Der Berliner Technoclub Berghain ist berühmt für seine strikte Einlasspolitik: Neu werden beim Eingang sogar die Kameras von Smartphones zugeklebt, auf dass keine Bilder nach aussen dringen. Darauf wird jetzt im Netz mit Satire reagiert.
Er gehört zu den berühmtesten und berüchtigsten Nachtclubs der Welt: Berghain. Wer ins eindrückliche, mehrstöckige Tanzwerk im Osten Berlins rein möchte, nimmt an Wochenenden eine lange Warteschlange in Kauf. Und die prüfenden Blicke und Hände der Türsteher. Mit gutem Grund, wie unsereiner aus eigenen Erfahrungen bestätigen kann: Im Berghain wird dem Hedonismus gefrönt, dass es nur schön ist. «Der Club will kein Bild von sich in der Aussenwelt wieder finden», lautete schon immer das Credo. Foto- und Videoaufnahmen sind verboten – so wie übrigens auch Drogen (ja, lachen Sie nur…). Daher ist es den meisten Gästen mehr als recht, wenn kein Beweismaterial nach aussen dringt.
Gerade durch die strenge Einlasspolitik an der Tür und die freizügigen Gäste im Innern ist das Berghain zu einem der begehrtesten Zufluchts- und Sehnsuchtsorte für Nachtschwärmer geworden. Hier werden sexuelle Neigungen aller Art toleriert und mitunter auch ausgelebt. Was drinnen passiert, bleibt drinnen.
Was spielt sich in den Nischen ab?
Ursprünglich Heimat der Fetisch-, Gay- und Technoszene, hat der Club zehn Jahre nach seiner Eröffnung in einem ehemaligen Heizkraftwerk beim Ostbahnhof längst den Mainstream erreicht: Kaum ein Touristenführer, der dem Berghain unter «Nightlife» nicht Sätze voller Ehrfurcht und Bewunderung zugeschrieben hat. Wer möchte nicht frei von Zwängen feiern – und miterleben, was sich hier in den Nischen abspielt?
Satirische Reaktionen im Netz
Offenbar haben die Ströme an Partytouristen dazu geführt, dass die Betreiber des Berghain die Einlasskontrollen strikter durchsetzen müssen. So erlauben sich die Türsteher, die Kameras von Handys abzukleben – und zwar mit bunten Stickers, wie der New Yorker Technofan Robbie Lumpkin in einem Tweet bestätigte:
This is new. berghain_ostgut started putting stickers over the cameras on phones. We need to do this… http://t.co/RypA6iccuo
— Robbie Lumpkin (@RobbieLumpkin) 12. Oktober 2014
Umgehend tauchten im Netz satirische Beiträge zur neuen Einlasspolitik auf. Auf «Berghainstickerfun» werden «abgeklebte Fotos» mit Bildlegenden gepostet.
Weitere Beispiele finden sich hier. Dass das Berghain aufgrund der Restriktionen selbstverständlich noch verlockender und anziehender auf die Partygänger wirken wird, steht ausser Frage. Wo andere Clubs fürs Marketing riesige Summen ausgeben, muss das Berghain nur in der nächsten Papeterie Klebepunkte shoppen gehen.
Wer sich übrigens nicht ans Verbot hält – sprich, bei der Stichkontrolle am Ausgang keinen Sticker mehr auf dem Handy vorweisen kann – wird anscheinend mit einem Clubverbot belegt: Drei Monate lang keinen Zutritt. Das wiederum entbehrt ebenfalls nicht der Ironie, dürfte diese Sanktion doch den Wochenend-Touristen aus New York, Basel oder Paris ziemlich egal sein.