Weil Personalmangel droht, soll der Beruf attraktiver werden

In wenigen Jahren könnte Basel zu wenig Altenpfleger haben. Die Basler Pflegeheime und die Spitex wollen das ändern und werben für ihren Beruf.

Pflegerinnen arbeiten lieber im Spital als für die Spitex oder im Altersheim. 

(Bild: Nils Fisch)

In wenigen Jahren könnte Basel zu wenig Altenpfleger haben. Die Basler Pflegeheime und die Spitex wollen das ändern und werben für ihren Beruf.

Als Heike Bittel im Jahr 2013 Geschäftsführerin des Altersheims Holbeinhof wurde, glaubte ihr zuerst niemand, dass sie lange bleiben würde. Denn vorher war Bittel Direktorin einer Rehaklinik gewesen und hatte unter anderem das Spital Dornach geführt.

Eine Direktorin eines Spitals geniesse viel mehr Ansehen als die Leiterin eines Altersheims, sagt Bittel. «Die Altenpflege hat kein Prestige.»

Im Spital geht es darum, den Tod zu besiegen – vorläufig. Und unsere Gesellschaft liebt die Kraft und den Sieg.

In der Alterspflege ist der Tod dagegen schon so nahe, dass man ihn nicht mehr besiegen kann. Im Altersheim wird überdeutlich, dass die Niederlage gegen den Tod nur eine Frage der Zeit ist.

Angst um den Nachwuchs

Das schmerzt nicht nur die Betagten, sondern auch das Personal. Bittel nahm für ihren neuen Job im Altersheim eine Lohneinbusse von zwanzig Prozent in Kauf. Und auch Pflegerinnen und Pfleger verdienen in Altersheimen oder bei der Spitex weniger, wie Stefan Schütz, der Geschäftsführer der Spitex Basel bestätigt. Auch sie wollen lieber ins Spital.

Deswegen fürchten die Altersheime und die Spitex um ihren Nachwuchs.

Der Bundesrat rechnet damit, dass die Schweiz bis in vier Jahren 17’000 zusätzliche Altenpfleger braucht, gleichzeitig werden 60’000 Pflegerinnen und Pfleger pensioniert. Schütz: «Wir machen uns Sorgen, dass wir auch in Basel bald zu wenig Pfleger haben.»

Die Spitex Basel und der Verband Basler Alterspflegeheime haben deshalb eine neue Broschüre herausgegeben. Damit wollen sie Politikern und Partnerorganisationen klarmachen, was die Langzeitpflege will und braucht (siehe Kasten).

Altenpfleger kennen ihre Patienten gut

Allerdings hat der Job des Altenpflegers bereits heute etwas, das ein Spital nicht bieten kann: menschliche Nähe. So sieht es zumindest Petar Georgiev, der für die Spitex arbeitet. Was er an seinem Job liebt: «Ich baue enge Beziehungen zu den Patienten auf. Dabei helfe ich ihnen, kriege aber viel zurück.»

Bittel sieht das ähnlich. Im Spital gehe es nur darum, den Patienten Medikamente zu geben, die medizinischen Maschinen zu überprüfen und den Körper instand zu halten. In der Altenpflege sei das anders. «Da geht es um den Menschen, um seine Psyche, darum, wer er ist, wie es ihm geht.»

Im Altersheim muss man sich nie langweilen

Ausserdem seien die Aufgaben vielfältiger geworden. «Früher ging es darum, die Leute aufzubewahren bis zum Tod», sagt Bittel. Doch heute werde den Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern etwas geboten. «Die Leute machen, was ihnen Spass macht – im Altersheim muss man sich nie langweilen.»

Zudem sind Altenpfleger selbstständig und können auch einmal Entscheidungen treffen, die im Spital nur der Arzt trifft. Im Altersheim ist kein Arzt vor Ort – und bei Hausbesuchen der Spitex sowieso nicht. «Die Pfleger haben viel mehr Verantwortung – das ist motivierend», sagt Schütz.

 

Forderungen aus der Altenpflege

Der Verband Basler Alterspflegeheime und die Spitex Basel haben eine neue Broschüre herausgegeben. Ihre Forderungen wollen sie nationalen und lokalen Politikern präsentieren. Sie fordern unter anderem:

  • Die Pflegerinnen und Pfleger der Spitex und in Altersheimen sollen mehr selber entscheiden können, ohne sofort zum Arzt rennen zu müssen.
  • Eine entsprechende parlamentarische Initiative ist im Nationalrat gescheitert, der Schweizer Pflegefachverband hat eine Volksinitiative angekündigt.
  • Die Fachhochschulen sollen angehende Pflegefachpersonen weniger zu Spezialisten ausbilden, Langzeitpflegende brauchen ein breites Fachwissen.
  • Neben medizinischen Kompetenzen sollen Pflegerinnen und Pfleger auch psychologisches Wissen erhalten.
  • Betriebe, die Pflegerinnen und Pfleger ausbilden, sollen vom Staat Geld erhalten.

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