So wie ihr Vater Donald mit der Illusion wirbt, Amerika wieder gross zu machen, verkauft Ivanka mit ihrer Mode das Versprechen, einmal ein Starlet zu sein. Beides ist Fake.
Es war schon ein kurioses Bild, das vom Treffen der deutsch-amerikanischen Wirtschaftsdelegation um die Welt ging: Wie Angela Merkel neben Ivanka Trump sitzt und ihr einen misstrauischen Blick zuwirft. Der Blick, die Haltung, die Mimik sprechen Bände. Und auch der Betrachter dieser Szene fragt sich, was die Tochter von US-Präsident Donald Trump bei diesem Diplomatentreffen zu suchen hat.
Das Bild wirkt montiert, als hätte jemand die attraktive Blondine, die man mehr in der New Yorker Bussi-Bussi-Gesellschaft als auf diplomatischem Parket verorten würde, per Photoshop eingefügt. Vermutlich könnte man das auch von ihrem Vater behaupten, der bei offiziellen Terminen so deplatziert wirkt, als würde sich die Realität selbst parodieren.
Doch in welcher Rolle agiert Ivanka, die in das Meeting hineinspazierte, als wäre es ihr Wohnzimmer, und sich später ins Wochenend-Domizil nach Florida verabschiedete? Als inoffizielle First Lady? Als Markenbotschafterin der Marke Trump? Oder als Werbebotschafterin für ihr eigenes Modelabel? Dass Familienangehörige den Präsidenten begleiten, kennt man eigentlich nur aus dynastischen Sowjetrepubliken.
Die protzigen Handtaschen sehen aus, als wären sie ein Gucci-Duplikat, wie sie auf den Grabbeltischen von Schwarzmärkten verramscht werden, nur dass der Preis mit 100 Dollar aufwärts deutlich teurer ist. Man zahlt die Marke Trump. Es ist, als könnte sich der Designer zwischen H&M und Prada, zwischen Plebs und Protz nicht so recht entscheiden.
Es haben sich ja schon viele Modekritiker den Mund zerrissen über die Geschmacklosigkeit der verhätschelten Präsidententochter, die mit Papas Immobilienmilliarden einfach mal ihr Ding machen darf. In den Shitstorms schwang viel Häme mit.
Stilkritik ist häufig fruchtlos, etwa wenn versucht wird, aus den Farben von Angela Merkels Blazern küchenpsychologische Schlüsse zu ziehen – zumal darin ja gar keine politische Botschaft steckt, weil die Kanzlerin ihre Kleider nach dem Zufallsprinzip auswählt. Doch an Ivankas Mode lässt sich einiges ablesen.
Das Online-Magazin «Buzzfeed» erblickte in ihrer Kollektion eine «Ästhetik der Ablehnung», die darin bestehe, dass sie nicht nur nichts ausdrückt, sondern gesellschaftliche Entwicklungen schlicht negiert. Die Marke «Women Who Work», die postfeministisch daherkommen soll, sei in Wirklichkeit antifeministisch, weil sie die Frau darauf reduziere, in lasziv anmutenden Kleidern Bella Figura neben dem Mann zu machen.
«Ivankas Mutter, Ivana, war ein perfekt feminines Exemplar – ein slawisches Barbie-Model, das gut in Donalds Armen aussah», schreibt die Autorin Anne Helen Petersen. «Ivanka ist die upgedatete Version: Barbie 2.0, eine Gattung Frau, die Männer gern heiraten und vögeln, die andere Frauen aber auch nicht befremdet.» Ivanka macht Mode für die Superfrau. Aber ist Trump überhaupt eine Marke?
So wie ihr Vater Donald mit der Illusion wirbt, Amerika wieder gross zu machen, verkauft Ivanka mit ihrer Mode das Versprechen, einmal ein Starlet zu sein und in die Welt der Reichen und Schönen aufzusteigen. Das ist freilich eine Chimäre, die auch der feinste Stoff nicht bemänteln kann.
Ivankas Mode ist billig nicht im materiellen, sondern im ästhetischen Sinn. Der Trumpismus zeichnet sich in seiner Verachtung für die hohe Kunst der Rhetorik und der stilistischen Feinheiten aus. Und doch beherrscht Ivanka wie ihr Vater die Kunst, billig zu sein, sich mit armseligen Botschaften durch die Welt zu schlagen. Die Mode ändert sich. Die Menschen leider nicht.