Etwa 50 Tagesmütter, Eltern und Kinder demonstrierten am Mittwochnachmittag in Allschwil gegen eine Lohnkürzung, welche die Gemeinde durchsetzen will.
«Mir wän unser Tagesmami», riefen die Kinder an die Fassade der Allschwiler Gemeindeverwaltung. Sie demonstrierten mit ihren Eltern und Tagesmüttern am Mittwoch für einen besseren Lohn für Tagesmütter.
Vor vier Wochen machte die TagesWoche publik, dass die Gemeinde Allschwil den Tagesmüttern den Lohn kürzen will. Hintergrund für die Vertragsänderung war ein Wechsel der Organisation von der Stiftung Tagesheime hin zur Gemeinde. Gemeindepräsidentin Nicole Nüssli begründete die Kürzung damit, dass die Gemeinde sparen müsse und der Lohn im Vergleich zu anderen Kantonen gerechtfertigt sei.
Die Stiftung Tagesheime hatte zuvor die Verträge mit den Tagesmüttern auf Ende März gekündigt. Mitte März legte die Gemeinde dann die neuen Arbeitsverträge vor, worin die Löhne um fast ein Drittel gekürzt waren. Statt 9.50 Franken Netto-Ansatz pro Stunde und Kind sollten die Tagesmütter noch 6 Franken erhalten.
Mutter spricht von «Schweinerei»
Am vergangenen Montag informierte die Gemeinde die Eltern über die Situation. Das, obwohl die neuen Verträge mit den Tagesmüttern bereits ab 1. April in Kraft treten sollten.
Doreen Grillon-Solik, die ihre Kinder von einer Tagesmutter betreuen lässt, findet das eine «Schweinerei». Die Eltern seien zu spät informiert worden. Seit dem 1. April arbeiten die meisten Tagesmütter ohne Vertrag. Grillon-Solik musste sich deshalb mit ihrer Tagesmutter arrangieren – was glücklicherweise geklappt habe. Ohne dieses Arrangement hätte sie ihre eigene Arbeit aufgeben müssen oder mit ihrem Chef andere Schichten absprechen müssen.
Grillon-Solik habe die Gemeinde angefragt, diese habe ihr jedoch keine Lösung angeboten. Es könne nicht sein, dass die Gemeinde einen vertragslosen Zustand dulde und erst informiere, wenn es eigentlich schon zu spät sei.
«Kinder sind keine Ordner»
Jasmine Cosmai, die als Tagesmutter arbeitet, sagt: «Mit diesem Vorgehen übt die Gemeinde Druck auf Eltern und Tagesmütter aus, damit diese den neuen Vertrag unterschreiben.» Die meisten Tagesmütter würden den Vertrag jedoch nicht unterschreiben.
Sieben von zwanzig Tagesmüttern hätten bislang unterschrieben. Für sie sei der Druck zu hoch gewesen, da sie auf die Arbeit und das Geld angewiesen seien, sagt Cosmai.
Schlimm findet sie insbesondere, wie mit den Kindern verfahren werde: «Die Kinder sind doch keine Ordner, die man hin und her schieben kann.» Dass sie ihre Bezugsperson behalten könnten, sei die oberste Priorität. Die Gemeinde nehme jedoch in Kauf, dass die Betreuungspersonen wechselten.
Tagesmütter wollen eigenen Verein gründen
Gemeindepräsidentin Nicole Nüssli erklärt: «Ich kann nachvollziehen, dass die Fristen zur Vertragsunterzeichnung als zu kurz empfunden werden. Das ist unglücklich gelaufen.» Sie habe abwarten wollen, bis alle Vertragsdetails geklärt waren.
Bis Freitag haben die Tagesmütter noch Zeit, um den Vertrag zu unterschreiben. Tun sie das nicht, so müssen die Eltern die vollen Betreuungskosten selbst bezahlen, sie erhalten dann nämlich keine Subventionen mehr von der Gemeinde.
Die Tagesmütter, die noch nicht unterschrieben haben, wollen auch in den nächsten Tagen nicht unterschreiben. Sie prüfen derweil die Gründung eines eigenen Vereins. So könnten sie die Höhe der Löhne und Betreuungskosten selbst bestimmen. Die Gemeindesubventionen blieben jedoch gleich.
Im Mai und Juni behandelt der Einwohnerrat das Reglement, das die Tagesmütter betrifft. Er entscheidet dann, ob er die Kostenäquivalenz und damit die Löhne so akzeptiert, wie sie der Gemeinderat festlegt.