Sechs Serientipps für Osterfaule

Von «The Affair» bis «Vinyl», von «Broad City» bis «Better Call Saul»: Sechs aktuelle Flimmer-Highlights für alle, die sich vor lauter Schoggihäsli im Bauch nicht mehr vom Sofa bewegen können.

Von «The Affair» bis «Vinyl», von «Broad City» bis «Better Call Saul»: Sechs aktuelle Flimmer-Highlights für alle, die sich vor lauter Schoggihäsli im Bauch nicht mehr vom Sofa bewegen können.

Schon sattgegessen, aber nicht sattgesehen? Wir stecken sie gerne mit unserem Serienfieber an – dafür bilden die Ostertage doch den idealen Zeitpunkt. Falls Sie des Englischen nicht mächtig sind, müssen wir sie leider vertrösten. Fast alle hier vorgestellten, neuen Serien sind noch nicht in unserem Sprachraum angelaufen. Im Netz finden Sie diese gute US-Importware aber schon heute. Zum Beispiel unter diesem Link: http://thewatchseries.to/ – viel Vergnügen!

Broad City

Vergesst Amy Schumer und Ellen DeGeneres – die witzigsten Frauen im Amerikanischen Fernsehen sind momentan ungeschlagen diese beiden sexy beasts:

Ilana Glazer und Abbi Jacobson begannen 2009 mit einer kleinen Webserie über zwei junge Frauen in New York und haben sich in sieben Jahren zu einem Niveau gemausert, bei dem kaum Comedy-Shows, geschweige denn hippe Coming-of-Age-Serien à la «Girls» mithalten können.

Ilana und Abbi verkörpern authentischstes DGAF-tum und tragen es in ihre Serie mit, wo sie sich nicht zu schade sind, ihre irren Hirngespinste, genial-bescheuerten Wortspiele («I’m a sexual X-man. I’m Vulvarine») kreativen Bong-Lösungen und fragwürdigen Mode-Entscheidungen (Ilana trägt in einer Folge beispielsweise einen Hundepulli. Nein, keinen Pulli mit Hund drauf, sondern einen Pulli für Hunde. Kleine Hunde. Als Oberteil.) fürs Publikum auszuschlachten. Das alles könnte immer wieder gehörig in die Hose gehen, tut es aber nicht. Oder wenn, dann in a good way. 

Ausserdem haben sie Hillary Clinton in ihrer Show. That’s right, Hillary f-ing Clinton.

Die dritte Staffel hat gerade angefangen und es wird Zeit, dass auch hierzulande endlich angemessen gefant wird. Wie Ilana und Abbi zu sagen pflegen: YAS QUEEN!

Animals

Noch eine Serie von New Yorkern über New Yorker (die Schweizer Serienlandschaft sieht leider ziemlich trist, aus, noch trister als das Animals-Titelbild. Noch trister als Ilanas Laune, wenn sie ihre Zeitreise-Bong nicht findet). Und wieder geht es um leicht hysterische Millennials, die sich durchs Grossstadtleben schlagen. Nur sind es in «Animals» keine Menschen, sondern personifizierte Tiere. 

Ein bisschen wie der Roni. Erinnert ihr euch noch an den Roni? Den Dachs mit Rennvelo und bescheuertem Hipstergetue? Animals ist noch um Längen witziger als die Dachsstory, aber nicht zwingend für die Ewigkeit. Für Ostern aber genau die richtige Dosis Hirnvernachlässigung.

The Affair




(Bild: Steven Lippman)

«The Affair» läuft bereits eine Weile, die zweite Staffel ist seit Ende letzten Jahres draussen. Eigentlich hätte man also längst darüber lesen sollen. Nur hält sich die Berichterstattung hierzulande leider ziemlich in Grenzen (ZEITonline hat im September was Gutes dazu gebracht). Umso mehr Grund, sich diese grossartige Fernsehserie über eine Affäre zwischen zwei Menschen reinzuziehen. Einen kennt man aus der ebenso grossartigen Serie «The Wire» – Dominic West alias Detective Jimmy McNulty spielt in «The Affair» den fremdgehenden Familienvater Noah Solloway.

Das Besondere an «The Affair» ist weniger seine Geschichte, als die Art, wie sie erzählt wird:  Anhand von parallelen Erzählsträngen, die nacheinander die gleichen Szenen und Erinnerungen aus der jeweiligen männlichen und weiblichen Perspektive zeigen. So sieht man in der ersten Hälfte immer die Geschichte in der Erinnerung von Noah, in der zweiten die von seiner Affäre Allison. In der zweiten Stafel werden diese Perspektiven durch jene von anderen Figuren ergänzt. Klingt ganz schön verkopft, funktioniert aber einwandfrei.

Better Call Saul

«Breaking Bad» gehört zu den besten Serien aller Zeiten. Wir können gerne darüber streiten. Aber müssen wir denn?

 

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Eben.

Eine der vielen wunderbaren Nebenrollen gehörte dem windigen Anwalt Saul Goodman. Schauspieler Bob Odenkirk hat sich mit dieser Figur in die Herzen des Publikums gespielt – und die Produzenten auf die Idee eines «Spin-off» gebracht, einer Ablegerserie: «Better Call Saul» heisst diese. Sie zeigt den Werdegang des gutmütigen, verschupften Juristen Jimmy McGill, der im Schatten seines mächtigen Bruders steht, beruflich nicht vom Fleck kommt – aber eigentlich nie vorhatte, Milieuanwalt zu werden.

Seit Februar zeigt Netflix die zweite Staffel, soeben wurde eine dritte in Auftrag gegeben. Einsteigen lohnt sich also, denn Saul wird uns noch einige Zeit durchs Leben begleiten.  

Billions

«Billions» 

«Billions»  (Bild: Showtime)

Sie haben bei «Wolf of Wall Street» und «The Big Short» die Hände verworfen ob der ganzen korrupten Verwerflichkeit unseres Finanzsystems? Dann wird «Billions» Ihren Puls hochjagen wie der Bullenmarkt die Aktienkurse.

Darin gibt Damian Lewis («Homeland») den brillanten Hedgefonds-Manager Bobby Axelrod, der mit Insidergeschäften Milliarden macht. Sein Widersacher Paul Giamatti als Chuck Rhoades, New Yorker Staatsanwalt, will Axelrods Geschäft zur Strecke zu bringen. Koste es was es wolle. Geldgier trifft auf Gerechtigkeissinn, Machismo auf Selbstgerechtigkeit, neues auf altes Geld.

 

Vinyl

In den USA wurde sie schon ordentlich gehypt: «Vinyl», die neue HBO-Serie, an der Martin Scorsese und Mick Jagger als Co-Produzenten mitgearbeitet haben. Im Februar wurde der epische Scorseses Pilotfilm ausgestrahlt, seither kommt wöchentlich eine neue Folge mit Sex, Drugs & Rock’n’Roll heraus. Die Ausgangslage erinnert an «Mad Men» – mit dem Unterschied, dass man in «Vinyl» Einblicke ins Musikgeschäft erhält und im Jahr 1973 startet. Richie Finestra ist ein Plattenboss, der in den Sixties so erfolgreich war, dass er sich ein Model aus dem Warhol-Umfeld, eine Villa auf dem Land und ein Appartement beim Central Park leisten konnte. Nun aber scheint er am Ende. Er hat den Riecher verloren – das viele Koks mag mit ein Grund dafür sein. Wird er sich zusammenraufen können, wird ihn die Energie der jungen Punkszene beflügeln? Oder gibt ihm der Glamrock den Gongschlag?

Referenzen an die New York Dolls, Velvet Underground oder Led Zeppelin lassen viele Herzen höher schlagen. Doch täuscht dies nicht darüber hinweg, dass die Serie dramaturgische Schwächen, viele Stereotypen und erschreckend wenig Humor enthält. Was solls: ein Must See für Rockfans.

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