Seit Jahren sorgen die Sexarbeiterinnen der Liegenschaft Klingental 18 für Ärger in der Toleranzzone. Nun soll Schluss damit sein. Das Gebäude wird neu genutzt.
Im Basler Rotlichtmilieu herrschen raue Sitten. Die Sexarbeiterinnen sind zum Störfaktor in der Toleranzzone geworden. Da der Konkurrenzdruck unter den Frauen gestiegen ist, buhlen sie immer aggressiver um Kundschaft – teilweise auch ausserhalb der erlaubten Zone Ochsengasse, Webergasse und Teichgässlein.
Vor allem die Prostituierten der Liegenschaft Klingental 18, die neben dem Restaurant «Klingeli» steht und von einem Salonbetrieb in ein Stundenhotel umgewandelt wurde, sind den Anwohnern und dem Kanton seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge. Die Sexarbeiterinnen besetzen Hauseingänge und lassen sich auch durch Polizeikontrollen nicht vertreiben. Die Betreiber des Restaurants Balade schmissen vor einem Jahr sogar den Bettel hin, weil ihnen das Geschäft der Frauen im benachbarten Haus angeblich das Genick brach.
Das Stadtteilsekretariat Kleinbasel und die Verwaltung versuchen seit Jahren am Runden Tisch Klingental die angespannte Situation zu entschärfen. Bis jetzt ohne grossen Erfolg. Das könnte sich bald ändern. Das Gebäude Klingental 18, das sich in Privatbesitz befindet, soll in eine «normale Nutzung» überführt werden. Die Tage der Sexarbeiterinnen und der Freier in der Liegenschaft Klingental 18 sind somit gezählt. Die acht Wohnungen im oberen Geschoss werden renoviert und zu Wohnraum umgenutzt.
Freude bei der Verwaltung
Gemäss Informationen der TagesWoche wird Patrick Wermelinger im Erdgeschoss ein Lokal eröffnen. Wermelinger hat sich in der «Agora-Bar» an der Feldbergstrasse einen Namen gemacht. Für viele zählte die vor anderthalb Jahren geschlossene Bar nicht zuletzt wegen ihrer Cocktails zu den angesagtesten Adressen im Basler Nachtleben.
Wann die neue Bar am Klingental aufmacht, ist unklar. Wermelinger will sich nicht zum Projekt äussern. Gemäss Handelsblatt hat er jedoch mit sechs weiteren Personen die «B Train AG» gegründet. Die Gesellschaft – der er als Verwaltungsratspräsident vorsteht – «bezweckt die Führung von Gastronomie- und Hotelleriebetrieben sowie den Import und Export von Handelswaren aller Art, die Führung von Gross- und Detailhandelsbetrieben und die Verwaltung von Immobilien» und führt als Adresse Klingental 18. Mitglied der Aktiengesellschaft ist unter anderem auch der Architekt und Stadtplaner Martin Josephy, der mitbeteiligt war an den Testplanungen am Kleinhüninger Hafen.
Bei der Kantons- und Stadtentwicklung begrüsst man die neue Ära am Klingental 18. «Die Umnutzung ist im Sinne der Kantons- und Stadtentwicklung. Unser Ziel ist, den Lebensraum für die Bevölkerung positiv zu gestalten und eine gute Lebensqualität zu ermöglichen», sagt Roland Frank, Leiter der Fachstelle Stadtteilentwicklung. Von der Umnutzung verspricht er sich eine wohnverträglichere Situation.
Erste Frauen bereits weg
Dass bald im Rotlicht-Milieu eine Szenen-Bar eröffnet wird, passt auch zum Umbau der Kaserne: Die Verwaltung will mit Gastrobetrieben und Kreativwirtschaft mehr Leben ins Quartier bringen. Laut Frank soll der Umbau des Kasernen-Hauptbaus, falls der Grosse Rat zustimmt, im Sommer 2017 starten.
Wie Viky Eberhard von Aliena – der Beratungsstelle für Frauen im Sexgewerbe – sagt, haben die ersten Sexarbeiterinnen die Liegenschaft Klingental 18 bereits verlassen. «Die Umnutzung ist hart für die Arbeiterinnen, weil sie ihren Platz verlieren. Aber schliesst eine Stelle, werden sie sich halt einen anderen Ort suchen.» Die Prostitution werde durch die Umnutzung des Gebäudes nicht weniger, sondern nur verlagert.