Standortstreit geht in eine neue Runde

Die Initiative «für eine eigenständige Kinder- und Jugendpsychiatrie im Zentrum von Basel» ist eingereicht worden. Damit signalisieren die Initianten, dass sie auch mit der Verlegung des geplanten zentralisierten Standorts der Klinik nicht einverstanden sind.

So soll der neue zentrale Standort für die Kinder- und Jugendpsychiatrie aussehen. (Bild: Visualisierung: Birchmeier Uhlmann Architekten)

Die Initiative «für eine eigenständige Kinder- und Jugendpsychiatrie im Zentrum von Basel» ist eingereicht worden. Damit signalisieren die Initianten, dass sie auch mit der Verlegung des geplanten zentralisierten Standorts der Klinik vom abgelegenen Nord- ans zentrumsnähere Südende des Areals der Erwachsenenpsychiatrie nicht einverstanden sind. Die Klinikleitung zeigt sich über den Widerstand enttäuscht.

Aus fachlicher Sicht sei der Standort für die Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik (KJPK) vor dem Haupteingang zu den Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) «hervorragend geeignet». Mit vereinten Kräften legten sich die UPK-Leitung und der KJPK-Chefarzt Alain Di Gallo einmal mehr für ihr Projekt ins Zeug, die heute auf mehrere Standorte verstreute Kinder- und Jugendpsychiatrie neu am Rand des Campus der Erwachsenenpsychiatrie zu zentralisieren.

Anlass für die Medienkonferenz war die Tatsache, dass die Gegner der Verlegung gleichentags ihre Initiative für einen Klinikstandort im Zentrum der Stadt eingereicht hatten.

Die Initianten zeigen sich ihrerseits in einer Medienmitteilung erfreut darüber, in nur sieben Monaten 3300 Unterschriften gesammelt zu haben. Sie geben sich überzeugt, «dass sich zahlreiche, weitaus geeignetere und zentral gelegene Standorte» für die KJPK finden liessen als die Einbettung in das Gelände der Erwachsenenpsychiatrie.

Wie bei den Akutspitälern seien auch in der Psychiatrie Kinder räumlich getrennt von Erwachsenen zu behandeln, schreiben die Initianten, unter denen sich mehrere Kinderpsychiaterinnen und -psychiater befinden.

Ein Kompromiss – oder doch nicht?

Die Klinikleitung wiederum ist der Ansicht, dass man mit der räumlichen Verlegung des Standorts vom Nord- zum stadteinwärts gelegenen Südende des UPK-Campus der Gegnerschaft mit einem «Kompromissvorschlag» entgegengekommen sei. «Die Opposition hatte Einsitz in der Jury des Architekturwettbewerbs und einen guten Einfluss auf die Verlegung des Standorts», sagte Konrad Widmer, Verwaltungsratspräsident der UPK.

Mit dem neuen Standort würde die KJPK tatsächlich etwas näher zum Stadtzentrum und weiter weg vom eigentlichen Campus der Erwachsenenpsychiatrie rücken. Es handelt sich um ein Areal, das gut hundert Meter vom südlich gelegenen Haupteingang der UPK entfernt ist und auf dem sich heute ein Langzeitwohnheim des Vereins Mobile Basel befindet.

«Es wäre eine eigenständige Klinik mit einer eigenen Adresse und auf einem Areal, das wegen den umliegenden grossen Grünflächen ausgesprochen kinder- und familienfreundlich ist», betonte KJPK-Chefarzt Di Gallo. Für den Standort spreche überdies, dass die fachliche Zusammenarbeit mit der Erwachsenenpsychiatrie erleichtert werde.

Gefahr der Stigmatisierung

Für die Gegnerschaft liegt aber auch dieser Standort noch immer zu nahe bei der Erwachsenenklinik. Anders als in somatischen Spitälern seien psychisch Kranke nach wie vor mobil und nicht bettlägerig. «Auch wenn Kinder in einem angrenzenden separaten Gebäude untergebracht würden, wäre eine effektive Trennung für die stationären Abteilungen nur schwer zu bewerkstelligen», schreiben sie. Der angstbedingte Widerstand gegen eine psychiatrische Abklärung und Behandlung an diesem Ort lasse sich damit nicht abbauen.

Die Initianten fordern eine räumliche und organisatorische Anbindung an das zentral gelegene Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB), wie dies zumindest bei einigen der insgesamt sechs heutigen Standorten der Fall war, als sich das Basler Kinderspital noch am Kleinbasler Rheinufer befand.

Das Problem ist nur, dass sich in der Nähe des heutigen UKBB zumindest kurz- und mittelfristig kein freier Standort finden lässt. Das Areal des ehemaligen Frauenspitals ist durch den geplanten ETH-Neubau besetzt. Und das Areal des Tropeninstituts wird frühestens 2019 frei, wobei noch unklar ist, wie es dort weitergehen könnte.

Hoffnung auf Kompromiss bleibt

Auch wenn die Gegnerschaft ihre Initiative eingereicht hat, hofft die Klinikleitung nach wie vor auf ein Einlenken der Initianten, mit dem sich eine Volksabstimmung und damit eine weitere Verzögerung des Neubauprojekts verhindern liesse. Auch die Initianten geben sich in ihrer Medienmitteilung nach wie vor gesprächsbereit.

Allerdings scheinen beide Seiten nicht bereit zu sein, noch weiter von ihren Grundsätzen abweichen zu wollen: Die Klinikleitung ist überzeugt, mit dem aktuellen Standort die Ideallösung gefunden zu haben, und die Initianten halten an einem von der Erwachsenenpsychiatrie klar abgetrennten Standort in der Nähe des UKBB fest.

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