Was war zuerst, der Takt oder der Reim?

An der Rapsession der diesjährigen BScene in der Kuppel zeigte das Publikum viel Liebe für frischen lokalen Rap, Kuzco und Zitral wurden ordentlich gefeiert. Weniger leichtes Spiel hatten die Berner Fygeludi: Sie mühten sich ab und der Funke sprang trotzdem nicht über.

… ist zwar «alt, aber immer no fresh wie Sau.» (Bild: Alain Appel)

An der Rapsession der diesjährigen BScene in der Kuppel zeigte das Publikum viel Liebe für frischen lokalen Rap, Kuzco und Zitral wurden ordentlich gefeiert. Pech hatten die Berner Fygeludi: Sie mühten sich ab und der Funke sprang trotzdem nicht über.

Vielleicht ist 22 Uhr zu früh, vielleicht sind Rapfans auch einfach Spätankommer: Auf jeden Fall muss Kuzco am Freitag an der BScene seine ersten Lieder vor einer fast leeren Kuppel spielen. Doch die Zwischenräume lassen sich mit Nebel bestens kaschieren und der DJ sorgt dafür, dass sich die wenigen Leute immerhin bewegen. Kuzco hat eine Liveband mitgebracht und aufgrund technischer Probleme kommt diese früher zum Einsatz als geplant.

Das lohnt sich. Der Schlagzeuger Sascha F. ist so gut, dass er dem Rapper beim Duo zu «Apéro» beinahe die Show stiehlt. Kuzco tauft an diesem Abend sein Debütalbum «Milchstroossetournee» (das er als Gratis-Download zur Verfügung stellt). Er kann nicht nur rappen, er bastelt auch Beats. So stammt sein Album von A bis Z aus seiner Feder, die jazzigen Klänge und die frechen Reime. Ab Konserve klingt das sauber, frisch und eingängig. Live zumindest solide. Noch einige Auftritte und Kuzco rettet wohl Präzision und Stimmkraft auch auf die Bühne hinüber.

Die Plattentaufe wird mit Champagner begossen und inzwischen hat sich der Raum auch gefüllt. Doch dann passiert, was an der BScene immer passiert: Kaum sind die letzten Takte verklungen, leert sich die Kuppel mit einem Schlag, denn das Programm ist dicht gedrängt. Das ist schade für die nächste Band.

Fygeludi kommen aus Bern und legen ihre oft absurden Reime über elektronische Beats. Das hat grossen Unterhaltungswert, wovon leider fast niemand etwas mitbekommt. Auch wenn der Moderator den Lokalchauvinismus der Basler Hip-Hop-Szene in Abrede gestellt hat, müssen sich Fygeludi mit einer Handvoll Zuschauern begnügen. Die Berner zeigen, dass Rappen ein hartes Handwerk sein kann. Sie mühen sich ab, geben ihr Bestes, damit Stimmung aufkommt. Doch es hilft alles nichts, das Mienenspiel der beiden MCs verrät, wie frustrierend solche Geisterspiele sind.

Der Funke springt – reichlich spät – erst beim letzten Lied über. Dessen Message ist überdeutlich:

Und dann kommt Zitral, die Rampensau mit Rapreflex. Der MC aus Birsfelden rappt so präzis, dass man sich fragt: Was war zuerst, Takt oder Reim? Auf der Bühne steht ihm Pyro zur Seite, damit steigt die Dichte an hervorragenden Basler Rappern auf der Kuppelbühne beträchtlich.

Zitral ist gekommen, um ein paar Lieder aus seinem ersten Soloalbum «Rapmusig» zu spielen. Dieses kommt im Frühjahr. Vielleicht ist er aber auch einfach gekommen, weil ihm das Rappen höllisch Spass macht. Und nicht nur ihm. Endlich kommen auch die Zuschauer richtig in Fahrt, als hätten alle auf Zitral gewartet. Es scheint insbesondere ein persönliches Anliegen von DJ Freak zu sein, die Schweissporen im Publikum maximal zu öffnen. Immer wieder lässt er durchblicken, dass noch mehr drinliegen würde.

Zitral rappt so gut, weil er es schon ewig macht. Als Teil der «Stuberocker», auf zahlreichen Mixtapes, vor allem aber an unzähligen Freestyle-Sessions. Ein älteres Semester also, im besten aller Sinne. Oder wie Zitral sagt: «Ich bi alt, aber dasch gliich. Bi trotzdem fresh wie Sau, do könne die Junge iipacke.»

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