Wer ist der Youtuber Ask Switzerland?

Youtube ist die Plattform einer neuen Generation von Berühmtheiten. Auch ein Basler buhlt dort um Likes und Shares: Mit seinem Kanal «Ask Switzerland» hat sich Lionel Battegay in der Schweiz einen Namen gemacht.

Lionel Battegay alias «Ask Switzerland» hat als erster Schweizer Youtuber einen Bundesrat interviewt.

(Bild: Eleni Kougionis)

Youtube ist die Plattform einer neuen Generation von Berühmtheiten. Auch ein Basler buhlt dort um Likes und Shares: Mit seinem Kanal «Ask Switzerland» hat sich Lionel Battegay in der Schweiz einen Namen gemacht.

Verschämtes Kichern vom Tisch nebenan. Zwei tuschelnde Teenies wollen ein Selfie – nicht mit uns natürlich, sondern mit Lionel Battegay. Dieser lässt sich nicht zweimal bitten: Abgeklärt wie ein Profi sucht er den perfekten Winkel, lächelt selbstbewusst in die Kamera und drückt selbst ein paar Mal ab. Die Mädchen freuts, ihn auch. Breit grinsend kommt er zurück.

Lionel Battegay ist «Ask Switzerland», ein Youtuber aus Basel. Rund 30’000 Abonnenten folgen seinem Kanal, sein meistgeklicktes Video haben mehr als 200’000 Leute angesehen. Das ist im internationalen Vergleich natürlich nichts, im Schweizer Vergleich schon eher was und im Basler Vergleich sogar ziemlich super.

In den Kommentarspalten unter seinen Videos fordern die Fans den 19-Jährigen dazu auf, die nächste Strassenumfrage in ihren Städten zu machen. Dafür kommen sie dann schon mal extra dorthin, wo sich Lionel in den Sozialen Medien im Vorfeld ankündigt. Das macht er nämlich: Durch die Schweiz touren, seine Interviewpartner auf der Strasse «Basics» fragen – so nennt er seine Wissens- und Schätzfragen – und anschliessend die lustigsten, falschesten und peinlichsten Antworten zu kurzen Videos zusammenschneiden.

Das Konzept ist einfach und funktioniert. Antworten wie «Bern» auf die Frage nach dem Hauptort des Kantons St. Gallen zum Beispiel oder dass einen der eigene Vater beim Masturbieren erwischt hat, sind Dinge, die seine junge Youtube-Community abfeiert. Dass die Interviewten teilweise vorgeführt und blossgestellt werden, ist irgendwie Sinn der Sache.

Lionel sieht das etwas anders und fühlt sich nicht dafür verantwortlich, wie die Leute in seinen Videos rüberkommen: «Ich stelle nur die Fragen und inszeniere nichts.» Ausserdem frage er jeweils nach, ob er das aufgenommene Material wirklich verwenden dürfe. Denn seine Videos haben eine grosse Reichweite: «Blick am Abend» veröffentlicht eine Auswahl von ihnen auf seinem Online-Portal. «Dort erreichen sie teilweise noch mehr Personen als auf meinem Kanal.»

Wer weiss, wie schwierig es ist, Passanten vor die Kamera zu kriegen, merkt, dass Lionel etwas richtig macht. Seine Erklärung für den Erfolg: «Ich sage zwar gleich zu Beginn, wo das Interview später landet, aber ich sehe immer noch aus wie ein 16-jähriger Schüler, der für ein Schulprojekt unterwegs ist.»

Während er in seinen Videos normalerweise selbst auf Vorurteilen und Klischees rumreitet, nutzt er sein Aussehen und seine Art in diesem Fall geschickt aus. Er frage jeweils ganz höflich, wirke dabei möglichst unschuldig und spiele «so ein bisschen den perfekten Schwiegersohn». Wichtig sei dann, dass ein Dialog entstehe und sich seine Gesprächspartner ernst genommen fühlen. Dann läufts.

Dafür muss sich der künftige HSG-Student aber eigentlich nicht gross verbiegen. So wie er sich in den Videos gibt, ist er auch in echt. Bedacht darauf, was und wie er etwas sagt und schlagfertig und provokant in seinen Antworten.

Dass man ihn mittlerweile nach zwei Jahren Youtube-Präsenz auf der Strasse erkennt und anspricht, ist für ihn fast schon normal geworden. Selfie-Aktionen kommen öfters vor – meistens dann, wenn er seine blaue Daunenjacke trägt. Mit dieser war er zum Beispiel auf der Suche nach der «W. Nuss vo Bümpliz» in Bern. «Die Jacke ist bekannter als ich.»

Als erster Schweizer Youtuber interviewte der Basler im Dezember 2015 ein Bundesratsmitglied: Johann Schneider-Ammann stand ihm vor eineinhalb Jahren Rede und Antwort, auch Guy Morin hatte der Basler schon vor der Linse. Als politisch will sich Lionel als Youtuber trotzdem nicht verstanden wissen. Es gehe ihm darum, etwas zu machen, was es in der Schweiz bis anhin so nicht gebe. «Also keine Let’s Plays auf Mundart oder so.» 

Privat engagiert sich Lionel bei den Jungfreisinnigen. Basel-Stadt sei zu links, man solle die Unternehmenskultur verbessern und Unternehmen dafür belohnen, wenn sie Risiken eingehen, findet er. In seinen Videos merkt man nichts von seiner Einstellung. «Aber ich disse sowohl die junge SVP als auch die Juso. Oder die SVP und die SP.» Bis vor kurzem produzierte er für den «Blick am Abend» ebenfalls Statements zu politischen Diskussionen wie der Cannabis-Legalisierung.

Ein Vorbild oder Idol habe er nicht, weil er sein eigenes Ding mache. «Ich mache das einfach, weil es mir Spass macht. Man sagt zwar, jedes Like schütte Dopamin aus. Ich bin zwar kein Neurologe, aber die positive Resonanz ist die beste Belohnung, die man sich vorstellen kann.» Dass seine Videos so viel Beachtung finden würden, hätte er nie gedacht.



Der Basler Youtuber Ask Switzerland oder Lionel Battegay.

Der Basler Youtuber Ask Switzerland oder Lionel Battegay. (Bild: Eleni Kougionis)

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