Lieber Petrus
Ich weiss ja: Zum Glück machen wir das Wetter nicht selber, und als Agnostiker habe ich sowieso nichts zu melden. Aber glaubst Du nicht, dass es langsam reicht?
Kühle Nächte sind etwas Angenehmes, nirgends kuschelt es sich besser als unter einer Wolkendecke. Ich halte Hitze sowieso für komplett überschätzt, alles, was die 25-Grad-Marke übersteigt, grenzt an Menschen- und Tierquälerei. Wer unbedingt schwitzen will, soll lange Unterhosen oder Strümpfe tragen.
Aber dieser fallende Niederschlag, im Volksmund auch Regen genannt, geht mir langsam an die Nieren. Und dabei spreche ich noch nicht einmal von den Überschwemmungen, Ernteausfällen, der Rheinschifffahrt oder den Experten, die das globale Landunter beschwören.
Ich sehe durchaus ein, dass solche Grosswetterlagen erzieherisch wirken, Demut lehren und nicht zuletzt zu sprachlicher Sorgfalt anhalten: Wer Aufnahmen aus einem Hochwassergebiet gesehen hat, sollte sich zweimal überlegen, ob Begriffe wie «Flut», «Welle» oder «Strom» im Zusammenhang mit dem Elend der aktuellen Flüchtlingskrise wirklich angebracht sind.
Diese nieselnde, pieselnde Feuchtigkeit, die in den Kleidern und Gemütern hockt und früher oder später jedes Gespräch wie schwarzer Schimmel befällt – das muss nicht sein. Dafür sind wir Mitteleuropäer nicht gemacht. Das Reden übers Wetter als zivilisierte Form der Übersprunghandlung überlassen wir lieber den Bewohnern des Brexit-Eilands im Norden.
Müssen wir wirklich darüber diskutieren, was von Storchenjungen zu halten ist, die in ihrem eigenen Nest ertrinken? Das gibt einem zu denken. Und bei der Gelegenheit nehme ich zurück, was ich eingangs gesagt habe, und deklariere mich als Atheisten.
Kein Grund also, mit der Heulerei fortzufahren, wo es nass ist, braucht es nicht noch mehr Ergüsse.
In diesem Sinne: