Klingt ganz nach Sommerloch: Eine Frau hat womöglich einen Panther auf dem Bruderholz gesichtet. Es wäre nicht der erste, den man nie findet.
Eine TagesWoche-Leserin will eine Raubkatze auf dem Bruderholz gesichtet haben. Am Montagabend habe sie das Tier von ihrer Wohnung aus gesehen. Die Frau konnte ihren Augen kaum trauen: «Zunächst glaubte ich, es handle sich um ein Reh, das sich hinter meiner grossen Hagenbuche im Garten versteckt». Bis das Tier über das dahinterliegende Feld weiterzog. Es soll sich wie ein Katze bewegt haben und gross wie ein Panther oder Puma gewesen sein. Das Fell: dunkelbraun bis schwarz. Die Frau habe versucht, das Tier bei der zuständigen Behörde zu melden, habe aber die Jagd- und Tierpolizei bislang nicht erreichen können, sagt sie der TagesWoche.
Die Meldung erinnert an den schwarzen Panther von Kestenholz (Solothurn) vom Mai 2012 (siehe verwandte Artikel). Damals nahm man bei den zuständigen Behörden die Meldung eines Forstwarts sehr ernst. Für zwei Wochen entstand ein grosser Panther-Hype. Plötzlich wurde der Panther an allen möglichen Orten gesichtet. Seine mögliche Herkunft konnte nie geklärt werden, seine Existenz wurde nie nachgewiesen. Ebenso plötzlich war der Panther wieder weg. Und mit ihm wohl mehrere 10’000 Franken, die man für die Suche aufgewendet hatte.
Vergleichbare Fälle
Schon wenige Tage nach der ersten Sichtung mahnte der «Tages-Anzeiger», der «schwarze Panther» sei der «Yeti von Europa». Ähnliche Fälle gab es in Europa schon oft. Zum Beispiel in einem toskanischen Dörfchen 2011: Dort blieb ein Grossaufgebot an Polizei, Jägern und Experten bei der Suche nach einem angeblichen Panther erfolglos. Der 2009 erstmals gesichtete «Drei-Länder-Panther» stellte sich ein Jahr später bloss als seltene, aber heimische Wildkatze heraus. Und auch in England beschäftigen vermeintliche Panther immer wieder mehrere Menschen.
Warum sich das Phänomen «Yeti von Europa» ständig wiederholt – darüber kann nur spekulieren werden. Der «Tages-Anzeiger» erkennt darin eine Zivilisationsmüdigkeit der Gesellschaft. Vielleicht wünschen sich Menschen, die Panther sehen, tatsächlich lediglich «ein Stück wilde Natur zurück»? Oder ist es einfach die Langeweile des Sommerlochs, das manche Menschen «Panther» rufen lässt, wie der fürs Lügen berühmte Fabel-Junge «Wolf» rief?
Keine Suche ohne Fakten
Der Wildbiologe Sandro Gröflin von der «Wildtierforschung Region Basel» kennt solche Meldungen. Er hat Erfahrung damit, Tiere einzufangen. «Die Leute sehen allerlei komische Sachen», sagt er. Man müsse solchen Meldungen mit der gebotenen Ernsthaftigkeit nachgehen. Wenn der Beobachter richtig liegt, sei die Lage nämlich durchaus ernst. Eine Such- und Jagdaktion, wie sie in Solothurn stattgefunden hat, hält Gröflin aber erst gerechtfertigt, wenn es konkrete Indizien – oder noch besser – harte Fakten gibt. Zum Beispiel Fussabdrücke. Oder das Tier kehrt wiederholt an denselben Ort zurück. «Eine Falle nützt nur dort etwas, wo das gesuchte Tier zwangsläufig durchkommen muss», sagt Gröflin. Ansonsten könne ein Panther bereits wenige Stunden nach der Meldung längst irgendwohin weitergewandert sein.
Wie ernst die Meldung der TagesWoche-Leserin zu nehmen sei, wagt Gröflin aus der Ferne nicht abzuschätzen. Eine Meldung an die Jagd- und Tierpolizei könne aber nicht schaden. Vielleicht gehen da ja ebenfalls mehrere Meldungen ein. Diese Stelle erweist sich jedoch tatsächlich als schwer erreichbar. Im Laufe des Tages konnte auch die TagesWoche nur mit dem Anrufbeantworter sprechen.