Vom Postauto zur Bibliothek zum Atelier

Vielversprechend, aber auch viel Aufwand: Luc Gross und Adrian Keller setzen ein altes Postauto wieder instand und wollen es vermieten. Doch für den nächsten Schritt brauchen sie Hilfe.

(Bild: ALEXANDER PREOBRAJENSKI)

Vielversprechend, aber auch viel Aufwand: Luc Gross und Adrian Keller setzen ein altes Postauto wieder instand und wollen es vermieten. Doch für den nächsten Schritt brauchen sie Hilfe.

Ein bisschen irr ist es schon. Man findet Luc Gross (38) und Adrian Keller (32) in einem grossen Raum auf dem Muttenzer Industrieareal, direkt an den Gleisen, wo sie an ihrem alten Postauto und damit an einem alten Traum von Luc Gross arbeiten. Vor drei Jahren haben sie das Gefährt gekauft, seitdem bringen sie es auf Vordermann. Das letzte Jahr investierten sie viel Zeit, doch sieht es immer noch alles andere als fertig aus. Angemalt ist der Bus, wie die beiden ihn übernommen haben: sehr, sehr bunt mit Primarschulmotiven, die von der letzten Nutzung als Bibliothek für Kinder zeugen. Im Innern ist der Boden offen, man sieht den Antrieb nackt daliegen.

Kurz vor Autofriedhof, so sieht das aus. Was aber täuscht, denn Gross und Keller, die früher am Hyperwerk studierten, haben den Bus bereits wieder fahrtüchtig gemacht. Fast jedes Teil der Technik haben sie auseinandergenommen und instand gesetzt. Jetzt fährt er wieder, der Saurer-Bus von 1973, und die Testfahrt vor einiger Zeit war ein Erfolg. Egal, wo man durchkommt, sagt Luc Gross, alle gucken, winken und sind irgendwie kurz glücklich. Er ist auch wirklich schön, trotz Kindermalerei. Er stammt halt aus der Zeit, wo das Autodesign noch inspiriert war. Allein schon die Frontscheiben: gross, durchlässig, richtig mit Ausdruck.

Nicht ganz billig

Wenn einmal alles fertig ist, wollen Keller und Gross den Bus vermieten. Für einen Tag, eine Woche, wie es beliebt. Gross denkt dabei an Künstlergruppen, die für eine Weile aus ihrem Arbeitsumfeld raus und in ein anderes hinein wollen. Da kann man sagen, was man will: So eine Woche Provence am Waldrand, mit einer guten Truppe im Oldtimer, das wär schon was.

Gesetzt den Fall natürlich, einer der Mieter bringt einen LKW-Fahrausweis mit. Ansonsten bietet sich Luc Gross als mietbarer Fahrer an – gesetzt den Fall, man bringt etwas Kleingeld mit. Denn ganz billig wird so eine Woche mit dem Bus nicht, auch wenn genaue Preise noch nicht feststehen. Infrage kommen also wahrscheinlich Gruppen, die ein Projekt mit Budget verfolgen, sodass die Arbeits- oder Lebensphase im Bus eine Ausgabe neben anderen ist.

Nein, ein Hippieprojekt ist dieser Bus nicht. 14’000 Franken haben Keller und Gross bereits in die Restaurierung reingesteckt. Allein die Reifen haben 3500 Franken verschluckt, und das sei ein Superpreis gewesen, sagen sie. Und dann ist so eine Renovation halt ein Fass ohne Boden. Sie müssen noch einige Gummi-Isolationen für die Türen ersetzen, und da kostet jede 200 Franken, sofern sie überhaupt aufzutreiben ist. Schon wieder ein Tausender weg.

Eine Höllenarbeit

Nun steht noch der ganze Innenausbau an, und dafür brauchen Gross und Keller Hilfe. Über Wemakeit kann man die beiden unterstützen. 18’000 Franken müssen bis 26. Juni zusammenkommen, damit das Geld ausbezahlt wird. Der Traum wären 30’000. Weil, ach, allein das Holz für die Innenausstattung wird 12’000 Franken kosten. Gross und Keller wollen acht Betten einbauen, eine Sitz- und Reiseecke vorn im Bus, eine Küche und einen Raum zum Arbeiten. Alles Massarbeit, wofür die beiden zwei Architektinnen verpflichtet haben. Die akkuraten Pläne kann man sich auf der Website angucken.

Wer spendet, für den gibts auch gleich etwas zurück. Für 15 Franken kriegt man eine symbolische Postkarte von der Jungfernfahrt, für 40 ein Stündchen Mitfahren, und für grössere Summen einen ganzen Tag oder zwei im Bus, inklusive Catering für die Gesellschaft, die man mitbringt.

Eine Höllenarbeit steckt also bereits in diesem Bus, und ein gutes Stück Weg ist noch zu machen. Auf jeden Fall kommen jetzt spannende Wochen für die beiden, die seit einiger Zeit hauptsächlich auf ihr Busprojekt setzen.
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