Eine Zeichnung soll das wahre Spalentor temporär ersetzen – was allerdings nicht allen gefällt.
Freude herrschte! In der aktuellen Ausgabe der «Spale-Zytig» ist das «Trompe l’œil» Thema Nummer eins, das langersehnte Kunstwerk stehe vor der Realisierung und nun werde mit Aktionen dafür gesorgt, dass es auch bezahlt werden könne.
Es darf schliesslich nicht sein, dass Touristen den Reiseführer-Tipp befolgen, zum Spalentor pilgern – und nur eine Baustelle vorfinden. Nein, attraktiv sollte es sein, das Wahrzeichen, auch während der Renovation. Und was gibt es da besseres als ein «illusionistisches Gemälde, das mittels perspektivischer Darstellung eine nicht vorhandene Räumlichkeit vortäuscht»?
Blasse Zeichnung
So jedenfalls hatten sie sich das «Trompe l’œil» vorgestellt, die Menschen der Spalenvorstadt. Die Freude wurde auch nicht getrübt, als die Behörden ankündigten, anstelle eines Fotos ein Bild aufzuhängen. Auch Bilder können schön sein, so der vorfreudige Tenor der Laden- und Beizenbetreiber. Dann kam er, der Tag der Installation. Seither hat «Trompe l’œil» in der Spalenvorstadt eine neue Bedeutung: Das Wort steht für eine blasse, einfache Zeichnung, die kaum einen Touristen dazu bringen wird, den Fotoapparat zu zücken. Enttäuschung herrscht!
Nicht einmal die Botschaft, dass Sponsoren gefunden werden konnten (50 000 Franken Lotteriefonds, 5000 Franken Bürgergemeinde, 500 Franken Credit Suisse), hilft über die Enttäuschung hinweg. Die Spalentor-Uhr zeigt auf dem Bild zwar 17.20 Uhr, doch auch das ist eine Illusion: Feierabend ist erst Ende 2013, wenn das frisch renovierte Spalentor enthüllt wird.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 07.09.12