Selbstgebasteltes

Die dunkle Seite von Do-it-yourself: Es entsteht zu Vieles, das die Welt nicht braucht.

Das wäre doch nicht nötig gewesen: Die Häkelnadel, Einstiegsdroge aller Heimwerkerinnen. (Bild: hansjoergwalter.com)

Die dunkle Seite von Do-it-yourself: Dinge, die die Welt nicht braucht.

Dass Mutter Natur frischgebackene Eltern mit der Fähigkeit ausstattet, ihr Kind wunderschön zu finden (egal wie unansehnlich es in den Augen anderer ist), ist sicherlich eine gute Idee. Leider bedenkt sie dabei nicht, dass diese Sinnestäuschung sich auch auf andere Lebensbereiche auswirken kann. Die weltumspannende Do-it-yourself-Bewegung beruht zum grossen Teil auf der Fähigkeit, Dinge nur aus einem einzigen Grund schön zu finden – weil man sie selber gemacht hat.

Das treibt dann seltsame Blüten. Man kreiert etwa Halsketten aus Fahrradschläuchen, Broschen aus Nespresso-Kapseln oder gehäkelte Kappen, die auf Menschenköpfen aussehen wie jene Schutzhüllen für WC-Papierrollen, die brave Bürger einst auf den Ablagen ihrer Autos spazierenfuhren.

Natürlich ist gegen Basteln und Werken überhaupt nichts einzuwenden: Es ist grossartig, wenn man sich und seine Kreativität ausleben kann, immer weiter so! Manchmal entsteht dabei ja auch Schönes.

Selbst sonst stilsichere Mitmenschen tappen in die Falle.

Oft leider aber auch nicht. Gerade die zweifelhaftesten Machwerke finden vielfach eifrige Nachahmer, sie verbreiten sich unaufhaltsam und beleidigen den guten Geschmack. Selbst sonst stilsichere Mitmenschen tappen in die Falle. Und besonders Produktive basteln Dinge, die sie dann en gros auf Flohmärkten feilbieten.

Leider sieht es nicht danach aus, dass man diese Entwicklung noch aufhalten könnte. Das Internet vereinigt Bastlerinnen und Bastler aller Nationen auf Plattformen wie dawanda.com oder ansalia.ch.

Deshalb, liebe Heimwerkerinnen und Heimwerker, betrachtet bitte Selbstgemachtes ebenso kritisch wie Dinge, die ihr selber kaufen möchtet – vor allem, wenn ihr diese verschenken wollt. Danke!


Vielleicht wären höhere Preise eine Lösung: eine Häkelnadel, quasi die Einstiegsdroge, gibt es bereits für etwa 5 Franken bei der Textil AG, Marktgasse 6, Basel.

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