Peter Salmik kämpft mit dem EHC Basel um den Einzug in die Playoffs. Ein Gespräch über Pyros im Erstliga-Hockey, lange Anfahrtswege und die Herausforderungen im Umgang mit Amateurspielern.
Als wir die Geschäftsstelle des EHC Basel KLH betreten, werden wir von zwei Spielern der ersten Mannschaft begrüsst, die Teilzeit für den EHC im Büro arbeiten. Peter Salmik sei noch nicht da. Ein Telefonat klärt auf: Er steckt auf seinem Weg von Freiburg im Breisgau nach Basel im Feierabendverkehr fest.
Pyros im Amateurhockey
Da einzelne Fans des EHC Basel am Auswärtsspiel am 12. Dezember in der Eishalle in Wichtrach Pyrotechnik zündeten, entschied der Vorstand, die Heimkurve für die Partie vom 15. Dezember abzusperren.
Welche Konsequenzen die Aktion für den Verein haben wird, wurde noch nicht kommuniziert. Der Vorstand hat den Fans einen Termin für eine Aussprache angeboten, um ähnliche Vorkommnisse in Zukunft zu verhindern.
Die offiziellen Fanclubs distanzierten sich von der Pyroaktion.
Salmik ist seit zweieinhalb Jahren Trainer des Erstligateams. Als er sein Amt antrat, war seine Mannschaft noch nicht das Fanionteam. Als Publikumsmagnet und als Motivation für die jungen Spieler sollte damals noch der übergeordnete Profibetrieb in der Nationalliga B dienen. Die EHC Basel Sharks AG ging aber 2014 Konkurs und Peter Salmik leitete plötzlich das erste Team des Clubs.
Ein eiligst zusammengestelltes Team schaffte es in der Saison 2014/15 schliesslich in die Playoffs. Auch in der laufenden Spielzeit kämpft die Mannschaft nach schwachem Saisonstart und grosser Aufholjagd um die Playoffs.
Peter Salmik, letzten Samstag haben Ihre Fans beim Auswärtsspiel in Wichtrach in der Halle Pyros gezündet. Was sagen Sie zum Zwischenfall?
Es ist ja schön, dass uns die Fans unterstützen, aber Pyros haben mit dem Sport überhaupt nichts zu tun. Meiner Meinung nach sollte man auf solche Fans lieber verzichten, weil sie dem Image des EHC Basel mehr schaden, als sie Positives bringen. Das wird eine kräftige Geldstrafe für den Club geben.
Beim darauf folgenden Spiel zu Hause gegen den EHC Brandis war die Kurve der Heimfans gesperrt. Die Anhänger stellten sich neben die Kurve auf die Sitzplätze. Wie haben Sie die Unterstützung der Fans wahrgenommen?
Die Fans waren fast nicht zu hören. Ich denke aber nicht, dass das einen Einfluss auf das Spiel hatte. Wir haben Brandis drei Tore geschenkt und deshalb verloren.
Mit der knappen Niederlage gegen Tabellenführer EHC Brandis kann Basel die Playoffs nicht mehr vorzeitig erreichen. Über die «Masterround II» können Sie die Playoffs immer noch schaffen. Was ist dort für Ihr Team möglich?
Wir haben letzte Saison gesehen, dass wir uns auch über den Umweg qualifizieren können und haben danach eine gute Playoff-Runde gespielt. Wir haben dort mit zwei Spielen und im dritten Spiel kurz vor Schluss mit zwei Toren geführt. Dann gaben wir dieses Spiel dumm aus der Hand, was im Nachhinein die ganze Serie gekippt hat. Wir hätten einen Gegner aus den Top 3 rausgeworfen! Ich denke, es ist alles möglich, aber dazu müssen bei unserem Kader alle Spieler fit sein.
Sie wohnen in Freiburg im Breisgau. Wie oft pendeln Sie nach Basel?
Je nach dem, wie viele Spiele wir pro Woche haben. Wenn wir zwei Spiele haben, dann zweimal zu den Spielen und drei- bis viermal zu den Trainings. Ich komme also vier- bis fünfmal in der Woche nach Basel.
Finden Sie es angenehm, nicht am selben Ort zu wohnen, an dem Sie arbeiten?
Angenehm ist es nicht, aber es gibt Trainer, die 300 bis 400 Kilometer fahren müssen, um nach Hause zu kommen, ich muss nur 70 oder 80 Kilometer fahren. Und ich kenne die Strecke mittlerweile auswendig, also Tempomat rein und dann kann ich mich mental auf ein Training vorbereiten. Nach einem Spiel kann ich auf der Fahrt abschalten. Es ist vielleicht sogar einfacher, als wenn du hier direkt nach Hause gehst und die Familie auf dich wartet. Zu Hause in Freiburg wird auch nicht über das Eishockey in Basel geschrieben. Wenn ich hier vor Ort wohnen würde, wäre ich damit konfrontiert, was in der Zeitung steht, was die Fans so zu sagen haben. Das ist schon angenehmer aus der Distanz. Es lässt sich ruhiger leben.
Sie waren in Freiburg Trainer im Nachwuchs und bei den Aktiven. Als Profitrainer trainierten Sie eine Mannschaft der 2. Bundesliga. Danach waren Sie sportlicher Leiter, als der Verein respektive die GmbH Konkurs ging. Wie sind Sie anschliessend in Basel gelandet?
Mit den Old Boys, der Freiburger Altherrenmannschaft, hatten wir Freundschaftsspiele gegen Basel. Hier entstand über EHC-Legende Pio Parolini der Kontakt zum damaligen Sportchef Jörg Schaffner. Ich fragte nach, ob es eine Möglichkeit gebe, als Trainer hier etwas zu machen.
So kamen Sie zum Regio-Team, als die EHC Basel Sharks noch als Nationalliga-B-Team darüber thronten. Wussten Sie etwas über das Basler Eishockey?
Wenig. Ich habe mitbekommen, dass Basel vor Jahren in der Nationalliga A war und später Nationalliga B spielte. Zudem war ich zweimal am «Basel Summer Ice Hockey», wo KHL-Mannschaften an einem Vorbereitungsturnier unter anderem gegen die Sharks spielten. Ich wusste aber nichts von den Strukturen des Clubs oder von den drei Eisstadien, die es hier gibt.
Diese Strukturen änderten sich ein Jahr nach Ihrer Ankunft schlagartig: Die EHC Basel Sharks AG ging Konkurs. Inwiefern hat der Konkurs Ihre Arbeit beeinflusst?
Wir Trainer hatten losen Kontakt untereinander, weil frisch genesene Spieler der «Sharks» bei uns zeitweise Spielpraxis sammelten oder zu uns strafversetzt wurden. Sonst hatten wir kaum Kontakt.
Hätten die beiden Teams denn enger zusammenarbeiten müssen?
Basel war für mich Neuland. Ich war nicht in der Position, um Forderungen zu stellen. Als ehemaliger Profitrainer hatte ich mir das schon anders vorgestellt. Unser Ziel war es im ersten Jahr, einige Spieler an das Niveau der Nationalliga B heranzuführen und sie bei den «Sharks» Profiluft schnuppern zu lassen. Aber es waren ja alles Amateure. Bis letztes Jahr haben sie gar kein Geld erhalten.
Rund um den Club herrscht eine hohe Erwartungshaltung. Vor allem weil das 1.-Liga-Team nun das Fanionteam des Vereins ist. Beeinflussen die hohen Erwartungen die Leistung des Teams?
Natürlich geht es an den Spielern nicht spurlos vorbei, wenn man Zeitungsartikel liest oder Einträge in gewissen Medien. Die lachen zwar gegen aussen darüber, machen sich aber schon ihre Gedanken. Ob das die Leistung auf dem Eis beeinflusst? Ich denke mir, eher nicht. Wir haben diese Saison gegen sehr gute Mannschaften sehr gute Spiele abgeliefert. Es stört mich, dass, auch wenn wir gewinnen, immer das Haar in der Suppe gesucht wird. Es wird nichts Positives erwähnt. Wenn man verliert, kriegt man sowieso eins auf den Deckel. Wenn du gewinnst, kriegst du wieder eins auf den Deckel. Diese Mentalität sollte sich ein wenig ändern bei den Fans. Die Fans werden bei der Arbeit ja auch nicht jeden Tag runtergemacht, egal ob sie gut oder schlecht gearbeitet haben.
Was ist unter den gegenwärtigen Voraussetzungen für den Verein möglich? Ist es realistisch, in Basel wieder einen Profi-Eishockeybetrieb zu installieren?
Ich denke schon, dass Profi-Eishockey hier machbar ist, aber als Allererstes muss es finanziell abgesichert sein. Da sollte man nicht wieder den Fehler machen, dass man ein Retortenteam zusammenkauft. Man sollte lieber bescheiden sein und dem eigenen Nachwuchs die Chance geben. Zuerst vielleicht ältere Spieler, die in der Nationalliga B ausgedient haben, nach Basel locken und für sie Arbeitsstellen suchen. Sie könnten beispielsweise 70 Prozent arbeiten, den Rest übernimmt der Club. Dazu muss man die jungen Spieler einbauen und kann ein Low-Budget-Team an den Start bringen. In den folgenden Jahren kann man das Team sukzessive verstärken. Das könnte ein Weg sein. Man sollte nicht um jeden Preis in wenigen Jahren Nationalliga B spielen wollen und sich übernehmen. Sonst ist man in zwei Jahren wieder Konkurs.