Viele wissen, dass vorbeugen besser ist als heilen. Auch in der Medizin gilt dieser Grundsatz – doch leben wir auch wirklich danach?
In meiner Hausarzt-Sprechstunde erlebe ich es jeden Tag: Patienten kommen wegen Erkältungskrankheiten, Rücken- und Muskelschmerzen, hohem Blutdruck, erhöhtem Cholesterin, Übergewicht, Erschöpfung zur Beratung.
Das sind Krankheiten, die wir gerne symptombezogen behandeln: Medikamente, Physiotherapie, Ernährungsberatung, Psychotherapie, Arbeitsunfähigkeit bezeugen. Oft leiden die Patienten beträchtlich, die Therapien und Arbeitsabsenzen kosten.
Häufig liesse sich die Entstehung vermeiden: gesunde Ernährung, genügend Bewegung und Schlaf, weniger Perfektion, Terminkalender nicht überladen, usw. Doch unsere Alltagsrealität gibt keine Anreize dazu: Gesunde Nahrungsmittel sind oft teuer, Bewegung ist mühsam, unsere Freizeitgesellschaft sowie unser Medienkonsum hindern uns am Schlafen, die Arbeit verlangt die sofortige Erledigung der Aufträge, Handy und E-Mail fordern ihren Tribut. Wundert es, dass wir davon krank werden?
Bei der Besprechung der vorbeugenden Massnahmen gibt es viele persönliche Hindernisse, diese umzusetzen. Das Krankenversicherungsgesetz regelt die Bezahlung von Krankheitsschäden, die Prävention ist fast nicht berücksichtigt. Vor kurzem haben National- und Ständerat das neue Präventionsgesetz bachab geschickt – mit der Begründung, dass Vorbeugung Privatsache sei.
Ich frage mich: Wäre es nicht erfreulicher (und letzlich auch billiger), wenn wir möglichst wenig Schäden hätten, dafür aber gesünder leben könnten? Die Brand- und Gebäudeversicherungen machen es uns vor!
Dr. med. Stefan Klarer, Hausarzt in Basel