TagesWoche vom 4.7.: Wer plant die Stadt?

Stadtentwicklung war noch nie so demokratisch wie heute – trotzdem ist fast niemand glücklich. Warum eigentlich?

Mitwirkungsprozesse: Ernst gemeintes Angebot an die Anwohner – oder bloss ein Feigenblatt für Planung von oben? (Bild: Hans-Jörg Walter)

Stadtentwicklung war noch nie so demokratisch wie heute – trotzdem ist fast niemand glücklich. Warum eigentlich?

Wer sich heutzutage mit Stadtplanung aus­einandersetzt, kommt nicht an ­Lucius Burckhardt vorbei. Zeitlebens engagierte sich der Basler Soziologe (1925–2003) mit seiner Frau Annemarie für demokratisches ­Bauen – für eine Stadtentwicklung, die die Bedürfnisse der Einwohner ernst nimmt und sie auch am Planungsprozess teilhaben lässt.

Es war ein Ansatz, der damals, in den 1980er-Jahren, schräg in der Landschaft stand. Stadtentwicklung wurde, anders als heute, kaum öffentlich diskutiert. Das Stadtbild wurde von der Verwaltung geplant (und manchmal auch «verplant»), ganz nach dem Motto: Wir bauen jetzt einmal, und danach dürfen die Menschen das ­Erbaute bevölkern.

Das hat sich inzwischen markant verändert. Heute sind Mitwirkungsprozesse bei grossen Bauvorhaben verfassungsmässige Pflicht, Stadtentwicklung war noch nie so demokratisch wie heute  – was die Sache aber nicht unbedingt einfacher macht, wie eine Erkundungsstour durch Basel mit dem Stadtentwickler Thomas Kessler zeigt.

Oft prallen derart viele politische und private ­Interessen aufeinander, dass nur wenig Spielraum für eine befrie­digende Gestaltung bleibt. Nicht zuletzt, wenn mächtige Grund­eigentümer aus der Wirtschaft mit im Spiel sind.

Weitere Themen der Ausgabe 27/14:

Eine Kässeli für fast alles
Die Jekami-Vergabepraxis des Basler Regierungsrats aus dem Swisslos-Fonds stösst auf scharfe Kritik. Jetzt biegt er die Verordnung zurecht.

«Ich freue mich auf Neues»
In ein paar Wochen räumt der Basler Gesundheits­direktor Carlo Conti sein Büro. Er geht aber noch längst nicht in Pension.

Eine «Balade» in Moll
Das Restaurant ist wieder einmal pleite. Die Nähe zum Rotlichtmilieu macht dem Betrieb zu schaffen.

«Marketing muss ehrlich sein»
Der Brand-Coach Walter Ramstein verleiht Marken Namen und damit ein Gesicht – etwa der Krankenkasse Sympany. Im Interview spricht er über die Ehrlichkeit und gute Namen.

Peripherie wird zur kreativen Kernzone
Ein Campus der Künste soll der Basler Hochschule für Gestaltung und Kunst internationale Beachtung bringen.

Porträt: Joel Basman
Mit 17 Jahren an der Berlinale, mit 24 an der Seite von George Clooney: Jetzt spielt der Durchstarter in «Vielen Dank für nichts» einen Behinderten.

Gemeinsam ginge es besser
Die Verwaltung lässt Shift Mode das ehemalige Migrol-Areal bespielen. Der Druck ist für beide hoch – und unnötig. Ein partizipatives Projekt würde allen Beteiligten mehr bringen. Ein Kommentar von Christoph Meury.

Besser – aber noch nicht gleichberechtigt
Schweizer Fussballerinnen feiern sportliche Höhenflüge. Doch wenn es um Geld und Anerkennung geht, stehen sie nach wie vor im Schatten der Männer.

Was war 1914 – was ist 2014?
Das Attentat von Sarajevo setzte die Welt vom Rand her in Brand. Seither hat Europa dazugelernt – doch auch heute könnten sich Konflikte von der Peripherie her ausbreiten. Eine Analyse von Georg Kreis.

Lesen Sie mehr über die Einheitskassen-Initiative in der Wochenausgabe vom 11. Juli – auf Papier oder in der App der TagesWoche.

Nächster Artikel