Genug von überfüllten Badeanstalten voller schreiender Kinder und vom Beckenrand springenden Jugendlichen? Exakt vor einem Jahr haben wir zwei der lauschigsten Gartenbäder der Region rausgesucht und viele andere auf einer Karte eingetragen. Aus aktuellem Anlass – unsere Empfehlungen nochmals.
Freibäder gibt es viele in Basel und Umgebung. Allein in den beiden Halbkantonen 21 Stück. Die meisten werden während der Badesession regelrecht von Wasserratten überrannt. Vorbei ist es dann mit der Gemütlichkeit; im Schwimmbecken muss man um jeden Quadratmeter kämpfen (an Schwimmen ist gar nicht zu denken), auf der Wiese liegend fliegen einem ständig Bälle und Frisbees an die Rübe, und wenn man mal Lust auf ein Eis hat, steht man länger in der Kioskschlange als bei Coop an der Kasse. So kann der entspannende Badiausflug zum Nervenkrieg werden.
Doch es gibt sie noch, die kleinen aber feinen Freibäder. Zwar können sie nicht mit Luxusgütern wie Wasserrutschen und Imbissbuden aufwarten, und fernab von der Stadt sind sie auch noch, doch verströmen sie ein Gefühl von Ruhe und Gemütlichkeit, die einen alle Sorgen über Bord werfen lassen. Und kostenlos sind sie noch obendrein.
Schwimmbad Zunzgen
Spartanischer als dieses Schwimmbad wäre nur noch ein Tümpel. Ein 16 Meter langes Schwimmbecken, unterteilt in drei gleich grosse, doch nicht gleich tiefe Segmente. Daneben eine Holzbaracke, in der man sich umziehen kann, und ein Ping-Pong-Tisch. Die grosszügig angelegte Wiese wird von einem Maschendrahtzaun mit Stacheldraht umzäunt. Gleich neben der Anlage befindet sich die Hauptstrasse, auf der nicht wenige Autos vorbeibrausen, und dahinter ragt die trostlose Fassade einer Firma in den Himmel.
Im Freibad ist kein Mensch zu sehen. Wahrscheinlich liegt das am bewölkten Wetter, sowie der Tageszeit; Donnerstags, 11 Uhr morgens. Doch der Nachbar des Gartenbades, André Weishaupt, bestätigt die tiefe Besucherfrequenz: «Am Wochenende kommen pro Tag etwa 30 Badegäste, doch unter der Woche höchstens eine Handvoll.» Meistens seien es Familien und ältere Leute die hier die Seele baumeln liessen. «Jugendliche kommen kaum. Die gehen lieber nach Sissach ins grosse Freibad», erklärt Weishaupt.
Obwohl er keine 20 Meter vom Schwimmbecken entfernt wohnt, kann er sich nicht über Lärmbelästigungen beklagen: «Die Besucher sind sehr ruhig und zum grossen Teil anständig. Ausnahmen gibt es halt immer wieder. Wir sind unter anderem wegen des Freibades hergezogen, denn für eine Familie ist es hier optimal zum Verweilen und Entspannen.» Ein Freibad also mit einigen Handicaps, doch auch reizvollen Eigenschaften.
Schwimmbad Itingen
Nicht weit entfernt von Zunzgen liegt das Itinger Schwimmbad. Dieses trumpft mit etwas mehr Komfort auf: ein grosses Wasserbecken, unterteilt in einen Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich, ein Plantschbecken für Kinder, inklusive Rutsche, sowie ein Ein-Meter-Sprungbrett, Ping-Pong-Tischen und Umkleidekabinen. Und hier trifft man auch bereits am Mittag ein paar Leute an. Doch so ruhig geht es nicht immer zu, wie Ulrich Barfeld, seit 30 Jahren in Itingen wohnhaft, zu berichten weiss: «Bei schönem Wetter tummeln sich hier am Wochenende bis zu 300 Leute, wobei lediglich etwa 20 Prozent davon Itinger sind. Die Badegäste kommen von überall her, selbst aus dem Aargau reisen sie an.»
Klingt, als wolle man hier keine Fremden haben. Ein anderer Itinger Badegast erklärt: «Prinzipiell haben wir nichts gegen Auswärtige. Doch wenn viele Besucher hierher kommen und sich nicht ordentlich benehmen können, so dass man keine Ruhe mehr hat, dann nervt das schon.» Dass beide ihre Badi lieben, betonen sie mehrmals. «Wir wollen das Gartenbad erhalten, es ist ein gemütliches Plätzchen», sagt Ulrich. Und verstehen kann man sie gut, strahlt doch dieses Freibad eine Ruhe und Gelassenheit aus, die anderorts schwer zu finden ist.