Social Media im Fussball: Twittern mit dem Lieblingsspieler

Wenn es um soziale Medien geht, halten die Teilnehmer der WM 2014 den Ball alles andere als flach: Auf Twitter und Facebook werden das eigene Image, die Fans und die Sponsoren gepflegt.

Der Ball ist rund, damit er über alle Kanäle rollt: Fussballspieler sind auch im sozialen Netzwerken Profis. (Bild: Hansjörg Walter)

Wenn es um soziale Medien geht, halten die Teilnehmer der WM 2014 den Ball alles andere als flach: Auf Twitter und Facebook werden das eigene Image, die Fans und die Sponsoren gepflegt.

Anlässlich der Fussball-Weltmeisterschaft fällt auf, wie stark die Sportart soziale Medien nutzt – und wie stark soziale Medien Fussball für ihr Eigenmarketing nutzen. Viele Fussballer twittern selbst. Dabei geht es natürlich auch darum, das eigene Team und vertretene Marken zu lancieren. So hat selbst der WM-Ball Brazuca sein eigenes Twitter-Account.

Unter den twitternden Fussballern ist Cristiano Ronaldo mit 27,3 Millionen Followern der Spitzenreiter. In der Schweiz ist es Xherdan Shaqiri mit 259’000 Followern. International sehr beliebt ist auch das Account von Marcelo Diaz, chilenischer Spieler beim FC Basel mit 189’000 Followern. Ende Mai twitterte er über die WM und verlinkte dazu ein Youtube-Video, das auch gleich für seinen Sponsor warb. Damit deckte er beide Aspekte ab: Die Fans informieren und den Markennamen positionieren.

Ein beliebtes Beispiel sind die Bilder der deutschen Kanzlerin Angela Merkel mit der Nationalmannschaft. Den «Kanzlerinnen-Selfie» mit Lukas Podolski hatten auf Facebook 12,6 Millionen Menschen gesehen. Danach liess auch der amerikanische Präsident nicht lange auf sich warten und veröffentlichte mittels der noch relativ neuen Video-App «Vine» eine Kurzbotschaft an die US-Mannschaft.

Twitternde Fussballer – das kann auch schiefgehen

Die sozialen Medien haben aber auch ihre negative Seite – Gerüchte können im Netz eine starke Dynamik entwickeln. Der russische Nationaltrainer Fabio Cappello ist nicht der einzige Trainer, der seinen Leuten das Nutzen sozialer Netzwerke für die Dauer der WM untersagt hat. Seine Begründung: «Tweets können Probleme hervorrufen

Allerdings haben wohl auch viele Spieler selbst Vorbehalte, sich im Netz zu äussern, weil sie unangenehme Folgen befürchten. Es wurden schon Vertragsstrafen verhängt, weil Spieler voreilig über Vereinswechsel getwittert oder sich öffentlich über den Trainer aufgeregt haben.

Doch auch Twitter und Facebook selbst haben zur WM 2014 auf ihren Seiten eigene Sonderbereiche eingerichtet. So wird man auf Twitter immer wieder gefragt, ob man sein Profil mit WM-Informationen verknüpfen will. Dazu gehören natürlich auch noch die entsprechenden Hashtags, Stichworte, die auf Twitter mit einem # und bei den an der WM teilnehmenden Nationen mit der jeweiligen Länderfahne (den «Hashflags») verknüpft werden.

 

Twitter lässt den Nutzer nicht in Ruhe: Die Fussball-WM ist überall. (Bild: Screenshot Twitter)

Facebook hat der WM einen eigenen Kanal gewidmet. Logisch, da ganze 40 Prozent der Facebook-Nutzer sich als Fussball-Fan bezeichnen. Ist man kein Fussball-Fan, wird es schwierig, sich dem WM-Trubel im Internet zu entziehen.

Der Austausch über soziale Medien kann auf mehreren Ebenen funktionieren: Die Spieler richten sich direkt an ihre Fans und vermitteln zumindest eine Illusion von persönlichen Einblicken in ihr Privatleben, ebenso können die Fans Spieler direkt anschreiben und zum Beispiel eigene Fotos von Fussballspielen hochladen. Auch der Kontakt zum Verein oder zu anderen Fans lässt sich über Netzwerke wie Facebook und Twitter spontan herstellen.

Social Media als Goldgrube?

Letztlich handelt es sich bei Social-Media-Aktivitäten vor allem um Marketing. Jenseits vom Vereinslokal oder dem fast schon wieder verstaubt wirkenden Diskussions-Forum haben die Vereine die sozialen Medien als ein finanzträchtiges Geschäftsfeld entdeckt. Allerdings braucht eine Twitter- oder Facebook-Seite viel Pflege, damit sie für die Fans wirklich interessant wird.

So hat zum Beispiel der FC Bayern München ein eigenes, Facebook-ähnliches Portal aufgebaut, das nur mit vorheriger Anmeldung zu nutzen ist. Dadurch bekommt der Fan das Gefühl, exklusive Informationen zu erhalten. Ausserdem sind die Nutzer eher bereit, Informationen über sich selbst preiszugeben und dem Verein damit ein genaues Werbeprofil zu übermitteln.

Aber wie schon in unserem Artikel zu persönlichen Community-Treffen angemerkt, ist gerade der persönliche Kontakt auch deshalb wichtig für Spieler und Vereine, weil er ein unmittelbares Stimmungsbarometer darstellt: Es gibt keine bessere Möglichkeit, schnell herauszufinden, was die Menschen bewegt. 

Ausserdem gibt es eine Vielzahl weiterer Angebote im Netz, die sich in irgendeiner Form mit Fussball beschäftigen, und die oft von Vereinen oder Sportartikelherstellern stammen. Dazu gehören Tippspiele, Fussballsimulationen, Apps zum Herunterladen auf das Mobiltelefon und natürlich Stilblüten wie dieses schöne Video vom WDR, das Fussballphrasen wörtlich genommen hat.

Auch eher klassische Produkte wie Mannschaftstrikots und Tickets werden inzwischen oft über Facebook vertrieben. In der Schweiz hat der FC Basel die grösste Präsenz in den sozialen Medien, wobei auch hier der Schwerpunkt auf Facebook liegt. Ungewöhnlich ist, dass sich die Facebook-Seite des Vereins mit der grössten Fan-Facebookseite zusammengetan hat und damit seine Anhängerschaft mehr als verdoppeln konnte.

Der Schweizer Fussballverband hat auch eine eigene App entwickelt, auf der die verschiedenen Nachrichten-Streams der Spieler verknüpft werden und man unter anderem Videos sowie Bilder abrufen kann. Ein Muss ist die App aber nicht, sie wirkt insgesamt etwas hölzern und hat keine ausgefallenen Funktionen zu bieten. 

Eine weitere App sammelt die Nationalhymnen sämtlicher teilnehmender Länder inklusive Text. Da kann man vielleicht noch besser mitsingen als mancher Spieler.

Brasilien schwankt zwischen WM-Begeisterung und WM-Ärger

Brasilien hat sich als Gastgeber der WM in eine problematische Situation gebracht: Das Land gab für die Weltmeisterschaft über 12 Milliarden Franken aus, während ein grosser Teil der Bevölkerung unter prekären Umständen lebt. Die Regierung versucht, Proteste im Internet zu ersticken durch eigene Nachrichten, auf der Strasse greift die Polizei oft brutal durch. So ist in der Bildersuche auf Twitter ein Bild zu finden, auf dem zu sehen ist, wie eine berittene Polizeieinheit gegen demonstrierende Ureinwohner vorgeht.

Für die Protestbewegung gegen die Fussball-WM in Brasilien sind die sozialen Medien bisher wichtig gewesen zur Verbreitung von Informationen. Doch haben seit Beginn der Weltmeisterschaft die Demonstrantenzahlen stark abgenommen. Viele Brasilianer stehen hinter den Protesten, scheinen aber zu resignieren. Andere haben Angst vor Repression und aggressiven Gruppierungen unter den Demonstranten, die auf Provokation aus sind. 

Soziale Medien sind ideal, um Informationen schnell und grossflächig zu verbreiten. Leider ist die Herkunft von Bildern und Nachrichten meistens nicht gesichert. Und es wird eben auch sofort sichtbar, wenn ein Protest verebbt. 

Die Tweets des Schweizer Nationalteams können Sie hier nachlesen: 

 

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