Tierische Happy-Ends

Obacht: «We Bought a Zoo» von Cameron Crowe führt dazu, dass sich Ihre Kinder danach einen Tierpark wünschen.

(Pfauen-)Küken werden den neuen Film von Cameron Crowe lieben. (Bild: Neal Preston/zVg)

Obacht: «We Bought a Zoo» von Cameron Crowe führt dazu, dass sich Ihre Kinder danach einen Tierpark wünschen.

Mit einem Jahresabo für den Zoo entkommen Sie möglicherweise dem Fiasko! Mit häufigen Zoo-Besuchen können Sie immerhin versuchen, Ihre Kinder von einem Kinobesuch abzuhalten: Der Mix von «We Bought a Zoo» ist nämlich derart perfekt designt, dass Ihre Kleinen Sie hassen werden, wenn Sie nach dem Film mit dem blossen Kauf eines Goldhamsters punkten wollen. Nur wenn Sie den Kindern versprechen, die Zoohandlung gleich mit dazuzuposten, ist der Familienfrieden gerettet. Was gehört zum derart riskanten Film-Mix?

1. Ein störrischer Junge findet aus Trauer (Mutter gestorben) zu seiner grossen Liebe (Landei, das schon flügge ist).
2. Seine kleine Schwester. Sie kann Pfauenküken schlüpfen sehen und altkluge Fragen stellen.
3. Eine Tierpflegerin. Sie findet endlich ihre praktischen Seiten und einen passionierten Tierliebhaber, der einen Zoo rettet.
4. Ein passender Vater im Aufbruch (Frau weg, Job weg, Sinn weg). Er findet zu seiner Bestimmung zurück: die Menschen über alles zu lieben und das bei Tieren zu lernen.
5. Jede Menge Tiere (ausser Knut).

Wenn wir den Titel des Films lesen, ahnen wir, dass das nicht einfach wird, und wussten es auch spätestens, seit wir ein Katzenklo gründlich gereinigt haben. Einen Zoo in Schuss zu bringen mag man eigentlich niemandem zumuten, der keine Erfahrungen hat im Kinderzimmeraufräumen.
Am Schluss gibt es nicht nur ein Happy-End, sondern gleich mehrere, sodass Sie gar nicht mehr wissen werden, wo Sie all die Taschentücher hernehmen sollen, um die Tränen Ihrer Kinder zu trocknen.

Mein Tipp: Lassen Sie sie weinen. Mit verheulten Augen wird den Kleinen vielleicht entgehen, dass das Ganze auf einer wahren Begebenheit beruht. Sie müssen dann auch nicht damit rechnen, auf dem Nachhauseweg auf die Frage «Papi, warum kaufen wir eigentlich nicht den Basler Zoo, wo der doch in diesem Jahr 93 437 Franken Gewinn gemacht hat?» eine einleuchtende Antwort finden zu müssen. Versuchen Sie es gar nicht erst mit dem Hinweis, Tierparken sei mindestens so aufwendig wie Katzenklo reinigen und Kinderzimmer aufräumen an ein und demselben Tag. Ausserdem können Sie sich am Schluss, wenn Ihre Kinder vor Rührung besinnungslos geworden sind, ganz darauf konzentrieren, was uns Erwachsene von Beginn weg interessiert: wann Matt Damon endlich Scarlett Johansson küssen darf?

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 11.05.12

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