We ❤ Catherine und Eddies mintgrüne Sonnenstube

Dieser Balkon beim Erasmusplatz ist ein blühendes Wunder: Hier wird gegärtnert, geschlafen und die Seele ganz ohne Therapeut baumeln gelassen.

(Bild: Alexander Preobrajenski)

Unser Balkon ist nicht sehr gross, und wie man sieht, sind wir Jäger und Sammler: Mein Mann Eddie stammt aus Indonesien, darum gibt es viele asiatische Sachen, Fundstücke und Muscheln. Unser Prunkstück ist ein Batiktopf aus Ton. In diesen Töpfen werden auf Java Batik-Textilien gefärbt und gekocht.

Es war eine Riesensache, diesen Topf in die Schweiz zu transportieren, als mein Mann vor 20 Jahren hierherzog. Er hatte riesige Kisten bei sich, voller Statuen und anderen Sachen. Die kleine geflügelte Figur auf dem Regal ist aus Bali, die haben wir im Handgepäck mitgebracht.

Von unserer letzten Reise stammt das Keramik-Buschi, das wir auf einem Markt in Singapur fanden: Kinder und Fische bringen in China Glück, darum sind das beliebte Glückssymbole. Mein Mann hat auch chinesische Wurzeln, er ist ganz verrückt nach Fischen!


Doppelt gemoppelt: Kind + Fisch = doppeltes Glück.

Das Haus ist 1898 gebaut worden, der Balkon kam erst in den Dreissigerjahren dazu. Er ist unsere erweiterte Küche, im Winter unser erweiterter Kühlschrank und das Raucherzimmer. Ursprünglich war er wohl einmal als Wintergarten gedacht, wir haben die Glasscheiben behalten. So ist er gemütlicher, wenn es kalt wird.

Mein Mann und unsere beiden Kinder haben auch regelmässig auf dem Balkon übernachtet, der 13-Jährige macht das heute noch.


Mintgrüne Ergänzung: Der Balkon wurde nachträglich angebaut.

Blumen sind für mich wichtig, ich bin eine passionierte Gärtnerin. Hier im Batiktopf wachsen Lavendel, Goldmelisse für Tee und eine Bougainvillea. Und unser Ginkgo ist 30 Jahre alt: Man glaubt es kaum, aber er wächst ganz langsam.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Gärtnern den Gang zum Therapeuten erspart. Ich liebe es, wenn es um mich herum blüht. Ein Gemüsegarten wäre mein Traum, aber hier hat es dafür keinen Platz.

Ausserdem wird es im Sommer brütend heiss. Gewisse Pflanzen vertragen das nicht. Ich hatte einmal eine schöne Klematis, aber die ist hinter dem Glas verbrannt. Ich habe dann zwar versucht, einen Sonnenschutz aus Stoff zu basteln, aber das hat nicht richtig funktioniert. Ich könnte höchstens einmal eine Chilipflanze hier ziehen, die mögen es heiss. Chili ist gut für die Laune.

Die Farbwahl der Fassade ist das gruppendynamische Ergebnis einer Hausgemeinschaft: Unser Nachbar im unteren Stock ist ein grosser Griechenland-Fan und wollte unbedingt ein pfefferminzgrünes Haus. Leider ist er auch farbenblind, und so haben wir uns für die Tür- und Fensterstürze auf ein Violett geeinigt, damit er den Unterschied überhaupt erkennt.


Schöner Ausblick: Bellevue mit schwarzen Stubentiger auf dem Dach.

Im Nachhinein sind wir über die Farben aber sehr glücklich: Meine Nachbarin im Parterre hat ein Faible für Mexiko, und auch dazu passt das Mint sehr gut. Wir mögen es nun mal bunt, mein Mann Eddie macht ja auch sehr farbige Kunst.

Im Hinterhof ist immer etwas los, hier steht der Ausstellungsraum BelleVue, es gibt Marder und Fledermäuse, Mauersegler – und Taubenschwänzchen: Diese Insekten propellern wie Kolibris an Ort und Stelle und strecken dann ihre kleinen Rüssel in die Blüten. Irrsinnig!

Die Geschichte von Catherine und Eddie Hara hat Hannes Nüsseler festgehalten.

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