Für eine Übernachtung in der Notschlafstelle bezahlen Auswärtige 40 Franken. Zu teuer für viele, sagen Hilfsorganisationen. Während der Kälteperiode brauche es dringend günstigere Notunterkünfte.
Die Minustemperaturen sorgen derzeit für Hochbetrieb in der Gassenküche am Lindenberg, wo bedürftige Menschen für drei Franken eine warme Mahlzeit erhalten. Und viele von ihnen seien Auswärtige, sagt der Leiter Urs Hartmann, die auch nach einem Schlafplatz fragen. Was Hartmann und sein Team immer wieder in Bedrängnis bringt.
«Wir müssen ihnen sagen, dass es nur die Notschlafstelle gebe, die für sie aber 40 Franken pro Nacht koste.» Zu viel für die Gäste der Gassenküche. Und hart für die Gastgeber, sie immer abzuweisen. «Wir fühlen uns elend dabei, unmenschlich», sagt Hartmann. Ein paar Mal hätten sie deshalb schon Kostengutsprachen ausgestellt. «Aber das löst das Problem natürlich nicht».
Zwischen Stuhl und Bank
Zum einen könne sich das die Gassenküche nicht leisten – «wir sind da zum Essenausgeben» – zum anderen würden sie damit den Steuerungsmechanismus der Stadtbehörden aussetzen. Die Notschlafstelle soll in erster Linie den Einheimischen zur Verfügung stehen, die 10 Franken pro Nacht dafür bezahlen, und nicht zur billigen Touristenunterkunft werden. «Das funktioniert in der Regel auch» sagt Hartmann, «aber in dieser Kälte nicht mehr.» Ob man nun wolle oder nicht, «die Leute sind nun mal da».
Viele stammten aus Ostblockstaaten, seien unterwegs als Strassenmusiker, oder auf der Suche nach Arbeit. «Wenn sie Asylbewerber wären, kämen sie in einer Asylunterkunft unter, aber so fallen sie zwischen Stuhl und Bank.» Er ist der Meinung, die Stadt sollte jetzt schnell eine «pragmatische Lösung» finden. Beispielsweise eine Kirche oder eine Turnhalle vorübergehend für die auswärtigen Obdachlosen öffnen. «Nur so lange, bis es wieder wärmer wird.»
Nicole Wagner, Leiterin der Sozialhilfe beim Kanton Basel-Stadt, sieht keine Notwendigkeit für eine Überganglösung. «Bei diesen Temperaturen weisen wir niemanden ab.» Natürlich schaue man, dass bezahlt werde, aber man zeige sich kulant. «Und die Notschlafstelle ist zwar gut gefüllt, aber nicht überfüllt. Es hat Platz.» Allerdings müssten die Leute schon selber herkommen, so Wagner, «wir holen sie nicht von der Strasse ab».
In Zürich 5 Franken
Vielleicht kommen aber viele nicht, weil sie nur den Preis von 40 Franken kennen und nicht, dass bei der Notschlafstelle derzeit Kulanz angesagt ist. Beim Schwarzen Peter bestätigt man jedenfalls die Schilderungen von Urs Hartmann. Man treffe einige auf der Gasse an, die das Geld für die Notschlafstelle nicht hätten und deshalb nicht wissen, wo sie übernachten könnten.
In Zürich kostet übrigens ein Platz in der Notschlafstelle 5 Franken pro Nacht, auch hier in erster Linie für Personen, die «ihren Unterstützungswohnsitz in der Stadt Zürich» haben. Aber auch Auswärtige werden für eine Nacht zu diesem Preis aufgenommen und danach an die Zentrale Abklärungs- und Vermittlungsstelle (ZAV) weitervermittelt.
Dort werde dann abgeklärt, sagt Guido Schwarz, Sprecher bei den Sozialen Diensten der Stadt Zürich, wer für die obdachlose Person weiter zuständig sei. Bei Schweizern, welche Gemeinde; bei Ausländern kontaktiere man beispielsweise die Botschaft seines Heimatlandes. «Falls diese Abklärungen mehrere Tage dauern, sorgen die Sozialen Dienste solange für eine Übernachtungsmöglichkeit.»