Unnötiger Kram: Hüftgelenke, Handschlag-Gesetze, Neubau

Was läuft in der Region? Unsere tägliche Übersicht über die lokalen Geschichten.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Was läuft in der Region? Unsere tägliche Übersicht über die lokalen Geschichten.

Unnötige Operationen: Basler Spitäler unter Verdacht

  • Das Basler Gesundheitsdepartement untersucht, ob Knie- und Hüftoperationen im Universitäts- und Merian-Iselin-Spital gerechtfertigt sind.
  • Die Kosten für ein Ersatzknie sind zwischen 2009 und 2014 um 24 Prozent gestiegen.
  • Für Knie- und Hüftoperationen fallen in Basel-Stadt jährlich Kosten in der Höhe von 42 Millionen Franken an.
  • Das «Regionaljournal Basel/Baselland» erkennt darin einen Tabubruch, da sich die Behörden in die Verantwortung der Ärzte einmischen würden.
  • Thomas von Allmen, Leiter Spitalversorgung, dagegen stellt die hohe Zahl an Operationen infrage. Diese lasse sich nicht mit der Altersstruktur der Bevölkerung rechtfertigen. «Der Kanton muss tätig werden», sagt von Allmen.

Basel-Stadt schaut Chirurgen genau auf die Finger

Stinklangweiliger Neubau vertreibt Dutzende Mieter

  • Hinterm Bahnhof SBB an der Hochstrasse kam es zu einer Massenkündigung.
  • Die Zürcher Anlagestiftung Turidomus will dort eine ganze Häuserzeile abreissen und mit einem gesichtslosen Neubau ersetzen.
  • Seit 2009 war das Projekt blockiert, weil die SBB einen Ausbau des Bahnhofs gefährdet sahen.
  • Jetzt haben die SBB ihre Einwände zurückgezogen und der Kanton gibt grünes Licht.
  • Durch den Neubau, der 2019 stehen soll, könnte eine Fussgängerunterführung verhindert werden.
  • Das kritisiert CVP-Grossrat Oswald Inglin, der von einem «fait accompli» spricht, den der Kanton hier schaffe. Der Neubau würde alle weiteren Projekte rund um den Bahnhof erschweren.

Kanton bewilligt umstrittenen Neubau im Gundeli

Gefeierte Tschechow-Inszenierung am Theater Basel

Selten sind sich die Kritiker derart einig wie bei Simon Stones Inszenierung der «Drei Schwestern» von Anton Tschechow. Stone hat den Theaterklassiker komplett neugeschrieben, alles entfernt, bis auf den Kern des Dramas. Und damit offenbar ein Meisterwerk geschaffen:

Alfred Schlienger (NZZ):

Das Ensemble entwickelt darin eine Präzision, Intensität und Echtheit, die einen fast vergessen lässt, dass das inszeniert ist. Die fast dreistündige Aufführung ist keine Sekunde zäh oder langweilig.

Stephan Reuter (BaZ):

Ein grosser Abend. Ein triumphales Drama. Tschechow hätte, so hoffen wir, die Grösse, sich vor seiner Neudeutung zu verneigen.

Alexandra Kedves (Tages-Anzeiger):

Über weite, wenn auch nicht sämtliche Teile des 160-minütigen Abends spüren wir den Sog des gähnenden Lebenslügenlochs, das die Dekadenzler des 21. Jahrhunderts verbal zuschütten wollen. Wir lachen über ihre Selbstironien, die die unsern sein könnten; fühlen, wimpernschlagkurz, gar Tränen aufsteigen.

Dominique Spirgi (TagesWoche):

Stones bewundernswert präzise choreografierte Inszenierung entwickelt einen Sog, der einen vom ersten Moment an packt und den gut zweieinhalb Stunden dauernden Abend nicht mehr loslässt. Es ist ein bisschen wie beim Eintauchen in eine spannende TV-Serie auf Netflix oder so.

«Fick dich, Arschgeige»: Tschechow heute im Theater Basel

Staatsrechtler zerpflücken Gschwinds Handschlag-Gesetz

Kein Meisterwerk geglückt ist der Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind. Die FDP-Frau will mit ein paar Änderungen am Bildungsgesetz einen weiteren Fall der Handschlagsverweigerung verhindern, wie er sich an einer Therwiler Sekundarschule ereignet hat. Künftig sollen Verstösse gegen «hiesige Werte» geahndet werden, sollen Lehrer Schüler mit sogenannten Integrationsdefiziten beim Migrationsamt melden, sollen Eltern ausländischer Schüler für Integrationskurse zur Kasse gebeten werden.

Staatsrechtler kritisieren Gschwinds Gesetzestext scharf. Markus Schefer (Uni Basel) sagt in der «Schweiz am Sonntag», die Baselbieter Regierung würde ihren Bürgern damit ein Weltbild aufzwingen. Das sei nicht Sache des Staates.

Fachkollege Andreas Stöckli, ebenfalls an der Uni Basel angestellt, sagt ausserdem: «Wir leben in einer pluralistischen, freien Gesellschaft. Es ist somit höchst problematisch, nun den Anschein einer Leitkultur erwecken zu wollen.»

Und in der TagesWoche lehnt die an der Uni Bern lehrende Basler Staats- und Völkerrechtsprofessorin Judith Wyttenbach das Gesetz mit deutlichen Worten ab: «Die Formulierung ‹hiesige Werte› ist in einem Gesetzestext wenig sinnvoll, weil keiner weiss, was das für Werte sein sollen.»

Basler Staatsrechtlerin: «Keiner weiss, was das für Werte sein sollen»

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