Der Verwaltungsrat der Kleinbasler Zeitung «Vogel Gryff» wurde von BaZ-Boss Rolf Bollmann aufgefordert, ein vorgedrucktes Rücktrittsschreiben zu unterschreiben – und zwar sofort. Ob die Aufforderung mit dem geplanten Verkauf der Zeitung zusammenhängt, ist unklar.
Ein Schreiben von Rolf Bollmann, CEO der BaZ-Gruppe, macht den dreiköpfigen Verwaltungsrat (VR) der Kleinbasler Zeitung «Vogel Gryff» ratlos – und sauer. Die Männer werden aufgefordert, per sofort aus dem Verwaltungsrat zurückzutreten. Man wolle sich von externen Verwaltungsräten trennen, heisst es im Brief. Damit die Sache schnell über die Bühne geht, hat Bollmann vorgedruckte Rücktrittsschreiben mitgeschickt. Die Verwaltungsräte müssten nur noch unterschreiben. Einer hat das getan, die anderen lassen sich nicht so einfach abspeisen.
«Wir sind bis im Juni als Verwaltungsräte gewählt – ich sehe nicht ein, weshalb ich ohne Angaben von genauen Gründen ein solches Formular unterschreiben sollte», sagt Roland Vögtli, der den VR präsidiert. Der FDP-Grossrat und Ladenbesitzer ist in seinen Funktionen ein grosser Networker – genauso wie die anderen Verwaltungsräte, der Präsident der IG Kleinbasel (IGK) Peter Winiker und der Unternehmer Elio Tomasetti.
Gerade weil die drei als umtriebige Kleinbasler mit guten Kontakten bekannt sind, wurden sie damals in den Verwaltungsrat der Gratiszeitung geholt, deren Herausgeberverlag Sa-Na AG der BaZ-Gruppe gehört. Mit Erfolg: Der «Vogel Gryff» hat eine Auflage von 25’000 Exemplaren und schreibt schwarze Zahlen. Es ist eine der wenigen Zeitungen, die Geld abwirft.
Bollmann schweigt
Dennoch will die BaZ-Gruppe die Zeitung abstossen, wie Rolf Bollmann im Januar am Neujahrsapéro der IGK sagte. Sie sei zu klein und gehöre nicht zum Kerngeschäft. «Wir müssen und wollen uns auf die Basler Zeitung konzentrieren.» Bis Ende März wolle er eine Lösung finden, sagte Bollmann weiter.
Nun sieht es danach aus, als hätte er eine Lösung gefunden – allerdings nicht offiziell: Verwaltungsrat Roland Vögtli erhielt von Bollmann keine Antwort auf die Frage, ob er einen Käufer für den «Vogel Gryff» gefunden habe. Auch eine Anfrage der TagesWoche wurde nicht beantwortet. «Ich kann dazu nichts sagen», liess Sprecher Roger Berger verlauten. Sicher sei aber, dass die rentable Zeitung nicht eingestellt werden soll. Und dass ein allfälliger Käufer «auf unsere Preisvorstellungen» eingehen müsste. In welchem Rahmen sich diese Vorstellungen bewegen, bleibt geheim.
Der Noch-Verwaltungsrat hofft, an einer ausserordentlichen Generalversammlung zu erfahren, wie es mit der Zeitung weitergehen soll und was es mit der Aufforderung zum Rücktritt genau auf sich hat. Roland Vögtli hat Bollmann schriftlich um eine solche Versammlung gebeten. Vorher werde er bestimmt nicht zurücktreten. Bisher blieb seine Bitte unbeantwortet.