Basel-Stadt will diesen Sommer seine 30 selbstreinigenden WC-Anlagen versuchsweise gratis anbieten. Das kostet den Kanton eine schöne Stange Geld, dafür hofft man aber, Wildpinkler vermehrt an die Schüsseln locken zu können.
Der «Blick» wollte es wissen und begleitete nachts eine Polizeipatrouille «im kriminellsten Kanton der Schweiz», also in Basel. Die Ausbeute dieses Spezialeinsatzes: Das «Blick»-Team konnte über eine Busse wegen Hasch-Besitz berichten und über einen gebüssten Wildpinkler oder «Söiniggel», wie zu lesen ist.
Wildpinkler sorgen vor allem im Sommer für Probleme (und vor allem üble Gerüche). Weil alle Strafandrohungen und mobilen Extra-Pissoirs das Problem nicht zu lösen vermögen, will der Kanton dieses Jahr versuchsweise einen Schritt weitergehen. Das heisst, er muss es, weil dies in einem politischen Vorstoss von Grossrat Heiner Vischer (LDP) und rund vierzig mitunterzeichnenden Grossrätinnen und Grossräten so gefordert wird.
Gratis-Nutzung von selbstreinigenden WC-Anlagen
Dieser Schritt ist ein Entgegenkommen an die Wildpinkler, die unter Kleingeldmangel leiden oder sehr geizig sind. Im Rahmen eines Versuchs werden bis September 2017 sämtliche 30 selbstreinigenden WC-Anlagen in der Stadt Basel kostenlos angeboten. «Damit soll untersucht werden, welchen Einfluss die Gratisnutzung der WC-Anlagen auf das Wildpinkeln, die Nutzungsfrequenzen, den Vandalismus und den Anlagenverschleiss hat», teilt das Tiefbauamt Basel-Stadt mit.
Die Benutzung dieses Pissoirs kostete vorher schon nichts. (Bild: Alexander Preobrajenski)
Das kostet natürlich etwas: Einerseits muss der Kanton auf die Einnahmen aus den WC-Automatenkassen verzichten. Das Tiefbauamt beziffert diese Mindereinnahmen mit rund 85’000 Franken. Dazu kommen nicht ausgewiesene Kosten für die Umrüstung der Anlagen auf Gratisbetrieb sowie allfällige Mehrkosten durch einen «erhöhten Verschleiss» und zusätzliche Reparaturen.
«Der Kampf gegen das Wildpinkeln hat seinen Preis, muss aber im Interesse der Stadt geführt werden», heisst es in der Mitteilung. Ob sich der Preis in diesem speziellen Falle lohnt, will der Kanton ab Oktober entscheiden, wenn die Resultate aus dem Versuch vorliegen.
Wie viele Liter Urin Wildpinkler jährlich an Bäumen, in Vorgärten und Hauseingängen hinterlassen, ist statistisch nicht erfasst. Zahlen gibt es indes über die Nutzung der stationären und mobilen WC-Anlagen: 2015 flossen in die drei bis vier mobilen Pissoirs 45’850 Liter Urin. Die 30 selbstreinigenden WC-Anlagen verzeichneten 265’000 Nutzer, die vier saisonalen WC-Container mit 261’000 beinahe ebenso viele. Keine Besucherzahlen erhoben werden in den 55 konventionellen WC-Anlagen und dem einzigen permanenten WC-Container.