Wallace und Gromit und das berühmteste Schaf der Welt

Wallace und Gromit waren vor 20 Jahren die wohl berühmtesten Knetfiguren. Heute hat ihnen ein einstiger Nebendarsteller den Rang abgelaufen: Shaun, das Schaf, spielt erstmals die Hauptrolle in einem Kinofilm.

Shaun das Schaf (mit weisser Haartolle hinter der Zeitung) trauert mit Wallace um Gromit, der im Gefängnis gelandet ist. (Bild: ©Aardman)

Wallace und Gromit waren vor 20 Jahren die wohl berühmtesten Knetfiguren. Heute hat ihnen ein einstiger Nebendarsteller den Rang abgelaufen: Shaun, das Schaf, spielt erstmals die Hauptrolle in einem Kinofilm.

1995, pünktlich zu Weihnachten, strahlte die BBC das dritte Abenteuer zweier Knetfiguren aus: Wallace und Gromit begaben sich in «A Close Shave» auf Verbrecherjagd. Damals waren der leicht dusselige Erfinder und sein Hund bereits berühmt – hatten sie doch zuvor herausgefunden, dass der Mond aus Käse besteht und einen kriminellen Pinguin zur Strecke gebracht.

Der britische Filmemacher Nick Park hatte die beiden Figuren erdacht und zusammen mit seiner Animationsfilm-Firma Aardman realisiert: Wallace, der Käse über alles liebt und morgens am liebsten (wie typisch britisch!) Porridge isst, und Gromit, seinen klugen Hund, der gerne mal die Augen verdreht ob seines Herrchens. Das tut er auch in «A Close Shave» mehr als einmal, und er hat auch allen Grund dazu. «There’s something very fishy going on», sagt Wallace ziemlich bald nach Beginn des Kurzfilms. Doch mit Fischen hat der Plot wenig zu tun, dafür umso mehr mit Hunden – und mit Schafen.


Denn das beschauliche Örtchen, in dem sie leben, leidet an Wollknappheit. Aus unerklärlichen Gründen verschwinden alle Schafe, die sonst die Wiesen rundherum bevölkern. Ehrensache, dass sich Wallace und Gromit auf die Spur der Übeltäter begeben und das Rätsel schliesslich auf spektakuläre Weise lösen. James Bond erblasste vor Neid, spätestens, als Wallace es schafft, eine ganze Schafherde auf einem einzigen Motorrad unterzubringen.

Der Erfolg war so gross, dass Wallace und Gromit zehn Jahre später vom Bildschirm auf die grosse Leinwand wechselten. Doch während die drei kurzen Episoden noch Handarbeit waren und man an einigen Stellen gar noch Fingerabdrücke auf den Figuren sehen konnte, musste für den langen Kinofilm eine neue, zeitsparende Technik gefunden werden – wodurch auch prompt etwas Charme verloren ging.

Ein freches Schaf

«A Close Shave» war in mehrfachem Sinne wegweisend. Denn die Episode führte auch eine Figur ein, die inzwischen Hund und Herrchen auf der Berühmtheitsskala wohl eingeholt hat: Ein kleines, freches Schaf mit Namen Shaun. Es landet versehentlich in Wallace‘ Haus und knabbert dort an, was es anzuknabbern gibt. Bis es im Keller entdeckt wird und – schmutzig wie der kleine Streuner ist – gewaschen werden soll. In Wallace‘ selbstkreiertem «Strick-O-Mat», der neben dem Waschen von Schafen auch das Scheren beherrscht.

Der langen Rede kurzer Sinn: Schaf Shaun läuft wegen einer Fehlfunktion der Maschine für den Rest des Filmes in einem Pulli rum. Was es aber nicht davon abhält, bei der Lösung des Rätsels kräftig und mit viel Geblöke mitzuhelfen.

Das Publikum liebte Shaun. Trotzdem dauerte es zwölf Jahre, bis die Aardman Studios die Idee hatten, dem Schaf eine eigene TV-Serie zu widmen, das sein Leben zwischen Bauer, von den Schafen geplagtem Hütehund und fiesen Schweinen auf dem Bauernhof zeigt. Seither kennt jedes Kind Shaun, das Schaf. Und wen erstaunt es also, dass nach 120 Episoden im Fernsehen nun auch Shaun die grosse Leinwand erobern will?

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«Shaun the Sheep – The Movie» läuft ab dem 18. März 2015 in den Kinos.

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