Bei der Wettsteinbrücke sah man dieses Wochenende nicht nur die Rheinschwimmer im Wasser. Auch auf dem Wasser war einiges los: Das Weidlingswettfahren des Fischerclubs Basel lockte viele Zuschauer an.
Der Fischerclub Basel (FCB) führte dieses Jahr wieder das nationale «Einzelweidlingswettfahren» durch. Für die unerfahrene Zuschauerin eine Wassersportart, die nicht ganz einfach zu verstehen ist. Es geht dabei nicht nur um Schnelligkeit und Muskelkraft, sondern ebenso sehr um Geschicklichkeit und Präzision. Aber der Reihe nach: Die Wasserfahrer massen sich in den Kategorien «Aktive», «Junioren» und «Jungfahrer». Für jede Kategorie gab es eine vorgeschriebene Route, wer sie nicht einhalten konnte, dem wurden Strafsekunden an seiner Fahrzeit abgezogen.
Die erste Herausforderung bestand darin, eine bestimmte Strecke gegen die Strömung zu «stacheln», also sich mit Muskelkraft flussaufwärts zu stossen. Nach der Wendung galt es, sich flussabwärts zuerst möglichst geschickt an einem Brückenpfeiler vorbei, dann durch zwei Bojen hindurch zu manövrieren. Dann folgte eine «Landung», bei der man am Ufer möglichst genau bei der Markierung den Weidling kurz zum Stehen bringen, bevor man die letzten Meter bis zum Ziel wieder «heraufstacheln» musste.
Achtung Rheinschwimmer
Trotz der grossen Hitze meisterten die Teilnehmer ihre Aufgabe mit Bravour und das Publikum quittierte deren Leistung immer wieder mit grossem Applaus. Für empörte Rufe aus den Reihen der Zuschauer sorgten hingegen manche Rheinschwimmer. Obwohl oberhalb der Wettkampfstrecke ein Boot positioniert war, welches die Schwimmer auf das Rennen hinwies, sah man immer wieder die bunten Schwimmsäcke neben und vor den Wettkampfbooten. Das war zum einen gefährlich für die Schwimmer, zum andern war die Frustration bei den Wasserfahrern, die wegen ihnen eine Zeiteinbusse verbuchen mussten, gross. Auch kam es zu einigen heiklen Situationen, die jedoch zum Glück glimpflich ausgingen.
Fischerei als Ursprung
Der Wettkampfsport mit Weidlingen wird vor allem auf den grossen Flüssen in der Deutschschweiz ausgeübt. Allein im Kanton Basel-Stadt gibt es acht Wasserfahrt-Vereine. Die restlichen reisten aus der Region Aarau und aus Bern an. Der Sport hat seinen Ursprung in der Fischerei, die früher mit Weidlingen praktiziert wurde. Mit der Zeit fing man an, sich darin zu messen, wer die Weildinge am schnellsten und am geschicktesten fortbewegen konnte. Verbreiteter als das Einzelwettfahren ist auch heute noch der Wettkampf im Zweierteam.
Früher waren die Boote noch aus Holz. Man musste sie, um sie fahrtauglich zu machen, zuerst im Fluss einlegen. Dort saugten sie sich dann mit Wasser voll, sodass sich die Lücken zwischen den Holzlatten schlossen. Heute werden die Weidlinge hauptsächlich aus Kunststoff hergestellt. Für ein ungefähr 320 Kilogramm schweres und zehn Meter langes Boot bezahlt man beim Bootsbauer um die 20’000 Franken. Für ein fünf Meter längeres «Langschiff» muss man mit doppelt so hohen Kosten rechnen.
Engagierte Jugend
Mit zwölf Jahren kann man mit dem Training des Wasserfahrens beginnen. Im Sommer gibt es jeweils ein Jugendlager, wo man unter anderem auch Motorbootfahren lernt. Das scheint für viele Jugendliche attraktiv zu sein, Nachwuchsprobleme hat der Fischerclub Basel gemäss Pressesprecher Marco Liechti jedenfalls nicht. Der Club habe viele engagierte Jungfahrern und Junioren. Was sich auch auf dem Festgelände zeigte, denn wer nicht am Wettkampf teilnahm, half an einem Stand tatkräftig mit.
Und mit Stolz konnte der Fischerclub Basel nach dem Wettkampftag bekanntgeben, dass er zwei neue Schweizermeister in der Kategorie Jungfahrer in seinen Reihen habe.