Pünktlich zum ersten Advent beschert uns das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» die Rangliste der 300 reichsten in der Schweiz wohnhaften Menschen. Doch die bildet nur die oberste Spitze des Reichtumsberges ab.
Unter den 300 aufgeführten Reichsten finden sich mittlerweile über 130 Milliardäre – angeführt von den Erben Kamprad (Besitzerfamilie von Ikea), die mit sagenhaften 42 bis 43 Milliarden Franken zu Buche stehen. Die armen Schlucker unter den Reichen, die es «nur» auf 100 bis 200 Millionen Franken Vermögen bringen, gehen in der Auflistung beinahe unter: Gerade noch 42 konnten in diesem Jahr berücksichtigt werden.
Das heisst aber umgekehrt, dass die Zahl der Schwerreichen mit über 100 Millionen Franken Vermögen deutlich höher sein muss als 300. Und in der Tat verkündet der seit Jahren für die Reichstenforschung zuständige «Bilanz»-Redaktor Stefan Lüscher, dass sich locker eine Liste der 500, 600 oder 700 Reichsten zusammenstellen liesse, ohne dass man dafür die Eintrittsschwelle von 100 Millionen senken müsste (zur kompletten Liste bei der «Bilanz»).
Schlusslicht mit einer halben Milliarde
Die Wirtschaftsregion Basel gehört zu den erfolgreichsten des ganzen Landes. Es läge deshalb nahe, hier auch eine extreme Häufung besonders reicher Menschen zu vermuten. Stimmt nicht ganz: Basel-Stadt und Baselland bringen es zusammen auf gerade mal 15 Positionen (siehe Tabelle). Die aber haben es in sich. Der Kanton Basel-Stadt mit insgesamt sieben Superreichen in der Rangliste belegt mit zweien davon die Ränge 2 und 4.
Der Familienclan der Hoffmanns und Oeris, der die Stimmenmehrheit am Roche-Konzern hält, hat von der günstigen Börsenentwicklung im letzten Jahr profitiert und sein Vermögen um zwei auf 26 bis 27 Milliarden Franken vergrössert. Allein die Dividendeneinnahmen aus dem Aktienpaket belaufen sich auf 700 Millionen im Jahr.
Der zweite Name aus den Top 10 ist nur mit einigen Vorbehalten Basel zuzuordnen: Die Textilhändler-Familie Brenninkmeijer, welche unter anderem die Handelskette C&A betreibt, hat zwar ohne Zweifel die Schweiz zur Wahlheimat erkoren, verteilt sich aber auf mehrere Kantone, darunter auch Zürich und Zug.
Das «Schlusslicht» der baselstädtischen Rangliste bildet die Familie Grisard, die mit Holz und Treibstoffhandel reich wurde. Sie steht aber auch mit immerhin 500 bis 600 Millionen Franken Vermögen zu Buche. Was darauf schliessen lässt, dass die «Dunkelziffer» schwerreicher Baselstädter sehr hoch sein muss. Höher jedenfalls als im Kanton Baselland, wo das niedrigste in die Liste aufgenommene Vermögen die 200 bis 250 Millionen Franken von Alice Huxley ist.
Reichtum lässt sich zwar lokal und regional anhäufen – aber nicht anbinden.
Interessant sind auch jene Reichen, die wir als eingesessene Basler wahrnehmen, deren Vermögen aber woanders aufscheint. Marcel Ospel zum Beispiel, ehemals Bankverein- und UBS-Chef, geborener Kleinbasler, aktiver Fasnächtler mit letztem Basler Wohnsitz in einer Villa im Gellert, wird von der Bilanz jetzt als Einwohner des Kantons Schwyz erfasst.
Wie übrigens auch unser aller Lokalmatador Roger Federer, der seine gut 300 Millionen dort versteuert. Oder Henry B. Meier, der sein Vermögen als Finanzchef der Roche hegte und pflegte, später am Münsterplatz wohnhaft war und nun zu den Reichen im Kanton Zug zählt. Oder Nationalversicherer-Familie Theler, die heute im Bündnerland domiziliert ist.
Reichtum, das lehren uns diese Beispiele, lässt sich zwar lokal und regional anhäufen – aber nicht anbinden. Meistens profitiert ja die Schweiz davon: Ein erheblicher Anteil der Reichsten aus der «Bilanz»-Liste stammt aus dem Ausland – die meisten aus Deutschland. Etliche dieser «masseneingewanderten» Reichen erfreuen sich in ihrer Wahlheimat des Pauschalbesteuerungs-Privilegs. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.