Wenn Peter Vogt etwas für die Umwelt tun will, steigt er in sein Auto, den Kofferraum voll mit Wasserkanistern. Vogt, der für die SVP im Einwohnerrat Riehen sitzt, ist mit seiner Geduld am Ende. Seit Wochen beobachtet er, wie es den Bäumen an der Bäumlihofstrasse immer schlechter geht. «Manche stossen bereits ihr Laub ab.»
Sowohl beim Riehener Gemeindegärtner als auch bei der Stadtgärtnerei in Basel hat Vogt schon um Hilfe für die darbenden Bäume gebeten. Ohne Erfolg. «Die einen haben angeblich zu wenig Ressourcen, und die Stadtgärtnerei könne sich nicht um alle Bäume einzeln kümmern.» Er hegt gar den Verdacht, das Niederholzquartier werde gezielt vernachlässigt. «Die Bäume im Dorfzentrum werden nämlich gewässert», so Vogt.
Wasser zu den Bäumen tragen
Also wurde er eben selbst aktiv. Nun karrt Vogt täglich Wasser an die Bäumlihofstrasse. 70 Liter pro Ladung, er hat sich gerade eben noch weitere Kanister gekauft. Natürlich reicht diese Menge nirgendwohin. Das weiss er auch selber. Vogt hat sich deshalb an die Öffentlichkeit gewendet:
«Wenn sich 50 Personen beteiligen, täglich zwei Pet-Flaschen voll Wasser den Bäumen an der Bäumlihofstrasse zu geben, kommen in einer Woche über 1000 Liter zusammen», schreibt er in einer Mail an die lokalen Medien. Dazu hat er 800 Flyer drucken lassen, die er entlang der Bäumlihofstrasse verteilen will. Hoffnung setzt er insbesondere in die Schulen, «es wäre doch schön, wenn wir als Bevölkerung diese Bäume retten könnten».
Sein Aufruf endet mit dringlichen Worten: «Jeder Liter Wasser hilft den Bäumen!»
Doch stimmt das wirklich? Die Stadtgärtnerei hat Ende Juli, mitten in der Dürreperiode, eine Mitteilung veröffentlicht. Darin wird aufgrund langer Trockenheit davor gewarnt, dass in Parkanlagen Äste abbrechen. Besonders die älteren Bäume seien von diesen «Trocken- oder Sommerbrüchen» betroffen.
Die Behörde schreibt weiter:
«Die Stadtgärtnerei bewässert Jungbäume in Grünanlagen und in Strassenalleen regelmässig. Hingegen ist es schwierig, älteren Bäumen durch Bewässern zu helfen. Sie haben ein tief- und weitreichendes Wurzelwerk und gelangen mit ihren Saugwurzeln im Idealfall bis zum Grundwasser. Wo sie dies aufgrund der Trockenheit nicht mehr erreichen können, bringt auch ein Bewässern von oben wenig.»
Ist Vogts Aktion also nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heissen Stein?
Die Idee fruchtet nur bedingt
Emanuel Trueb, Leiter der Stadtgärtnerei, begrüsst die Bürgerinitiative grundsätzlich. «Alles, was die Natur wieder etwas in den Fokus der Bevölkerung rückt, ist willkommen. Die grosse Trockenheit dieses Sommers hatte einen Vorteil, sie hat den Menschen wieder einmal gezeigt, dass eine reiche Stadtflora keine Selbstverständlichkeit ist.»
Skeptischer ist Trueb, was den effektiven Nutzen der Bewässerungsaktion betrifft. «Grundsätzlich muss das Wasser dorthin, wo die Wurzeln fein genug sind, es aufzunehmen. Diese sogenannten Saugwurzeln befinden sich nicht in der Nähe des Stammes, sondern entweder tief im Boden oder weit aussen verästelt.»
Ganz umsonst sei die Sache aber nicht. «Das Wasser wird vorwiegend der Vegetation an der Oberfläche zugute kommen. Davon profitiert indirekt auch der Baum.»