Video: So wurde das Migrolareal geräumt

Das besetzte Areal im Hafen wurde von der Polizei geräumt. Die Besetzer leisteten passiven Widerstand, einige mussten weggetragen werden. Die Räumung im Video.

Einzeln werden die letzten Besetzer von der Polizei vom Gelände getragen. (Bild: Matthias Oppliger)

Das besetzte Areal im Hafen wurde von der Polizei geräumt. Die Besetzer leisteten passiven Widerstand, einige mussten weggetragen werden.

 

Am Dienstagnachmittag gegen 14 Uhr lassen die Besetzer des ehemaligen Migrolareals im Kleinhüninger Hafen auch das letzte Ultimatum der Kantonspolizei verstreichen. Dann riegeln die Beamten das Areal in einer Kreisformation ab, eine Eskalation ist absehbar. Aus dem «Rückbau» wird eine «Räumung».

Zuvor hatte morgens der Rückbau der illegal errichteten Bauten ausserhalb der geduldeten Zone des Wagenplatzes begonnen. Ein erstes Ultimatum, das kurz vor 13 Uhr von drei Polizisten im persönlichen Gespräch mit den Besetzern ausgesprochen worden war, verstrich ungenutzt. Immer wieder wurden die drei Männer von Rufen und Beschimpfungen unterbrochen. Polizei und Besetzer forderten sich gegenseitig auf, friedlich zu bleiben.



Der Einsatzleiter verkündet das Ultimatum und bittet darum, friedlich zu bleiben.

Der Einsatzleiter verkündet das Ultimatum und bittet darum, friedlich zu bleiben. (Bild: Matthias Oppliger)

Die Aussagen des Einsatzleiters im Wortlaut:

Kurz vor der Räumung versucht Polizeisprecher Martin Schütz die Medien noch per polizeilicher Verfügung des Platzes zu verweisen. Nicht alle folgen dieser Anordnung.

Die Polizei geht ruhig und Schritt für Schritt vor: Zuerst wird die besetzte Fläche grosszügig eingekreist. Meter um Meter arbeiten sich die Beamten vor, in voller Montur, bewaffnet mit Reizstoff, Schlagstöcken, Schutzschildern und Gummischrot. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich nur noch eine kleine Gruppe von ungefähr dreissig Personen auf dem besetzten Areal. Rundherum auf der Strasse und bei der legalen Zwischennutzung «Landestelle» stehen jedoch unzählige weitere Sympathisanten von «Uferlos» und Wagenplatz.



Beim Rausdrängen der Besetzer kommt es kurz zu Handgreiflichkeiten.

Beim Rausdrängen der Besetzer kommt es kurz zu Handgreiflichkeiten. (Bild: Simon Krieger)

Der harte Kern sitzt am Boden in einer Reihe, die Arme untereinander eingehängt. Einige der Besetzer haben sich auf dem Dach der Bar eingerichtet, mit Sonnenschirm und Wasservorrat.

Während die Polizei weiter vorrückt, werden Rufe skandiert: «Wir sind friedlich, was seid ihr?» Dann trägt die Polizei die Besetzer einzeln vom Gelände, dabei gehen sie wenig zimperlich vor. Die Schreie der Besetzer sind wohl dennoch eher theatralischer Natur. Fotografen, die die Räumung aus nächster Nähe festhalten wollen, werden ebenfalls nicht mit Samthandschuhen angefasst. Einer davon wird gar ebenso festgenommen und mit Kabelbindern abtransportiert. Die anderen werden mit Reizstoff auf Distanz gehalten.



Die junge Frau die hier weggetragen wird, hat Reizstoff abbekommen.

Die junge Frau die hier weggetragen wird, hat Reizstoff abbekommen. (Bild: Matthias Oppliger)

Irgendwann sind nur noch die Besetzer auf dem Dach übrig, alle anderen wurden entweder festgenommen oder aus dem Areal rausgedrängt. Auf der Strasse bilden sich Sitzkreise, Mädchen singen, Jungs reissen Sprüche. Da und dort werden Polizisten mit Schimpfwörtern eingedeckt. Ein junger Mann blutet am Kopf. Eine junge Frau liegt bewusstlos am Boden, von Freunden wird sie in den Schatten gebracht. Später wird sie sie aus dem abgesperrten Bereich rausgetragen und medizinisch versorgt.

Die übriggebliebenen Besetzer werden mit der Feuerwehrleiter vom Dach geholt. Unmittelbar nachdem das Gelände vollständig geräumt ist, fahren die Bagger auf. Bis das Areal weiter gebraucht wird, wird ein Sicherheitsdispositiv aus privaten Sicherheitsleuten vor Ort sein, wie Polizeisprecher Martin Schütz sagt.

Den Einsatz mag Schütz auf Anfrage nicht bewerten. Er sagt lediglich: «Uns wäre es lieber gewesen, wenn die Stimmung den ganzen Tag so friedlich geblieben wäre wie am Morgen.» Das Ziel, die Besetzer zu entfernen und den Rückbau fortzuführen, sei jedoch erreicht worden. «Insgesamt wurden 36 Personen für eine genaue Personenkontrolle angehalten», sagt Schütz. Es habe ausserdem diverse Verzeigungen wegen Hausfriedensbruch, Behinderung einer Amtshandlung, Nichtbefolgen polizeilicher Anordnungen und Landfriedensbruch gegeben. In zwei Fällen sei Pfefferspray eingesetzt worden, um das Durchbrechen einer Barrikade zu verhindern. «Das Gewaltpotential auf Seiten der Besetzer war zumindest verbal gut spürbar.»

Am Abend zogen rund 400 Demonstranten durch die Basler Innenstadt, um gegen die Räumung zu demonstrieren.

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Eine Bildreportage der Räumung ist hier zu finden.

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