Von 200 auf 2000: Immer mehr Familien benötigen staatliche Hilfe bei der Miete

Die Zahl der Familien, die vom Kanton Basel-Stadt Mietzinsbeiträge erhalten, hat sich seit 2009 fast verzehnfacht. Derzeit bekommen rund 2000 Familien Mietzinszuschüsse vom Staat. Kostenpunkt: 9,5 Millionen Franken.

Seit rund 20 Jahren greift der Staat Familien bei der Miete finanziell unter die Arme.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Die Zahl der Familien, die vom Kanton Basel-Stadt Mietzinsbeiträge erhalten, hat sich seit 2009 fast verzehnfacht. Derzeit bekommen rund 2000 Familien Mietzinszuschüsse vom Staat. Kostenpunkt: 9,5 Millionen Franken.

Für Alleinstehende und Familien mit geringem Einkommen stellt der Mietzins eine grosse Herausforderung dar. Bei vier Fünfteln der armen Haushalte betragen die Wohnkosten mehr als 30 Prozent des Bruttoeinkommens. Um die Miete bezahlen zu können, müssen sich die Betroffenen in anderen Lebensbereichen einschränken. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) und der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Der Kanton Basel-Stadt unterstützt seit rund 20 Jahren Familien mit mindestens einem Kind bei der Miete. Die Höhe des Beitrags ist dabei abhängig vom Einkommen und Vermögen des Haushalts sowie von der Höhe des Mietzinses. In der Regel greift ihnen der Kanton jedoch mit Beträgen zwischen 50 bis 1000 Franken pro Monat unter die Arme. 

Die sogenannten Familienmietzinsbeiträge erfreuen sich grosser Beliebtheit. Wie Antonios Haniotis, Leiter des Amts für Sozialbeiträge, sagt, erhalten derzeit 1974 Familien Mietzinsbeiträge vom Kanton. «Im vergangenen Jahr bezahlten wir 9,5 Millionen dafür.»

Zahl verzehnfacht

Somit hat sich die Zahl seit 2009 fast verzehnfacht. Vorher lag die Zahl der Empfänger konstant bei etwa 200. Seither machen immer mehr Familien von dieser Leistung Gebrauch. Haniotis führt die steigende Nachfrage darauf zurück, dass diese «Leistung in den letzten sechs Jahren ausgebaut, bekannter und entsprechend mehr genutzt wurde». So ist die Einkommensgrenze angepasst und dadurch der Kreis der Anspruchsberechtigten erweitert worden. 

Für den Mieterinnen- und Mieterverband Basel steht hingegen fest: «Die steigende Nachfrage hat vor allem damit zu tun, dass es in Basel immer weniger günstige Wohnungen gibt», sagt Geschäftsführerin Patrizia Bernasconi. Sie begrüsst es grundsätzlich, dass es Familienmietzinsbeiträge gibt, aber: «Das kommt vor allem den Vermietern zugute. Der Kanton sollte auch mal anfangen, eigene Wohnungen direkt zu subventionieren.»

Kein Thema ist für die Regierung gemäss einem Bericht des «Regionaljournals Basel», dass der Kreis der Anspruchsberechtigten von den Familien auch auf Einzelpersonen ausgeweitet wird. Warum erklärt Haniotis: «Personen, die die Miete nicht bezahlen können, können dies bei der Sozialhilfe bzw. bei den Ergänzungsleistungen zur AHV oder IV geltend machen. In den entsprechenden Unterstützungsleistungen sind auch ausreichende Beträge für die Miete eingerechnet.»

Als Alleinstehender bekommt man 700 Franken von der Sozialhilfe für eine Wohnung. Für dieses Geld jedoch eine Bleibe zu finden, ist in Basel praktisch unmöglich geworden, wie ein Blick auf das Wohnportal «Homegate» zeigt.

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Wie schwierig die Wohnungssuche für Arme ist, können Sie hier nachlesen: Wer in die Sozialhilfe rutscht, dem droht der Verlust der Wohnung.

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