In Basel und in Solothurn hat die Polizei im Rahmen einer überregionalen Ermittlung zahlreiche Personen aus dem Rotlicht-Milieu verhaftet. Der Vorwurf lautet auf Menschenhandel.
Eine Sonderkommission der Basler Staatsanwaltschaft (Stawa) hat in Basel zwei Schweizerinnen festgenommen. Die beiden Frauen im Alter von 60 und 62 Jahren werden des Menschenhandels verdächtigt und befinden sich zurzeit in Untersuchungshaft, wie die Stawa am Dienstag mitteilte. Die Festnahmen sind das vorläufige Ergebnis mehrmonatiger Ermittlungen sowie der Durchsuchung einer Liegenschaft an der Ochsengasse im Kleinbasel.
Nach bisherigem Erkenntnisstand sind die beiden mutmasslichen Täterinnen sehr organisiert vorgegangen. Da die Frauen ursprünglich aus Thailand stammen, sind sie mit den dortigen Verhältnissen bestens vertraut. So gelang es den beiden, in Thailand Frauen anzuwerben, sie in die Schweiz zu holen und hier als Prostituierte arbeiten zu lassen. Für Reise, Unterkunft und Vermittlung wurden den Frauen Kosten in der Höhe von mehreren Tausend Franken berechnet. Derart verschuldet, mussten die Sexarbeiterinnen danach einen Teil ihrer Einkünfte an die beiden Tatverdächtigen abliefern.
Vorgehen deutet auf grössere und organisierte Operation hin
Die rund zwölfköpfige Sonderkommission sei im Herbst aufgrund verschiedener Hinweise eingerichtet worden, sagt Stawa-Sprecher Peter Gill. «Eine solche Soko bilden wir, wenn es sich um einen besonders komplexen Fall handelt, der mehrere Fachbereiche tangiert.» So hätten sich in diesem Fall etwa Spezialisten aus den Bereichen Sexualdelikte, Kriminaltechnik und Finanzdelikte sowie aus der Milieufahndung beteiligt.
Das Vorgehen der mutmasslichen Täterinnen legt nahe, dass sie Teil einer grösseren, organisierten Operation sind. Ob das zutrifft und die beiden Baslerinnen folglich Mitglieder eines grösseren Menschenhändler-Ringes sind, dies herauszufinden sei unter anderem Ziel der laufenden Ermittlungen, sagt Gill.
Diesen Verdacht stützt zumindest die Tatsache, dass in die Ermittlungen verschiedene Kantone involviert waren. So hat etwa die Staatsanwaltschaft Solothurn ebenfalls am Dienstag eine entsprechende Mitteilung verschickt. Das Ausmass ist in Solothurn deutlich grösser: Nach 18 Hausdurchsuchungen führt die Staatsanwaltschaft nun insgesamt 19 Strafverfahren, davon zwölf gegen Personen aus Thailand und sieben gegen Schweizerinnen und Schweizer. Aktuell befinden sich noch fünf Personen in Untersuchungshaft. Bei den Hausdurchsuchungen seien ausserdem grössere Bargeldbeträge sowie kleinere Mengen der Droge Crystal Meth gefunden worden.
«Preise und Praktiken wurden vorgeschrieben»
Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Solothurn, Jan Lindenpütz, auf Anfrage erklärt, seien die Opfer ausgebeutet worden: «Den illegal anwesenden Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern wurden etwa die Preise oder das Anbieten bestimmter Praktiken vorgeschrieben.» Ausserdem hätten sie ebenfalls enorme Schulden abbezahlen müssen.
Ermittlungen zum Tatbestand des Menschenhandels sind notorisch schwierig, da die Opfer oft unter enormem Druck stehen oder um ihre Familie zu Hause fürchten. «Wir haben deshalb auch mit den Behörden in Thailand zusammengearbeitet, um die Sicherheit der Familienangehörigen gewährleisten zu können», sagt Lindenpütz.