geben eine neue Broschüre heraus.» So veröffentlichte Stettler nach eigenen Angaben erstmals Zahlen zu den Anhängern und festen Mitgliedern über die die Organisation in der Schweiz verfügt. Demnach sollen sich gesamtschweizerisch rund 5000 Menschen als Scientologen bezeichnen, betreut würden diese von über 300 hauptamtlichen Mitgliedern, sagt Stettler.

«Im Raum Basel verfügen wir über etwa 70 hauptamtliche Mitglieder, die sich um 500 Mitglieder kümmern», ergänzt Schnidrig von Scientology Basel die nationalen Zahlen. Aus der Medienmitteilung ist zu entnehmen, dass inbesondere im Raum Basel die Zahl hauptamtlicher Mitglieder in den letzten Monaten erheblich erhöht worden sei.



Bergeweise Lesestoff: Die Scientologen decken die nächsten zwei Tage am Barfüsserplatz jeden Interessenten mit Büchern und Broschüren ein.

Bergeweise Lesestoff: Die Scientologen decken die nächsten zwei Tage am Barfüsserplatz jeden Interessenten mit Büchern und Broschüren ein. (Bild: Livio Marc Stoeckli)

Scientology Basel auf Expansionskurs

Die forcierte Öffentlichkeitsarbeit geht in Basel also auch mit einem personellen Expansionskurs einher. Zudem ist seit längerem die Rede davon, dass sich die Scientologen in Basel an der Burgfelderstrasse 211 einen «Tempel» bauen wollen. Schnidrig will im Interview (siehe Video) jedoch nichts von dieser Bezeichnung wissen. «Wir bauen das Gebäude an der Burgfelderstrasse zu unserer Niederlassung um. Es wird dort vor allem Büroräume haben, aber auch einen Andachtsraum und Platz für Ausstellungen.»

Eröffnet werden soll der Basler Sitz, der intern auch «Ideal Org» genannt wird, im ersten Halbjahr 2015. «Es geht natürlich auch darum, Präsenz zu markieren», gesteht Schnidrig ein. Hauptanliegen sei es jedoch, einen Ort zu schaffen, an dem sich Interessierte über Scientology informieren können. Der Umbau werde einen «mittleren, einstelligen Millionenbetrag» kosten.

Der neue, offensive Auftritt der Basler Scientologen hat bereits die Politik auf den Plan gerufen. Am Freitag hat die BastA!-Grossrätin Brigitta Gerber eine schriftliche Anfrage (siehe Rückseite dieses Artikels) eingereicht. Gerber stört sich inbesondere daran, dass man der Scientology ausgerechnet während der Art Basel einen derart prominenten Auftritt mitten in der Stadt ermöglicht.



Auch bei sich selbst orten die Scientologen Handlungsbedarf. Das Ergebnis ist eine forcierte Öffentlichkeitsarbeit.

Auch bei sich selbst orten die Scientologen Handlungsbedarf. Das Ergebnis ist eine forcierte Öffentlichkeitsarbeit. (Bild: Livio Marc Stoeckli)

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