Das Parkhaus hätte den chaotischen Parkverhältnissen in Feldberg ein Ende setzen sollen. Doch das Autosilo ist selten voll belegt, die Strassen weiter verstopft. Leidtragende sind Wintergäste, die mit dem Bus anreisen.
Den Feldberg bezeichnen seine Promotoren selbstbewusst als Heimat des Skisports. Heuer feiert der «Höchste» (1493 Meter über Meer) sein 125 Jahre Jubiläum, doch der Wintersportgenuss wurde in den letzten 50 Jahren häufig durch die chaotische Parkplatzsituation getrübt. Nach jahrzehntelangen Diskussionen ist 2015 in nur sieben Monaten ein Parkhaus in die Höhe geschossen.
Das angeblich im «alpenländlichen» Stil gebaute Autosilo ist 96 Meter lang, 48 Meter breit und 25 Meter hoch, bietet Platz für 1200 PKWs und hat 15 Millionen Euro gekostet. Im Dezember war feierliche Eröffnung. Stefan Wirbser, Bürgermeister der Gemeinde Feldberg, Vorsitzender des Liftverbundes und Parkhaus-Promotor zeigte sich begeistert: «Jetzt heisst es am Feldberg: Parken am Skihang, raus aus dem Auto und hinein in das Wintervergnügen.»
Mit dem Schnee rollt auch die Blechlawine an
Pech nur, dass auf dem Feldberg bis Mitte Januar kaum oder gar kein Schnee lag. Doch mit der weissen Pracht kamen auch die Blechlawinen, und die Situation war nicht besser als zuvor. Wegen mangelnder Hinweisschilder, aus Gewohnheit oder Bequemlichkeit parkten viele Automobilisten ihre Karosse wie bisher entlang der Passstrasse, oder wo es ihnen gerade passte und eigentlich verboten war.
Wildwest-Parken ist auf dem Feldberg auch Teil des Wintersports. (Bild: Stephan Dietrich)
Zwar verteilte die Polizei fleissig Strafzettel. «500 waren es bis heute, weitere 50 Fahrzeuge mussten abgeschleppt werden», berichtet Yasmin Bohrer von der zuständigen Polizeibehörde in Titisee-Neustadt. Doch das Ganze scheint eine Sisyphus-Arbeit. Kaum ist ein Falschparker weg, kommt schon der nächste.
Kein Durchkommen für die öffentliche Busse
Während so – über kurz oder länger – jede(r) einen Platz findet, gibt es für die öffentlichen Busse, die von Zell via Feldberg nach Titisee verkehren, oft kein Durchkommen mehr. Verspätungen von 10 bis 20 Minuten waren im Januar und Februar die Regel, 30 bis 60 Minuten keine Ausnahme. Zuweilen kommt der Verkehr auf der Passstrasse ganz zum Erliegen. Nicht auszudenken, wenn dort im Katastrophenfall schwere Rettungsfahrzeuge durch müssten.
Um aneinander vorbei zu kommen, müssen die Busfahrer Millimeterarbeit leisten, ihr langes Fahrzeug oft bis zu mehrere hundert Meter zurücksetzen und dabei erst noch die Beschwerden der Busspassagiere ertragen. Kein Wunder gehört der Feldberg bei Busfahrern nicht zu den Lieblingsstrecken. «Am schlimmsten war es am Samstag vergangener Woche. Nach den Neuschneefällen herrschte hier Chaos pur», berichtet einer von ihnen.
Busfahren auf dem Feldberg ist Präzisionsarbeit. (Bild: Stephan Dietrich)
Uwe Mühl von der Einsatzzentrale der Südbadenbus AG in Schopfheim kennt die Klagen seiner Fahrer und sie tun ihm leid. «Neben dem Fahrstress auch noch die Klagen der Passagiere, das kann schon an die Substanz gehen.»
Nicht nur um die Gesundheit der Fahrer zu schonen, erwägt die Gesellschaft den Betrieb auf dieser Stecke während der Wintersaison zumindest teilweise einzustellen. «Wenn nicht bald eine Parkraumbewirtschaftung entlang der B317 eingeführt, und eine geregelte Anfahrt an die Haltestellen gewährleistet wird, ist der durchgehende Betrieb gefährdet», erklärt Mühl. «Eigentlich ist die Feldberg-Strecke eigenwirtschaftlich, aber mit all den durch den Stau bedingten Zusatzkursen und Beschädigungen an den Fahrzeugen sowie der Belastung der Fahrer, rechnet sich das für uns nicht mehr.» Mühl wünscht sich zuweilen «Schweizer Verhältnisse, wo so etwas kaum möglich wäre.»
Für die Hinweisschilder fehlte die Zeit
Das Paradoxe dabei: Bisher war das Parkhaus nur gerade neun Tagen voll belegt. Viel Stau und Stress wäre also vermeidbar gewesen, doch leider haben die Parkhaus-Promotoren vergessen, Hinweisschilder aufzustellten. Das erscheint wie ein Schildbürgerstreich: Nach jahrelangen Diskussionen hat man sich endlich auf den Bau eines Parkhauses geeinigt, doch für die Hinweisschilder blieb keine Zeit.
Diejenigen, die das Parking benutzen, sind des Lobes voll. «Toll das man sich im Trockenen umziehen kann – und das erst noch gratis», berichtet eine Familie aus Luxemburg: «Nur die Toilette war nicht ganz einfach zu finden.»
Feldbergs Bürgermeister Stefan Wilbser gesteht gewisse Kinderkrankheiten ein, zieht aber trotzdem ein positives Fazit. Fest steht jedoch, dass die Gemeinde dem Parkhaus-Investor diesen Winter nicht die garantierte Summe von 800’000 Euro bezahlen kann. Schuld ist der verspätete Winter, denn der Parkhaus-Fonds wird durch die – auf diese Saison verteuerten – Lift-Tickets finanziert.
Dabei geniessen die automobilen Skifahrer eine Sonderstellung. Sie müssen dank Lift-Ticket nichts fürs Parkhaus bezahlen. Pech hat, wer mit dem Bus anreist und mit seinem teureren Lift-Ticket das von ihm nicht benutzte Parkhaus mitfinanziert. Mit Verursacherprinzip hat das nichts zu tun. Zu den Leidtragenden gehören auch Ferien-Gäste, die keinen alpinen Wintersport betreiben. Wenn sie ihr Fahrzeug ins Parkhaus stellen, müssen sie den vollen Tarif von 10 Euro pro Tag berappen, denn ihre Gästekarte wird nicht akzeptiert.
Kein Durchkommen für die Busfahrer: Die Strassen links und rechts sind von Autos blockiert.
Die Prognosen versprechen für die nächste Zeit winterliche Verhältnisse. Das Chaos dürfte noch eine Weile anhalten. Aber irgendwann wird es wieder Frühling und Sommer und das Parkhaus steht noch immer – leer ? «Die Sommertarife stehen noch nicht fest», berichtet Stefan Wirbser. Er hofft die Befüllung des Parkhauses durch bessere Signalisation, Information und Medienarbeit zu verbessern.
Einfach wird es nicht sein, die automobilen Gäste ins Parkhaus zu locken, wenn es links und rechts überall Parkplätze im Freien gibt, die man schon im Winter gratis benutzt hat.