Misswirtschaft und fehlende Reglemente – aus dem Studierendenrat kommen heftige Vorwürfe gegen das Caffè Bologna. Neben dem Finanzloch bedroht nun auch ein Streit zwischen Studierenden die Zukunft des Lokals.
Das Studicaffè Bologna kämpft mit finanziellen Problemen und steht womöglich vor dem Ende. Die «Basler Zeitung» berichtete von einem Verlust von 220’000 Franken, den das Lokal im Jahr 2014 einfahren wird. Diese Zahl stimme zwar so nicht, sagt Annina Brunner, Geschäftsführerin der Studentischen Körperschaft der Universität Basel (Skuba), die das Caffè mitgründete, gegenüber der TagesWoche: «Es handelt sich dabei um ein mögliches Szenario, die Zahlen basieren auf den Kennzahlen des bisherigen Betriebsverlaufs.» Abweichungen davon seien möglich. Doch auch die würden die Probleme des Caffè Bologna nicht lösen.
Marco Lussi, Mitglied des Studierendenrates und Vorsitzender der Studentenverbindung AKV Rauracia wirft der Skuba und den Betreibern des Caffès Verfehlungen vor, «die der Misswirtschaft gleichen.» Etwa unüblich hohe Investitionskosten, zu hohe Löhne und – am schwersten wiegend aus Sicht der Verbindung – die Herausgabe von Geldern der Skuba an das Caffè Bologna, ohne Rücksprache mit dem Studierendenrat zu nehmen. Die AKV Rauracia fordert deshalb die Schliessung des Lokals und Anmeldung des Konkurses, wie sie in einer Medienmitteilung vom Samstag schreibt. So werde man womöglich mit einem blauen Auge davonkommen, sagt Lussi gegenüber der TagesWoche.
Skuba-Co-Präsident Andreas Pehr streitet die Vorwürfe von Lussi vehement ab: «Diese Vorgehensweise ist sehr bedenklich und die Vorwürfe sind fern der gegebenen Faktenlage.» Geld sei ohne Zustimmung des Rats zu keinem Zeitpunkt geflossen und die Personalkosten würden derzeit reduziert. So sei das Arbeitsverhältnis mit Wirtin Simone Stenger beendet worden – «in gegenseitigem Einvernehmen», wie Pehr betont.
Ganze Skuba von möglicher Pleite betroffen
Ihrerseits hat die Skuba an einer Krisensitzung vom Samstag beschlossen, die Liquidation des Caffès als eine von drei Optionen zu prüfen. Allerdings würde die Liquidation nach jetzigem Kenntnisstand «sehr lange dauern und sie wäre mit hohen Verlusten verbunden», sagt Geschäftsführerin Brunner. Voraussetzung für die Wahl dieser Option sei eine klare Rechtslage – und die werde derzeit abgeklärt.
Die unklare Rechtslage ist nach wie vor das grösste Problem des Caffès: Bis heute hat der Studierendenrat als Legislative der Skuba nie ein Reglement für das Caffè diskutiert oder gar verabschiedet. «Weil das Caffè reglementarisch nicht aus der Skuba ausgegliedert ist, befürchtet die AKV Rauracia, sein Konkurs könnte die ganze studentische Körperschaft Skuba betreffen», erklärt Marco Lussi. Dass er mit seiner Forderung, das Caffè konkurs gehen zu lassen, auch die Skuba in ihrer Existenz bedroht, weiss Lussi und nimmt es in Kauf.
Der Mediensprecher der Universität Matthias Geering bestätigt, dass der Rechtsdienst derzeit abkläre, inwiefern die Skuba als Verein für die Verluste des Caffè Bologna hafte. «Die Universität prüft zwar die Rechnungen der Skuba, diese ist aber als Verein selber verantwortlich.» Was ein Konkurs des Caffè Bologna für die studentische Vertretung an der Universität Basel bedeuten würde, sei momentan nicht abzuschätzen, sagt Geering.
Klar scheint derzeit einzig, dass das Caffè Bologna offiziell von der Skuba geführt wird. «Aber der Vorstand hat mit der Lancierung des Projektes kein Reglement vorgelegt und es wurde seither auch keines ausgearbeitet», sagt Lussi. Genau andersrum sieht dies Co-Präsident Andreas Pehr: «Für die Erarbeitung der Reglemente ist der Rat zuständig. Und dieser hat sich leider den nötigen Einfluss auf das Projekt nicht reglementarisch gesichert.»
Wer ist überhaupt zuständig?
Gemäss Geschäftsordnung des Studierendenrates ist für die Erarbeitung der Reglemente die Geschäftsprüfungskommission und nicht der Vorstand zuständig – und in dieser Kommission sitzt ausgerechnet Marco Lussi. Im Skuba-Vorstand hat man entsprechend wenig übrig für das Vorpreschen von Lussi: «Wir kennen seine Motivation nicht», sagt Co-Präsidentin Lisa Liebhart, «und wir wissen auch nicht, wem das etwas bringen soll.»
«Dass Fehler passiert sind, ist uns bewusst», sagt Skuba-Geschäftsführerin Brunner. Mittlerweile habe der Skuba-Vorstand Arbeiten zur Rettung des Caffès aufgenommen. An einer Krisensitzung letzten Samstag seien diverse Vorschläge für Sparmassnahmen diskutiert worden. Die Betreiber rechnen damit, den von der «Basler Zeitung» kolportierten Verlust von 220’000 Franken bis Ende Jahr halbieren zu können.
So steht etwa die Ergänzung des Mittagsangebots um eine günstige Platte zur Diskussion. Mit Preisen zwischen sieben und zehn Franken antworten die Betreiber des Bologna auf die viel geäusserte Kritik, die Menus seien für Studierende zu teuer – und hoffen auf mehr Kundschaft. Zudem werde der Betrieb neu von dem aus Studenten bestehenden Barista-Team geleitet. Der Lohn der Wirtin entfällt dadurch. Auch die Unterstützung der Branche scheint gross zu sein: Seit Bekanntwerden der Probleme wurden dem Caffè Bologna Spenden in Form von Bier, Suppen und Gipfeli zugesagt.
Seltsame Grabenkämpfe unter den Studierenden
Grosse Abwesende an der Krisensitzung der Skuba waren offenbar die Mitglieder der Geschäftsprüfungskommission um Marco Lussi. In der Skuba werden damit Gräben sichtbar, die bei der Rettung des Caffès nicht hilfreich sein dürften. Der Studierendenrat zeige sich dem Projekt gegenüber zwar kritisch, aber immer noch mehrheitlich positiv eingestellt, kommentiert Brunner die Situation.
Den Optimismus verlieren die Studierenden offenbar nicht: Mehrere Skuba-Vertreter haben nach wie vor die Hoffnung, das Caffè Bologna in die schwarzen Zahlen zu führen. Komplett selbstsicher klingt das nicht mehr, aber es ist immerhin eine Ansage: An eine Schliessung des Caffè Bologna will offenbar noch niemand so richtig denken.