Als Fotografenkind auf die Welt zu kommen hat Konsequenzen. Es ist sein Schicksal, in allen Lebenslagen flachgemacht zu werden, wie es im Fotografenjargon heisst.
Für Herrn Papa ist es eine Ehrensache, den Nachwuchs gebührend abzulichten und sein Können an ihm zu manifestieren. Sei es für Geschenke für alle Tanten oder als Zeigebuch für die kommerziellen Kunden, tolle Bilder seiner tollen Kinder sind ein Muss für jeden Lichtbildner. Und die lernen auch ganz schnell, wie man sich vor der Kamera zu verhalten hat. Das ABC der verschiedenen Posen und Rollen gehört zum Repertoire jedes Fotografenkindes. Meine mussten auch schon für dies und das herhalten.
Das führt dann zu Resultaten wie hier im Bild: Walter Höflinger (1904–1958), Sohn des August (1867–1939) wurde ziemlich genau vor hundert Jahren im väterlichen Atelier am Auberg 8 fotografiert. Sein Gesichtsausdruck verrät ein mitwisserisches Abwarten, der Vater muss anscheinend mit Rufen oder Grimassen rechts neben der Kamera gestanden haben, um den Kleinen auf dem Karren einen freudigen Ausdruck auf die Gesichter zu zaubern.
Mehr Kinder Bilder? Eine Reise durch Vierjahrzehnte der Kindheit in Basel in Bildern.
Walter kennt das Spiel zur Genüge, ob als Baby im Waschzuber oder als Rotkäppchen im Walde, sogar als Insektenforscher mit lebenden Käfern am Hemd muss er so ziemlich alle Inszenierungen des Vaters mitmachen.
Später wird Walter das in anderer Form mit seinem Sohn Heinz veranstalten, der als letzter Nachkomme dieser Fotografendynastie sein Geschäft 1991 schloss und das Archiv dem Staatsarchiv nicht schenkte, sondern gegen einen anständigen Batzen veräusserte, den er dann bis zu seinem Tod im Jahre 2002 in die lokalen Wirtschaften investierte.