Vorzeitiges Aus für das Isteiner Bad

Nach knapp einem halben Jahr schliesst das als Zwischennutzungsprojekt weitergeführte Isteiner Bad seine Tore wieder. Weil der Kanton zu keinem Entgegenkommen bereit war, sehen sich die engagierten ehrenamtlichen Betreiber zur Aufgabe gezwungen.

Nach einem halben Jahr Zwischennutzung ist Schluss.

Nach knapp einem halben Jahr schliesst das als Zwischennutzungsprojekt weitergeführte Isteiner Bad seine Tore wieder. Weil der Kanton zu keinem Entgegenkommen bereit war, sehen sich die engagierten ehrenamtlichen Betreiber zur Aufgabe gezwungen.

Wer abergläubisch ist, mag dem Eröffnungsdatum eine gewisse Mitschuld geben. Am Freitag, 13. Dezember, feierten die Freunde des Isteiner Bads die Wiedereröffnung der öffentlichen Bade- und Waschanstalt an der Isteinerstrasse, für die sie sich so sehr ins Zeug gelegt hatten. Das Erziehungsdepartement wollte die öffentliche Badeanstalt vor gut einem Jahr schliessen. Mit einer Petition hatte die Interessengruppe aber einen Aufschub durchsetzen können beziehungsweise die privat getragene Weiterführung der Anstalt in Form einer Zwischennutzung bis Juni 2014.

Jetzt aber geben die Badbetreiber das vorzeitige Aus der Zwischennutzung bekannt. «Voller Wut haben wir beschlossen, unseren Schlüssel per 1. Mai abzugeben», schreiben die Freunde des Isteiner Bads in einer Medienmitteilung (PDF). Und weiter heisst es: «Wir sind empört, dass im ’sozialen Basel‘ ein Ausgleich zwischen den Rentenansprüchen der Beamtenschaft und den Bedürfnissen sozialer Angebote nicht mehr möglich sein soll.»

Keinerlei Entgegenkommen

«Natürlich hofften wir, dass das Bad über die halbjährige Zwischennutzungsfrist weiter bestehen bleiben würde», sagt Bruno Honold, der Präsident der Bade-Freunde. «Aber wir wurden mit der Tatsache konfrontiert, dass der Staat zu keinerlei Entgegenkommen bereit ist und eine Miete verlangt, die wir niemals im Leben bezahlen könnten.» Immobilien Basel Stadt hat die Räumlichkeiten des Bads als Büro- und Gewerberaum zu einer Netto-Rohbaumiete von 6100 Franken monatlich ausgeschrieben.

Der Staat ist in diesem Fall die baselstädtische Pensionskasse als Hausbesitzerin und das Erziehungsdepartement als ehemalige Betreiberin des Bads. Das Erziehungsdepartement hatte sich ja bereits vom Bad verabschiedet, da der Mietvertrag aber noch bis Sommer 2014 weiterlief die Räumlichkeiten für diese Zeit den privaten Betreibern überlassen. Die Pensionskasse wiederum beharrte mit Bezug auf «klare Vorgaben» auf dem Mietpreis.

Betreiber fühlen sich missbraucht

Die Freunde des Isteiner Bads hatten es geschafft, die Genossenschaft für integriertes Arbeiten Overall mit an Bord zu holen. Diese zeigte vor allem Interesse an der Weiterführung der Wäscherei und hat auch Kontakt mit Immobilien Basel-Stadt aufgenommen. «Zu diesem Mietpreis war dies aber nicht zu machen», sagt die stellvertretende Direktorin von Overall Eva Lehner auf Anfrage.

Die Betreiber ihrerseits fühlen sich durch den Kanton Basel-Stadt missbraucht. «Mit der uns angebotenen Zwischennutzung für ein halbes Jahr konnte der Kanton verhindern, dass sich die Hausbesetzerszene in den Räumlichkeiten einnistet», sagt Vereinspräsident Honold. Mit viel Herzblut, ungezählten und unbezahlten Arbeitsstunden habe sich das Team von Freiwilligen für die Weiterführung des Bades eingesetzt, das jetzt, wie es stets geplant war, demontiert werde.

Sozialnostalgie oder Bedürfnis?

Für Honold habe sich während der Zwischennutzungszeit gezeigt, dass das Interesse an einer solchen Anstalt nach wie vor vorhanden sei. «Weniger vielleicht an den öffentlichen Duschen und Wannenbädern, dafür aber an der Wäscherei und der Sauna», präzisiert er. «Zu den Besuchern des Isteiner Bads gehörten neben dem ehemaligen Stammpublikum auch Musiker des Christmas-Tattoos und Standbau-Arbeiter der Messe», sagt Honold.

Etwas skeptischer beurteilt die Architektin Barbara Buser die nun zunichte gemachten Zukunftsaussichten des Bads. Buser war über den Verein unterdessen, der die Zwischennutzung organisiert hatte, indirekt am Projekt beteiligt. «Ohne staatliche Unterstützung hätte man den Betrieb nicht weiterführen können», sagt sie. Sie bedauert, dass das Experiment nun abgebrochen werden muss, gibt aber gleichzeitig zu bedenken, dass ein solcher Betrieb halt offensichtlich nicht mehr dem Zeitgeist entspreche. 

Das Aus für Waschmaschinen und Tumbler

Das Aus für Waschmaschinen und Tumbler (Bild: Dave Joss)

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