Mit dem demografischen Wandel kommen grosse Herausforderungen auf den Kanton Baselland zu – und hohe Kosten. Das zeigt ein neuer Bericht. Doch es gibt auch Chancen.
«Mehr», «älter», «bunter» und «anders verteilt»: So lauten die Stichworte, welche die Entwicklung der Baselbieter Bevölkerung bis ins Jahr 2035 prägen. Zu finden sind diese Begriffe im Bericht mit dem Titel «Folgen des demografischen Wandels: Chancen-Risiko-Analyse und Massnahmenplan für den Kanton Basel-Landschaft», verfasst vom Luzerner Beratungsunternehmen Interface und der interdirektionalen Arbeitsgruppe zur demografischen Entwicklung im Auftrag der Regierung Baselland.
Das allgemeine Bevölkerungswachstum («mehr») ist dem Bericht zufolge für sich alleine gesehen noch kein echter Grund zur Sorge. Ausgehend vom Stand 2010 prognostiziert die Statistik ein Wachstum um 9 Prozent bis 2035, also auf 300’000 Einwohnerinnen und Einwohner im Kanton. Ein Wert, der «eher unter dem gewohnten Bevölkerungswachstum der letzten Jahrzehnte» liege, heisst es im Bericht.
Kostspielige Überalterung
Problematischer sieht es aus, wenn man sich vor Augen führt, in welcher Form die Bevölkerung wächst. Früher konnte sich das Baselbiet Jahr für Jahr über die Zuwanderung von gutverdienenden Stadtflüchtlingen freuen. Heute und in der Zukunft wächst dagegen vor allem der Anteil alter Menschen. Weitere Herausforderungen kommen durch die «buntere» Gesellschaft hinzu: Der Bericht nennt sie «Multinationalisierung», «vielfältigere Lebensstile», «abnehmende Haushaltsgrössen» oder «Veränderungen der Geschlechterverhältnisse».
Das Baselbiet gehört zusammen mit Basel-Stadt und dem Tessin heute schon zu den Kantonen mit den höchsten Betagtenquoten, wie aus der Altersprognose von Statistik Baselland hervorgeht. In den kommenden Jahren wird vor allem die Gruppe der «Hochbetagten» – Menschen im Alter von über 80 Jahren – anwachsen. Die Folgen: wachsende Gesundheitskosten für den Kanton und die Gemeinden sowie ein höherer Bedarf an Pflegeplätzen. Gleichzeitig nimmt der Anteil der Menschen im erwerbstätigen Alter ab. Der Kanton muss daher mit sinkenden Steuereinnahmen rechnen.
Die demografische Entwicklung biete aber auch Chancen, schreiben die Verfasser. Allerdings würden diese politisches Handeln bedingen. Der zu erwartende Arbeitskräftemangel zum Beispiel liesse sich abfedern, wenn es gelänge, «die Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Personen zu erhöhen».
Chancen sehen die Verfasser auch in der Raumplanung: Ältere Menschen seien weniger mobil und daher auf zentrale und gut erschlossene Wohnlagen angewiesen. Das könnte der Zersiedelung entgegenwirken. Allerdings müsste dieses Wohnangebot erst geschaffen werden und so günstig sein, dass der Umzug für die alten Menschen keine negativen finanziellen Folgen habe.
Die Regierung will handeln
Die Baselbieter Regierung nimmt die Aussagen aus dem Bericht nach eigenen Angaben ernst: «Auf Empfehlung der Arbeitsgruppe wird der demografische Wandel im Regierungsprogramm 2016–2019 berücksichtigt, die empfohlenen Massnahmen durch die Regierung priorisiert und im Regierungsprogramm verankert», schreibt sie in einer Mitteilung. Gewisse Massnahmen seien im Altersleitbild oder im Zwischenbericht «Massnahmenplanung Wohnen im Alter» bereits angedacht.
Weiter beteuert die Regierung, dass das Statistische Amt die Bevölkerungsentwicklung im Visier behalten werde. Das Amt werde zudem damit beauftragt, «alle zwei bis drei Jahre eine ‹Demografie-Konferenz Basel-Landschaft› als Plattform für relevante Themen des demografischen Wandels zu veranstalten».