Vorwärts, marsch zur deutschen Republik

Am 21. September 1848 rief Gustav Struve in Lörrach die deutsche Republik aus. Drei Tage später war sie bereits Geschichte.

Am 21. September 1848 rief Gustav Struve in Lörrach die deutsche Republik aus. Drei Tage später war sie bereits Geschichte.

Gustav Struve (1805 bis 1870) war seinerzeit einer der bekanntesten Köpfe der badischen Republikaner. In den Jahren vor 1848 hatte sich der Jurist aus Mannheim als gewiefter Journalist in Szene zu setzen gewusst und mit dem Zensor Katz und Maus gespielt.

Struve kämpfte nicht nur mit der Feder für die freie Republik. Als im April 1848 republikanische Freischärler unter Führung von Friedrich Hecker im Südwesten Deutschlands einen Stützpunkt der Revolution zu schaffen versuchten, war Struve mit dabei. Nach dem Scheitern der April-Aktion gelang es Struve, sich auf die Schweizer Seite des Rheins abzusetzen. Hier machte er sich daran, die versprengten Kräfte neu zu organisieren.

Eigentlich hätte Struve gerne das Ende der Traubenernte abgewartet. Als aber am 18. September 1848 in Frankfurt Strassenkämpfe aufflammten, mochten die badischen Republikaner nicht mehr länger zuwarten.

Rede aus dem Rathausfenster

Am Nachmittag des 21. September marschierte Struve mit einem Dutzend Gefährten unbewaffnet von Basel nach Lörrach. Dort war inzwischen die mit den Republikanern sympathisierende Bürgerwehr unter Waffen getreten. Sobald Struve und seine Freunde in Lörrach eingetroffen waren, besetzten sie das Rathaus. Aus einem Fenster desselben hielt Struve eine Rede an das Volk, in der er alle aufforderte, mit Mut und Ausdauer für die deutsche Republik zu kämpfen.

Danach beschlagnahmte die provisorische Regierung unter Struve sämtliche öffentlichen Kassen und druckte die ersten Erlasse. Unter anderem wurden die badischen Bürgermeister angewiesen, die «sofortige Stellung der waffenfähigen Mannschaft und den Abmarsch derselben nach dem Hauptorte des Bezirks zu betreiben», wo sie sich den Revolutionstruppen anzuschliessen hatten. Mit den beschlagnahmten Geldern wurden Waffen und Munition gekauft.

Gefecht bei Staufen

Am 23. September, einem Samstag, marschierte der Hauptharst der Republikaner über Kandern und Schliengen nach Müllheim. Am nächsten Tag brachen sie von dort Richtung Freiburg auf. Sie sollten allerdings nur bis Staufen kommen. Dort erlitten sie gleichentags in einem Gefecht mit regulären Truppen eine Niederlage, die zugleich das Ende der von Struve ausgerufenen Republik bedeutete.

Struve und seine Gemahlin Amalie, die ihn begleitet hatte, konnten zwar aus Staufen fliehen, wurden aber bald aufgegriffen und eingekerkert. Amalie Struve wurde im April 1849 aus der Haft entlassen, Gustav Struve im Mai 1849 aus dem Kerker befreit.
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Am Montag, dem 21. September, findet im Rahmen des Tages der Demokratie 2015 in Lörrach eine Reihe von Veranstaltungen zur Erinnerung an die Geschehnisse von 1848 statt. Hier das Programm.

Quellen

– Amalie Struve: Erinnerungen aus den badischen Freiheitskämpfen (1850), in: Heftiges Feuer. Die Geschichte der badischen Revolution 1848 erzählt von Amalie und Gustav Struve, Rombach Verlag, Freiburg 1998.

– Gustav Struve: Geschichte der drei Volkserhebungen in Baden (1849), in: Heftiges Feuer. Die Geschichte der badischen Revolution 1848 erzählt von Amalie und Gustav Struve, Rombach Verlag, Freiburg 1998.

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