Die Grippe geht um – auch im Spital. Das kann für gewisse Patientengruppen schwere Folgen haben. Das Unispital Basel hat nun reagiert: Seit Montag gilt Mundschutzpflicht für nicht geimpftes Personal.
Die Grippewelle hat die Schweiz erreicht. Auf 100’000 Einwohner suchten in der zweiten Jahreswoche 89 Personen wegen Grippeverdachts den Arzt auf, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) meldete. Somit ist der Epidemie-Schwellenwert von 70 Personen pro 100’000 Einwohner überschritten.
Auch das Universitätsspital Basel verzeichnet zurzeit einen bis drei Verdachtsfälle täglich und reagiert darauf mit einer neuen Regelung für das Pflegepersonal, das nicht gegen Grippe geimpft ist. Seit Montag dieser Woche ist für sie das Tragen eines Mundschutzes Pflicht. Dies gilt im Notfallzentrum, in den Schwangerenabteilungen und Transplantationseinheiten.
«Die Mitarbeiter wurden dazu bereits im Oktober informiert», sagt Martin Jordan, Pressesprecher des Unispitals. Dabei gehe es vor allem um den Schutz der Patienten. Ausserdem sei der Mundschutz auch nur solange Pflicht, wie die Grippewelle anhält.
Felix-Platter-Spital verzichtet auf Massnahmen
Das Unispital sorgte bereits im November vergangenen Jahres wegen seiner Impfpolitik für Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit: Wer sich impfen lässt, erhält seit 2014 einen Aufkleber auf seinem Personalausweis. Das gefiel nicht allen. Noch immer gibt es Personen, die den Aufkleber bewusst nicht anbringen.
Auch im Felix-Platter-Spital wurde über die Mundschutzpflicht für nicht gegen Influenza geimpftes Personal diskutiert, da dort die Hygienemassnahmen mit denen des Unispitals abgestimmt werden. Weil das Spital aber über keine der drei betroffenen Abteilungen verfügt, wurde in diesem Fall auf die Mundschutzpflicht verzichtet, erklärt Martin Conzelmann, Chefarzt und Leiter der Hygienekommission des Felix-Platter-Spitals.
20 Prozent des Pflegepersonals und 70 Prozent der Ärtze im Unispital sind geimpft.
Im Unispital Basel sind zurzeit 20 Prozent des Pflegepersonals und 70 Prozent der Ärzteschaft geimpft. Eine höhere Quote wird ganz klar angestrebt, bestätigt Jordan. Das Pflegepersonal sieht das aber offensichtlich anders.
Eine kürzlich von der «SonntagsZeitung» veröffentlichte Übersicht zu Impfquoten in Spitälern zeigt: Nur eine Minderheit der Angestellten lässt sich gegen Grippe impfen, der Durchschnitt liegt bei 22 Prozent. Bei der Ärzteschaft ist es mit 51 Prozent eine knappe Mehrheit.
Die Daten basieren auf einer Umfrage zu Impfraten unter 300 Spitälern. Die befragten Spitäler vertreten etwa zwei Drittel aller Angestellten, schreibt die «SonntagsZeitung».
Kein kompletter Schutz
Aber auch eine Grippeimpfung kann die Ansteckungsgefahr nicht vollständig aufheben, zumal das Virus, das zurzeit im Umlauf ist, nicht exakt jenem des Impfherstellers entspreche. Das sagte Daniel Koch, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten beim BAG, kürzlich gegenüber dem «St. Galler Tagblatt». Die Impfung sei deshalb «eher weniger wirksam als in anderen Jahren».
Auch die Grippeimpfung kann die Ansteckungsgefahr nicht vollständig aufheben.
Doch egal ob Mundschutz oder Impfung – einen vollständigen Schutz gegen Ansteckung könne keine der Massnahmen gewährleisten, sagt Thomas Steffen, Kantonsarzt Basel-Stadt. «Diese Massnahmen sind zweifellos wirksam, aber können das Ansteckungsrisiko lediglich reduzieren.»
Dennoch besteht kein Grund zur Aufregung. Die Grippewelle ist seit vielen Jahren eine alte Bekannte. Verlässlich kommt sie kurz nach Jahresanfang und steigt über die Wochen leicht an. Das bestätigt auch Martin Jordan vom Unispital: «Etwa in sechs bis acht Wochen wird die Grippewelle erfahrungsgemäss wieder abflachen.»