Bei seinem ersten Auftritt vor der Belegschaft der Basler Zeitung (BaZ) gab der neue CEO Rolf Bollmann gleich einmal den Tarif durch. Der Zürcher nannte die tiefroten Geschäftszahlen, sprach von einer baldigen Schliessung der Druckerei und gab neue Gewinnziele aus. Abgesprochen ist die Strategie mit Christoph Blocher, dem «Eigentümer» der BaZ, wie Bollmann sagte. Auch das eine bemerkenswerte Äusserung.
Über das Schicksal der BaZ-Druckerei ist in den vergangenen Wochen viel spekuliert worden. Offiziell galt: Eine Schliessung ist die ultima ratio – «wenn wir die Druckerei nicht rentabel machen können», wie Christoph Blocher, der starke Mann hinter dem Unternehmen, Mitte Oktober der «NZZ am Sonntag» sagte. Soweit werde es aber – wenn überhaupt – erst im nächsten Jahr kommen.
Eine Aussage, die für die rund 80 Mitarbeiter der Druckerei an der Hochbergerstrasse nach all den Spekulationen noch einigermassen beruhigend klingen musste.
Die tatsächliche Situation ist allerdings höchst alarmierend. Das Unternehmen wird das laufende Jahr offenbar mit einem Defizit von rund 12 Millionen Franken abschliessen. Die Hauptschuld an dem schlechten Ergebnis trägt die Druckerei, die nur noch zu einem Viertel ausgelastet ist. Das jedenfalls sagte Rolf Bollmann, neuer CEO der BaZ-Gruppe, am Donnerstagnachmittag bei seinem ersten Auftritt vor den Mitarbeitern an der Hochbergerstrasse und der Redaktion am Aeschenplatz, wie die TagesWoche von mehreren Quellen erfahren hat. Bollmann selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Den Mitarbeitern soll er jedenfalls gesagt haben, dass in den nächsten drei Monaten eine Lösung für die Druckerei gefunden werden müsse. Sonst werde sie geschlossen, erklärte Bollmann weiter. Wobei er offenbar keine Zweifel aufkommen liess, dass er nicht mehr mit einer Lösung rechnet. Zu gross sind dafür die Überkapazitäten in der Branche. Da müssen die 80 Mitarbeiter schon auf ein Wunder hoffen – oder sich auf die Kündigung einstellen.
Ebenfalls sparen will Bollmann beim Verlag. Wie stark, wollte oder konnte er am Donnerstag noch nicht sagen. Eine Zahl nannte er auf Nachfrage aus der Belegschaft dann aber doch noch: Im BaZ-Verlag würden rund 100 Angestellte arbeiten; der «Tages-Anzeiger», so Bollmann, komme mit einer halb so grossen Belegschaft durch. Das heisst, dass im Verlagsbereich auch nach der Streichung von 25 Stellen, welche die Schliessung der beiden Vermittlungsagenturen Keymedia und Allmedia mit sich bringen, mit weiteren Entlassungen zu rechnen ist.
«Christoph», der Eigentümer
Keine Kündigungen gibt es dagegen vorerst in der Redaktion – obwohl etwa das «St. Galler Tagblatt» oder die «Luzerner Zeitung» trotz einer deutlich kleineren Belegschaft nicht schlechter seien, wie Bollmann dem Vernehmen nach anmerkte. «Der Christoph» habe ihm aber gesagt, er solle die Finger von der Redaktion lassen.
Eine Aussage, die aufhorchen liess.
Wie bitte? Der Christoph?, wurde Bollmann gefragt.
Ja, der Christoph Blocher, antwortete Bollmann. Danach bezeichnete er den SVP-Übervater offenbar mehrfach als Eigentümer der BaZ.
In der Öffentlichkeit wird das zwar kaum mehr einen auch nur halbwegs am Thema Interessierten überraschen. Und dennnoch ist Bollmanns Aussage bemerkenswert. Nach fast zwei Jahren der Verschleierungen und Lügen, der Strohmänner und Scheinbesitzer ist Bollmann der erste hochrangige Vertreter der rechten BaZ, der in diesem Punkt die Wahrheit sagt.
Offizieller Besitzer ist der Tessiner Unternehmer Tito Tettamanti, der die Gruppe vor einem Jahr zum zweiten Mal übernahm – mit der eigens dafür gegründeten Zuger Medienvielfalt Holding. Damals behauptete Tettamanti noch, Blochers einzige Funktion bei der BaZ Holding bestehe darin, die im Druckbereich anfallenden Sanierungskosten «in unbegrenzter Höhe» zu übernehmen. Mit der Zeitung habe Blocher nichts mehr zu tun.
Im Widerspruch dazu lässt sich Bollmann nun aber offenbar direkt von Blocher instruieren. Mit der Holding habe er selbst nichts zu tun, wie Bollmann vor den Redaktorinnen und Redaktoren sagte.
Dabei erhielt er offenbar den Auftrag, die BaZ weiter als eigenständige Zeitung zu führen, mit anderen Verlagen – im Vordergrund steht der «Tagesanzeiger» – aber Kooperationen einzugehen, etwa im Bereich der Abonnentenverwaltung. Und zwangsläufig wohl auch der Druckerei.
Weitere Erwartung an Bollmann: Deutlich bessere Geschäftsergebnisse – sechs Millionen Franken Gewinn pro Jahr.
Davidoff zieht bei der BaZ ein
Im Verlagshaus der Basler Zeitung gibt es dem Vernehmen nach noch einigen freien Platz – und mit den geplanten Umstrukturierungen wird es wohl noch mehr werden. Dafür hat die Basler Zeitung nun aber auch einen neuen Mieter gefunden: Die Oettinger Davidoff Group wird an der Hochbergerstrasse einziehen – und dort bleiben, solange der Firmensitz an der Nauenstrasse renoviert wird.