Sobald es draussen dunkler wird, fühlen wir uns schlapp und antriebslos. Am liebsten würden wir den Winter durchschlafen, wie das manche Tiere machen. Verantwortlich für den Winterblues ist unser Körper, der sich an die kürzer werdenden Tage anpasst.
Jedes Jahr dasselbe: Sobald es Herbst wird, fahren wir morgens zur Arbeit, wenn es noch dunkel ist. Kommen wir abends nach Hause, ist die Sonne schon wieder untergegangen. Wenn es dazu draussen noch kalt und grau ist, steigt das Schlafbedürfnis, wir fühlen uns müde und schlapp. Schuld daran ist unser Stoffwechsel.
Bekommen wir weniger Tageslicht, steigt die körpereigene Produktion von Melatonin, einem Hormon, das den Wach-Schlaf-Rhythmus beeinflusst. Melatonin wirkt wie ein körpereigenes Schlafmittel und bremst den Stoffwechsel. Bei empfindlichen Menschen kann eine vermehrte Melatoninausschüttung zu Depressionen führen, die meisten Menschen fühlen sich nur antriebsarm, müde und können sich schlecht konzentrieren.
Verstärkt wird die Wintermuffeligkeit noch durch eine andere biochemische Tatsache: Das Wohlfühlhormon Serotonin ist im Winter weniger wirksam und wird aus den Synapsen schneller wieder abtransportiert. Ohne Serotonin sind wir schlecht gelaunt, ängstlich und unzufrieden. Serotonin regelt den Appetit, die Körpertemperatur und das Schmerzempfinden. Kein Wunder, dass wir im Winter auch bei Raumtemperatur frieren, grossen Appetit auf Süsses haben und schneller zunehmen.
Ganz wehrlos sind wir da freilich nicht. Wir haben sieben Tipps zusammengestellt, wie Sie dem Winterblues beikommen können.
1. Bewegung
Gut ist alles, was den lahmenden Stoffwechsel wieder in Gang bringt. So gesehen ist der Winter die beste Jahreszeit, um Sport zu machen, sich endlich im Fitnessstudio anzumelden oder daheim aufzuräumen. Auch gut: besser die Treppe nehmen statt dem Aufzug, zum Telefonieren aufstehen, die Kollegen am anderen Ende des Büros persönlich aufsuchen und mittags einen Spaziergang machen.
2. Licht an
Gemütliche Kerzenbeleuchtung in der Vorweihnachtszeit sorgt zwar für Wohlbefinden, wacher macht sie aber eher nicht. Durch Licht wird der Körper angeregt, das Schlafhormon Melatonin abzubauen. Je heller, desto besser. Wer morgens nicht aus dem Bett kommt oder nach der Arbeit in ein Trägheitsloch fällt, dem hilft eventuell eine hellere Umgebung.
3. Nach draussen
Der Spaziergang draussen hat noch einen anderen positiven Effekt: Tageslicht ist auch bei trübem Winterwetter um vieles heller als Kunstlicht. Solarien bringen für den Melatoninabbau hingegen gar nichts.
4. Nach oben
Noch intensiver ist das Licht in grösserer Höhe. Also besteigen Sie am Wochenende doch einfach mal einen Berg oder treiben Sie Wintersport.
5. Wecker an, Heizung runter, Fenster auf
Diese Tipps könnten vom Grossi stammen, sie sind aber immer noch wirksam: Um dem Dauerjetlag zu entkommen, hilft ein möglichst regelmässiger Tagesrhythmus. Also immer zur selben Zeit aufstehen und Aktivitätsphasen möglichst in denselben Tagesabschnitt verlegen. Wann das ist, ist typabhängig. Öfter mal lüften, denn die verbrauchte Raumluft macht müde. Genauso wie ein zu gut beheiztes Zimmer. Versuchen Sie, die Heizung um ein, zwei Grad herunterzudrehen – natürlich nicht so, dass Hände und Füsse einfrieren. Das ist nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für einen klaren Kopf.
6. Grüner Essen
Winter ist die Zeit der süssen und gehaltvollen Speisen. Der Körper signalisiert Hunger auf Kohlenhydrate und versucht dadurch den Serotoninspiegel anzuheben. Essen sollten wir aber genau das Gegenteil: viel Frisches, Rohes und Vitaminreiches. In vielen Foren empfohlen werden Nahrungsmittel mit einem hohen Gehalt an Tryptophan. Die Aminosäure Tryptophan ist ein Baustein des Serotonins, enthalten ist sie zum Beispiel in Sojabohnen, Sonnenblumenkernen, Milch, Käse und Fleisch. Leider hemmt eine zu eiweissreiche Ernährung die Aufnahme von Trytophan aber wieder. Als Geheimtipp gelten daher Datteln, die wenig Eiweiss, aber viel Zucker enthalten, was die Tryptophanaufnahme fördert. Im Gesamten sind diese Empfehlungen zwar hilfreich, aber mit Vorsicht zu betrachten – so einfach Glücklichessen kann man sich nicht. Synthetisieren muss der Körper das Serotonin nämlich selbst, und zwar im Gehirn.
7. Spass haben
Viel Gelegenheit gibt es in der kalten Jahreszeit dafür, soziale Interessen zu pflegen. Auch das bringt Laune und Stoffwechsel in Schwung: lachen, reden, kreativ sein. Also runter vom Sofa und raus ins Leben! Wohin? Tipps in unserer Sparte «Ausgehen».