Beat Schlatter ist ein Profi. Er arbeitet als Kabarettist, Schauspieler und Drehbuchautor. Damit er seine Rechnungen bezahlen kann und das Publikum ihn nicht vergisst, macht er auch gerne Werbung oder erzählt den Medien, wie er am Bahnhof verprügelt oder von der Security rausgeworfen wurde.
So ein Profi weiss natürlich, dass Klappern zum Handwerk gehört. Wenn man also einen neuen Film am Start hat, dann muss man allen davon erzählen. Und tatsächlich hat die Öffentlichkeit diese Woche erfahren, dass Schlatter in einer Komödie mit dem Titel «Flitzer» mitspielt.
Blöderweise ging die Promotion in die Hose. Denn im Trailer – nein, wir zeigen den nicht, darauf fallen wir nicht rein – ist eine Szene zu sehen, in der Bendrit Bajra (noch so ein Komiker) eine Idee von Schlatter als «geistig behindert» bezeichnet. Dieser Spruch rief umgehend Pro Infirmis auf den Plan: «Diskriminierend» sei so eine Aussage und darum gehöre die Szene rausgeschnitten.
Komiker, die sich über Behinderte lustig machen
Der «Blick» und andere Medien griffen die Geschichte dankbar auf und brachten so einen, dem Trailer nach zu schliessen, durchschnittlich unlustigen Schweizer Film ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit.
Allerdings sprach niemand über den Film, sondern alle nur von Bendrits behindertem Spruch. Man stand zwar im Scheinwerferlicht, doch fiel dieses auf eine Filmcrew im Shitstorm. Regisseur Peter Luisi offenbarte dabei Handicaps in der Krisenkommunikation, denn statt hinzustehen und Verantwortung zu übernehmen, gab er zu Protokoll, der Spruch sei die Idee von Neu-Schauspieler Bendrit gewesen.
Schlatter seinerseits versuchte zu erklären, warum der Spruch im Kontext der Szene lustig sei. Es half alles nichts. Schlatter und seine Filmkollegen standen da als Komiker, die sich über Behinderte lustig machen.
Eine genial-anale Idee
Profi Schlatter wusste: Wenn du schlechte Presse hast, dann hilft nur eines – Ablenkung. Dann kam ihm (auf der Toilette vielleicht?) eine genial-anale Idee. Stracks marschierte er zu «20 Minuten» und erzählte dort, er wolle WC-Papier mit dem FCB-Wappen auf den Markt bringen.
Das ist die Sorte Humor, die Schlatter und seine FCZ-Kumpel zum Kichern bringt. So ein Witz ist nicht nur «selbsterklärend», wie Schlatter meint, sondern auch «inkludierend», wie ein Sozi sagen würde: Diesen Gagg kapiert auch ein kognitiv Beeinträchtigter.
Und er dient als Steilpass für Konter wie jenen der FCB-Medienstelle: «Das geht uns im wahrsten Sinn des Wortes am Allerwertesten vorbei.»
Kopf hoch, Schlatter: Auch ein Profi erwischt mal eine Scheisswoche.