Der Zwischennutzungsverein Shift Mode will auf dem ehemaligen Migrolareal vier Holzhallen errichten. Finanziert wird das Ganze durch die Kunstmesse Scope, diese will später auch beim Programm mitreden.
Die Begriffe «Partnerschaft» und «Zuversicht», sogar «Freundschaft» fallen oft an der gemeinsamen Pressekonferenz von Scope und Shift Mode. Zusammen präsentieren die Kunstmesse und die Zwischennutzer ihre Pläne für die Brache am Klybeckquai, für den «Holzpark Klybeck».
Demzufolge sollen bis im Mai 2015 vier grosse Hallen entstehen, die das Messezelt der Scope ersetzen. «Ohne diese Bauten wäre eine sinnvolle Zwischennutzung der Fläche kaum möglich», sagt Tom Brunner von Shift Mode. Die Scope benötigt jedes Jahr für knapp zwei Monate (Messe inkl. Auf- und Abbau) eine Fläche von rund 8000 Quadratmetern. Eine dauerhafte Bespielung wäre also nur ausserhalb des Scope-Perimeters möglich gewesen.
Flexible Lösung gesucht
«Wir mussten dringend nach einer Lösung suchen, die uns grösstmögliche Flexibilität gibt», sagt Brunner. Deshalb habe sich Shift Mode zusammen mit der Scope für diese vier Hallenmodule entschieden. Rund um die Hallen sei genügend Platz für alle möglichen Projekte. Davon stehen erst wenige fest. So ist etwa ein Hafenradio geplant, eine Theaterbühne, ein «Urban Zen Garden» und ein Info-Pavillon (die detaillierte Dokumentation sowie ein Zeitplan für den «Holzpark Klybeck» findet sich hier als Download).
Doch auch die Hallen sollen nicht nur der Scope zur Verfügung stehen. Unter dem Jahr sollen sie unterschiedlichsten Projekten und Veranstaltern offenstehen. Nur eine der Hallen wird vollständig isoliert, sprich auch im Winter bespielbar sein. Die grösste Halle soll zudem weniger Halle denn Treibhaus werden. «Das Dach bleibt transparent und die Rückwand wollen wir mit Erde füllen und begrünen», sagt Kurt Schuwey, der Shift-Mode-Architekt. So entstehe eine Halle, die eine Mischung aus Aussen- und Innenbereich darstelle.
1,5 Millionen Franken für vier Holzhallen
Die Kosten für ihren «Holzpark» schätzen Shift Mode und Scope auf rund 1,5 Millionen Franken. Eine Viertelmillion steuert der Kanton bei, für Infrastruktur wie Wasser, Strom und Internet. Bleiben noch 1,25 Millionen Franken, um die sich die Scope kümmern soll.
Messepräsident Alexis Hubshman will bereits zwei «philanthropische Investoren» ins Boot geholt haben, einen Amerikaner und einen Chinesen. «In den wenigen Gesprächen, die ich bereits mit möglichen Investoren führen konnte, bin ich bereits auf grosse Begeisterung gestossen», sagt Hubshman. Den Rest will die Scope selbst bezahlen. Denn auch die Messe fährt langfristig günstiger, wenn die ganze Infrastruktur nicht jedes Jahr neu aufgebaut werden muss.
Obwohl mit Sympathiebekundungen und Optimismus an der Präsentation nicht gespart wurde, fusst ein solches Projekt nicht alleine auf Sympathie. Sowohl die Finanzierung als auch das gesamte Bauprojekt sind noch nicht vertraglich besiegelt. Es gibt noch einigen Verhandlungsbedarf zwischen Scope und Shift Mode.
So ist Langfristigkeit aus Sicht der Kunstmesse wichtig. Der aktuelle Vertrag, den die Scope mit der ehemaligen Grundbesitzerin, den Schweizerischen Rheinhäfen, abgeschlossen hat, gilt noch bis 2015. Eine Bedingung für die Finanzierungszusage dürfte also die garantierte Vertragsverlängerung sein.
Knackpunkt Mitspracherecht
Aus Sicht der Zwischennutzer ist eine andere Frage viel wichtiger: Wer hat bei der Bespielung der Hallen das letzte Wort? Die Scope wird die 1,25 Millionen Franken nicht aus der Hand geben, ohne sich zumindest ein Mitspracherecht zu sichern, wie Hubshman bestätigt: «Natürlich wollen wir Einfluss darauf nehmen, was in diesen Hallen geschieht.» Er vertraue seinen Partnern von Shift Mode vollständig, werde sich aber bei den regelmässigen Boardmeetings dennoch einbringen, sagt Hubshman.
Wie gross der diesbezügliche Diskussionsbedarf ist, zeigen die Aussagen von Tom Brunner. «Es ist ganz klar, dass wir beim Hallenmanagement das letzte Wort haben müssen, sonst geben wir die Bespielung aus der Hand. Das würde unserem Auftrag widersprechen.»