Sonntagsverkauf an Heiligabend: Noch mehr Gründe, sich aufzuregen

Geben Sie es zu: Auch Sie wollen sich aufregen. Oder einkaufen. Oder beides.

An Heiligabend einkaufen ist doch gemein. Oder nicht? (Bild: Hans-Jörg Walter)

Es gibt zwei Sorten von Menschen in Basel. Diejenigen, die sich fürchterlich aufregen: «Offene Läden! An einem Sonntag! An Heiligabend!» Und diejenigen, die dann trotzdem einkaufen gehen.

Nicht berücksichtigt in dieser Aufzählung ist eine dritte Sorte von Menschen. Die gibt es aber sehr wohl! Diejenigen, die insgeheim hoffen, an Heiligabend könnten doch auch die Läden im Südbadischen offen haben. Wäre ja günstig. Oder skandalös. Je nach Sichtweise.

https://tageswoche.ch/gesellschaft/einkaufen-heiligabend-sorgt-fuer-shitstorm/

Tatsächlich gibt das baden-württembergische Ladenschlussgesetz den südbadischen Ladenbetreibern grünes Licht. Und schon sind alle in Rage. In Basel sicher auch total viele, noch mehr aber in Südbaden. Nur: Luft anhalten! Wie Recherchen der «Badischen Zeitung» zeigen, will nämlich kaum ein Laden von der Möglichkeit Gebrauch machen.

Ein Rewe-Filialchef zum Beispiel sofort so: «Das sollte man den Mitarbeitern nicht antun.» Und gleich mit im Chor eine Alnatura-Sprecherin: «Es ist uns wichtig, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entspannte Feiertage mit ihren Familien und Freunden geniessen können.» Auch Kaufland, Aldi, Lidl, Penny, Norma – alle würden an diesem Heiligsonntagabend nie, nie, nie aufmachen. Ganz christlich gönnerhaft sind die, wenns weihnachtet.

Vielleicht, aber nur vielleicht, sind sie auch alle bloss ein ganz klein wenig zu bequem. Der Weihnachts-Shopping-Rummel dürfte nämlich gemäss baden-württembergischem Ladenschlussgesetz maximal drei Stunden dauern. Sonst gäbe es die Rute.

Geöffnet haben deshalb nur Bäckereien. Die meisten von denen sind, ob Heiligabend oder nicht, schlicht immer offen an Sonntagen. Aber darüber müsste sich wohl irgendwann mal eine vierte Gruppe Mensch aufregen.

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